"Gute Aussichten": Preisgekrönte, junge Fotografie in Hamburg
Die Ausstellung im temporären Haus der Photographie im Phoxxi in den Deichtorhallen zeigt preisgekrönte Werke junger Fotografinnen und Fotografen. Mit dem Wettbewerb bekommt der Nachwuchs eine breite Öffentlichkeit.
Ein Junge in Militäruniform blickt cool in die Kamera – ein etwas Jüngerer sitzt auf dem Foto daneben, blutend, mit einem Gewehr auf den Knien teilnahmslos auf dem Fußboden - schockierende Bilder. Die Fotos sind echt, erklärt die Fotografin Natalia Kepesz, und nicht etwa gestellt. "Das sind Militärcamps für Kinder, die in Polen organisiert werden – es ist eine Freizeitaktivität für Kinder im Sommer."
"Krieg Spielen" in den Sommerferien
Die Fotografin stammt selbst aus Polen, lebt aber schon lange in Deutschland. Diese martialische Freizeitbeschäftigung in ihrer Heimat beschäftigt sie sehr. "Die Verbindung zum Krieg in Polen ist sehr ambivalent und schwierig - der Krieg wird sehr stark romantisiert." Geschichten über Heldentum kenne sie von früher als Gute-Nacht-Geschichten. "Ich will da einfach tiefer graben. Und das sind auch meine Heimat- und meine Kindheitserinnerungen und das versuche ich auf eine Art zu verarbeiten."
Heile Welt der Musterhäuser
Ganz anders die Fotos von Fiona Körner: Ein gepflegter Garten mit Rasensprenger, ein junges Paar auf einem Sofa in einem schicken Wohnzimmer. Körner ist quer durch Deutschland gereist und hat die heile Welt der Musterhausparks besucht und fotografiert. Vor allem eines habe sie fasziniert: "Dass wir alle das Bedürfnis haben, uns nach außen zu repräsentieren und dass es dann einen Markt gibt, der genau diese Idee aufnimmt und daraus ein Produkt schafft." Mit der Realität habe das wenig zu tun und auf individuelle Wünsche gehe so ein Musterhaus auch nicht ein.
Fotos von Kindern, die früh erwachsen sind
Tamara Eckhardt hat Kinder in Irland fotografiert, die in prekären Verhältnissen aufwachsen. Sie alle blicken ernst und erwachsen in die Kamera. Allegra Kortlang zeigt auf ihren durchaus humoristisch und anarchistisch gefärbten Bildern, wie Menschen mithilfe dämlicher Latexmasken über dem Kopf und T-Shirts mit Brustbehaarung digitale Gesichtskontrolle analog überlisten.
Auffällig sind die Schwarz-Weiß-Bilder von Alexander Kadow: Wie feine Radierungen wirken die wolkenartig schwebenden, filigranen Gebilde. Dabei waren das ursprünglich mal Röntgenbilder! Damit habe er eine "machine-learning-software" gefüttert, um diese zu trainieren. "Und daraus wurde dann neues Bildmaterial erzeugt, das ich dann wiederum mit originalen Röntgenbildern collagiert habe. Dadurch entsteht aus dem Bildmaterial diese grobkörnige Struktur von den Röntgenbildern und dieses Wolkenartige, Pixelige."
Querschnitt der besten Arbeiten
"Gute Aussichten" zeigt jedes Jahr einen Querschnitt der besten Arbeiten. Dieses Mal sind die Arbeiten von gleich zwei Jahrgängen zu sehen, die eine achtköpfige Jury ausgewählt hat. Insgesamt 14 Fotografinnen und Fotografen stellen aus. Mehr als 70 Absolventinnen und Absolventen von 30 deutschen Hochschulen hatten sich beworben. Der Nachwuchspreis geht jetzt bereits ins 18. Jahr.
Fotografie mit immer größerem Spektrum
Familie, Beziehungen, Bedrohungen durch Krieg und digitale Überwachung, die künstliche Welt von social media – all dies sind Themen, die die junge Generation von Fotografinnen und Fotografen beschäftigen. Die Arbeiten sind spannend und interessant, denn: durch die Digitalisierung eröffnet sich diesem Medium ein immer größeres Spektrum, was die Bilder der jungen Generation packend und aufregend widerspiegeln.
"Gute Aussichten": Preisgekrönte, junge Fotografie in Hamburg
Die Ausstellung im temporären Haus der Photographie in den Deichtorhallen zeigt Bilder von 14 Preisträgerinnen und Preisträgern.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Phoxxi
Deichtorstraße 1-2
20095 Hamburg
- Öffnungszeiten:
- Dienstag bis Sonntag
11 Uhr bis 18 Uhr