Freie Kultureinrichtungen in Niedersachsen fordern bessere Finanzierung vom Land
Der Arbeitskreis niedersächsischer Kulturverbände fordert von der rot-grünen Landesregierung mehr finanzielle Mittel für die Kultur, denn im Entwurf für den Haushalt 2025 sind keine wesentlichen Bestrebungen für mehr finanzielle Unterstützung ersichtlich.
Die Forderungen sind klar und bekannt. "Wir fordern den Ausgleich der Tarifsteigerung und den Ausgleich der Inflation", sagt Vera Lüdeck vom Arbeitskreis niedersächsischer Kulturverbände, kurz akku. "Das ist unsere absolute Mindestforderung. Und für die Kleinkulturverbände fordern wir mindestens zwei voll ausgestattete Stellen-Äquivalente. Auf mittelfristige Sicht ist es einfach notwendig, dass wir das Doppelte an Geld kriegen, also von 0,02 Prozent des Haushaltes auf 0,04 Prozent. Was immer noch lachhaft wenig ist."
Die Geschäftsführerin der LAG Rock wird nicht müde, auf die prekären Bedingungen, besonders in der freien Kulturszene, aufmerksam zu machen: "Da wir seit 2017 keine Erhöhung der Mittel bekommen, bedeutet das de facto, dass wir einen Kaufkraft-Verlust von 25 Prozent haben. Das heißt, durch Inflation, durch Tarifsteigerungen, durch die multiplen Krisen, sind wir an einem Punkt angelangt, wo es nicht mehr möglich ist, mit dem Geld, was wir noch haben, die vorhandenen Strukturen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Ansprüche, die an uns gestellt werden, zu erfüllen." Diese Ansprüche seien in den letzten Jahren massiv gestiegen, ergänzt Vera Lüdeck. Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Barrierefreiheit, Generationswechsel, KI - die Themen sind groß und sollten bearbeitet werden. Genau das versuchen der akku und seine Mitgliedsverbände mittels Fortbildungen und Beratungsformaten. Davon profitieren rund 1.200 freie Kulturträger, vor allem auch in der Fläche. Noch.
Grundsätzlich strukturell unterfinanzierte Kulturszene
Thomas Overdick, Geschäftsführer des Museumsverbands für Niedersachsen und Bremen möchte zum Beispiel ein über fünf Jahre aufgebautes und etabliertes Qualifizierungsangebot, die Museumsschule, verstetigen. 700 Museen in Niedersachsen werden damit erreicht. Bisher wurden die notwendigen 30.000 Euro von Stiftungen zur Verfügung gestellt. Und jetzt? "Diese 30.000 Euro haben wir nicht", sagt der Geschäftsführer. "Das heißt, dass dieses zentrale Beratungsangebot, das im Bundesvergleich eines der stärksten Beratungs- und Schulungseingebote für Museen überhaupt ist, droht eingestellt oder drastisch gekürzt zu werden, weil wir es es eben in dem etablierten Umfang so nicht mehr weiterführen können."
Fehlende Projektgelder und eine grundsätzlich strukturell unterfinanzierte Kulturszene: Die Folgen zeigen sich überall, sagt die Leiterin des Literaurhauses Hannover, Kathrin Dittmer, auch in ihrem Betrieb: "Wenn dieser Förderaufwuchs nicht vom Land kommt - und da wir jetzt eine örtliche Einrichtung sind, auch von der Kommune - müssen wir unsere Leistung halbieren. Dann gibt es nur noch die Hälfte von allem. Da mag einer zynisch sagen: So what, dann gehe ich eben woanders hin. Man muss sich eben vorstellen, dass das ja überall passiert. Und deshalb fürchten wir diesen Kahlschlag."
Diskussion über förderwürdige Kultur im Anschluss
Grundsätzlich geht es natürlich um die Frage: Was ist uns Kultur wert? Tilman Schlömp, Generalsekretär des Landesmusikrats Niedersachsen, sagt: "Kann ich mir die Fortbildung noch leisten? Bezahle ich wahnsinnig viel Teilnehmerbeiträge? Das sind die Fragen, die stellen sich vor Ort. Und da muss die Landesregierung am Ende auch sagen, ist es uns das wert, ein bisschen Förderung reinzugeben oder möchten wir das nicht."
Die Zahl der anwesenden Journalisten ist bei dieser Pressekonferenz übrigens überschaubar. Ein Zeitungskollege fragt: Wie solle er hier eine Geschichte erzählen. Sie wiederhole sich doch seit Jahren und werde von der Leserschaft auch nicht mehr geklickt. Im Anschluss an die Pressekonferenz entspinnt sich eine Diskussion über förderwürdige Kultur und die Grenzen eines Budgets. Offensichtlich kann die Kulturszene so laut rufen, wie sie will: Der Aufreger bleibt aus. Und das ist doch eigentlich der Aufreger an sich.