Ausstellungen 2025: Glitzer und Frauen-Power in den Museen des Nordens
Das Geld für Kunst und Kultur ist bekanntlich knapp, dabei leisten sie wichtige gesellschaftliche Aufgaben. Umso erfreulicher, dass es Museen im Norden auch 2025 gelingt, ungewöhnliche und diskursive Ausstellungen auf die Beine zu stellen.
Vor 35 Jahren fragten die Guerilla Girls: "Wie viele Künstlerinnen sind eigentlich im Museum of Modern Art vertreten?" Sie zählten - und kamen auf fünf Prozent. Das Sprengel Museum in Hannover verwandelt das neue Ausstellungsjahr mit vier großen Ausstellungen nun in ein Super-Frauen-Power-Jahr. Gezeigt wird unter anderem die"Feministische Avantgarde“ der 1970er-Jahre aus der einzigartigen Wiener Sammlung Verbund" (ab 5. Juli).
Das sind Künstlerinnen wie Cindy Sherman, Maria Lassnig, Valie Export und viele andere, die damals sarkastisch und lustvoll begannen, das von Männern gemachte Frauenbild zu zertrümmern. "Diese Künstlerinnen haben, erstmals in der Geschichte, in der Kunstgeschichte, das Bild der Frau neu geschaffen aus der weiblichen Perspektive", sagt Verbund-Leiterin Gabriele Schor.
"Mehr als Deine Muse!" in Bremer Kunsthalle
Genau da hakt die Bremer Kunsthalle ein. Seit Jahren entwickelt sie engagierte Ideen, um sich der Stadtgesellschaft zu öffnen und sie einzubinden. Ab Februar zeigt die von Jugendlichen kuratierte Ausstellung "Mis(s)treated. Mehr als Deine Muse!", wie viele Arbeiten von Künstlerinnen eigentlich heute in Museen hängen.
Dass Kunst weder abgehoben präsentiert noch etwas Abgehobenes sein muss, beweist auch die Bremer Weserburg immer wieder: "Cold as Ice. Kälte in Kunst und Gesellschaft" heißt eine von vier Sonderausstellungen (ab 20. September). Nur: Wie kann man dieses Thema, das wirklich alle angeht, in eine Ausstellung verwandeln?
Kälte als Sinnbild unserer Gesellschaft
Museumsleiterin Jannecke de Vries: "Es gibt ganz, ganz vielfältige und großartige Arbeiten, die so einen Blick auf verschiedene Zustände in unserer Gesellschaft werfen: auf Einsamkeit, auf Entsolidarisierung. Also wirklich auf die Verfasstheit unserer Gegenwart. Und das kann dann wirklich sein, dass die KünstlerInnen physisch-real Kälte ins Bild setzen, oder das als Sinnbild einsetzen."
Während das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe das neue Jahr mit dem Alltagsphänomen "Glitzer" begrüßt (ab 28. Februar), geht es in der Kunsthalle gewohnt gemächlich zu: Seit Jahren kreisen die Ausstellungen dort um Maler, die um 1800 nach Rom reisten, um Maler des nordischen Impressionismus und um surrealistische Kunst. Und 2025?
Frischer Wind in der Galerie der Gegenwart
Eine Ausstellungstellt den schwedischen Impressionisten Anders Zorn vor (ab 26. September). Und nach dem Motto "Zwei auf einen Streich" vereint die zentrale Sommerausstellung surrealistische Kunst und romantische Malerei um 1800. Frischer Wind weht nur in der Galerie der Gegenwart, wo unter anderem der Videokünstler Ho Tzu Nyen aus Singapur vorgestellt wird (ab 21. November).
In Kiel und Schwerin sind die Kunstmuseen noch immer wegen Renovierung geschlossen. Besucherrekord peilt dagegen die Kunsthalle Rostock an: Für den Herbst plant sie eine Ausstellung über - Hansa Rostock. Fußball im Kunstmuseum?
Schwere- und Heimatlosigkeit in Wolfsburg
Im Kunstmuseum Wolfsburg steht die Welt bereits Kopf: Mitten im Museum liegt der Mond. Der Himmel besteht aus Landschaft. Zwischendrin hängt ein Haus im Raum. Bis Mitte Juli ist die faszinierend-apokalyptische Welt des Künstlers Leandro Erlichnoch zu sehen. "Das Haus ist dafür ja ein ganz schlagendes, ein ganz kräftiges Bild, was im luftleeren Raum zu hängen scheint, mit den Wurzeln. Also wo es auch um Heimatlosigkeit geht, um den Verlust von Heimat, die ganzen Migrationsthematik wird damit aufgegriffen", sagt Museumsleiter Andreas Beitin.
So beziehen die Museen und Kunstvereine auch 2025 wieder Stellung zu uns umgebenden Missständen, sie locken mit Schönem, bieten Anregungen für neue Ideen und Perspektiven. An der Spitze steht dabei das Kunstmuseum Wolfsburg. Dort heißt es im Herbst: "Utopia. Recht auf Hoffnung". Mit Installationen, Architekturentwürfen und Designobjekten will man zeigen, "wie ein besseres Leben für alle auf diesem Planeten gelingen kann".
Wann hat man solch einen Anspruch das letzte Mal von einem Politiker, einer Politikerin gehört?