Reisefotograf Michael Runkel: Zwischen Schönheit und Abgrund
Seit mehr als 35 Jahren ist Michael Runkel an Traumorten, verwunschenen Stätten und majestätischen Landschaften unterwegs. Er zeigt die Schönheit der Welt - und ihre Abgründe. Denn der Fotograf reist auch in Kriegs- und Krisengebiete.
Michael Runkel steht zwischen den weitverzweigten Ästen einer alten Weide. "Wenn dieser Baum nicht magisch ausschaut, dann weiß ich auch nicht. Ich finde den absolut faszinierend, weil der in alle Richtungen seine Wurzeln geschlagen hat. Schon immer wieder toll, was die Natur alles zu bieten hat, man muss nur genau hinschauen und dann findet man auch so kleine Sachen - auf der ganzen Welt."
Von der ganzen Welt weiß wohl kaum jemand besser zu erzählen als Michael Runkel. Seit mehr als 35 Jahren ist er Reisefotograf. "Was ja hinter allem steckt, ist die Neugierde. Diese Neugierde habe ich mir mein ganzes Leben lang beibehalten. Ich hab immer noch das Interesse: Wie schaut es da aus? Was ist das für eine Kultur? Wie sind die Menschen dort? Ich habe so oft schon Dinge erlebt, wo ich gedacht habe, ich habe alles gesehen. Und dann komme ich an einen bestimmten Ort und sage: Wow, das hat ja nochmal total getoppt, was ich mir überhaupt vorstellen konnte."
Michael Runkels Bilder zeigen Schönheiten und Abgründe der Welt
Wie auch bei der Expedition, von der er vor ein paar Wochen zurückgekehrt ist: Gletscherhöhlen-Klettern in Grönland. "Da kam nämlich ein Segelschiff mit rotem Segel vorbei" erzählt der Fotograf. "Es fuhr vor dem weißen Eisberg, das war perfekt. Das Spektakuläre war natürlich - das war wirklich gigantisch - diese Eishöhle. Ich war schon ein paarmal in einem Gletscher drin, aber dieser war grün. Und er war so unvorstellbar, diese Eismassen direkt über dir, das ist absolut fantastisch gewesen."
Mit seinen Bildern zeigt er die Schönheiten der Welt und ihre Abgründe, denn Michael reist auch in Kriegs- und Krisengebiete. "Es gibt Situationen, die sind dann brenzlig, aber ich versuche, alles zu tun. Ich habe Familie und ich möchte auch für meine Kinder da sein. Ich versuche, dass die möglichen Risiken so weit wie möglich vermieden werden", erzählt Runkel. "Ich konzentriere mich auch immer nur auf die Schönheit der Erde, selbst in den Gegenden, wo man sagt, da ist es nicht so schön. Es gibt immer schöne Ecken und auch schöne Erlebnisse, die man haben kann. Dies versuche ich dann mit aufzuzeigen, sodass auch die Menschen es sehen, die nicht die Möglichkeit haben, die Welt so zu bereisen. Und ich versuche zu zeigen, was für eine unglaubliche Vielfalt es auf der Erde gibt, was für einen wunderbaren Planet wir eigentlich haben - und wie wichtig es auch ist, dass wir den schützen." Und schützen heißt für Michael: bereisen.
Weiße Flecken bereisen
Alle 193 Länder, die die Vereinten Nationen anerkennen, hat er gesehen und zeigt seine Reisepässe: "Das sind meine drei aktiven Pässe, die ich noch habe. Ich habe auch immer 48-Seiten-Pässe, weil die sich eben dementsprechend sehr schnell mit allen möglichen Stempeln und Visaformularen füllen."
Weil der Community der Weltreisenden Ländergrenzen zu ungenau sind, haben sie die Erde in 1.301 Regionen unterteilt. Das heißt für Michael: Noch 38 weiße Flecken bereisen. "Es muss halt in den Regionen, wo Krieg ist, irgendwann wieder Frieden sein - und dann werde ich dahin fahren. Die Welt hat sich in 30 Jahren sehr verändert, und die wird sich auch weiterhin verändern. Von daher schauen wir mal, wann und wie das funktioniert. Ich werde es auf jeden Fall versuchen." Der nächste weiße Fleck ist im November fällig. Da geht es nach Afrika in den Tschad.