Heller und aufgeräumter: Wiedereröffnung der Kunsthalle Rostock
Die Rostocker Kunsthalle ist der größte Ausstellungsort zeitgenössischer Kunst in Mecklenburg-Vorpommern. Nach umfangreichen Modernisierungsarbeiten und dreijähriger Schließung öffnet das Haupthaus nun wieder seine Türen.
Draußen im Skulpturenpark wiegen sich blühende Kirschbäume im Wind. Dann geht es hinein, durch die alte Tür aus den 1960er-Jahren. Frisch aufgearbeitet - fast wie neu. Ein flüchtiger Blick nach links - und schon zeigt sich das neue Café. Es wartet noch auf seine Fertigstellung.
Bereit für die Wiedereröffnung ist jedoch der helle, aufgeräumte Ausstellungsraum im Erdgeschoss. Der Fußboden ist neu, die Wände sind glatt. Kunsthallen-Leiter Jörg-Uwe Neumann ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Sanierungen: "Ich war begeistert, als ich gestern Abend noch mal durchs Haus gegangen bin, wie die Arbeiten jetzt strahlen", schwärmt er. "Es ist wirklich ein Genuss. Wenn man zu Hause das Kinderzimmer einrichtet und die Kinder das erste Mal hineinschauen dürfen - so war das für mich gestern, als ich die Bilder reintragen durfte. Auf einmal ist eine ganz neue Ästhetik zu sehen."
Werke von Günther Uecker im Erdgeschoss
Der komplette Rundgang im Erdgeschoss ist einem der zentralen Künstler Mecklenburg-Vorpommerns vorbehalten: Günther Uecker. "'Huldigung an Hafez' ist eine Arbeit, die wir kurz vor der Sanierung der Kunsthalle in diesen Räumen gezeigt haben", erzählt Neumann. "Sie strahlt jetzt hier noch mal im ganz neuen Glanz. Günther Uecker ist uns sehr wichtig, er ist ein Weltkünstler, der in Mecklenburg geboren wurde. Deswegen beginnen wir ganz bewusst mit ihm."
Die 42 Grafiken sind Teil einer Schenkung des Künstlers - der größten in der Geschichte der Kunsthalle. Der Zyklus Günther Ueckers umrahmt den Innenhof des Gebäudes, der zum sogenannten White Cube - dem weißen Würfel - umgebaut wurde: weißer Fußboden, weiße Wände. Eine Glasdecke lässt Tageslicht in den Raum. Dieser soll zukünftig für Darbietungen genutzt werden, so auch am Wochenende bei der Wiedereröffnung.
Modernisierte Kunsthalle mit Fahrstuhl und Klimaanlage
Zwei Wege führen ins Obergeschoss. Zum einen über die aufgearbeiteten Treppen, die den DDR-Charme des Hauses erhalten, so Kunsthallen-Leiter Neumann. Zum anderen über den neu eingebauten Aufzug: "Der Fahrstuhl ist das ganz Besondere und ganz Wichtige für uns gewesen. Alle vier Ebenen kann man jetzt barrierefrei erreichen. Das ist eine grandiose Entwicklung", so Neumann.
Oben angekommen, geht es durch eine Glaswand in die Westgalerie - mit einer fühlbar niedrigeren Temperatur. Verantwortlich dafür ist die moderne Klimaanlage. Sie passt Temperatur und Luftfeuchtigkeit perfekt an - damit die Kunstwerke optimal geschützt sind.
Viele Arbeiten hängen bereits, ein paar wenige warten noch auf dem Holzfußboden. Die Werke stammen von gut 130 Künstlerinnen und Künstlern - vornehmlich aus Mecklenburg-Vorpommern, betont der Kurator: "Wir sind ein Kunstmuseum, was national und international strahlen möchte und das ab und zu auch kann. Aber wir sind natürlich auch ein Museum in der Region. Das sagen unsere Besucher immer wieder: Die wollen auch das Regionale, das Ursprüngliche erleben."
Selbstbildnis der "strengen" Kate Diehn-Bitt
Eines der ältesten Werke der Sammlung stammt aus den 1930er-Jahren. "Wir haben hier vorne die Traditionsarbeiten der Sammlung und gucken zentralachsig rüber auf ein Selbstbildnis von Kate Diehn-Bitt, die streng und ein bisschen kontrolliert in den Raum hineinschaut, die jeden Besucher betrachtet", beschreibt Neumann.
Kate Diehn-Bitt war im Alter von 16 Jahren nach Rostock gekommen - das war 1916. Ihre Arbeiten wurden später weltweit in Galerien und Museen gezeigt. In der Kunsthalle hängt ihr Selbstporträt zwischen abstrakten Gemälden und großformatigen Fotografien.
Tage der offenen Türen an diesem Wochenende
Insgesamt wirken die Räumlichkeiten vertraut und neu zugleich. Der Kunsthalle war es wichtig, dass auch nach der Modernisierung der Ursprungscharakter des Hauses erhalten bleibt - jedoch alles etwas heller und aufgeräumter erscheint - damit die Kunstwerke strahlen können.
Interessierte können sich an diesem Wochenende selbst ein Bild machen. Da lädt die Kunsthalle zu zwei Tagen der offenen Türen ein - jeweils von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.