Caspar-David-Friedrich-Statue auf Rügen eingeweiht
Caspar David Friedrich ist zurück auf Rügen: lebensgroß, als Denkmal auf einem massiven Findling in Lauterbach. Geschaffen hat es der Rostocker Bildhauer Thomas Jastram. Am Wochenende wurde die Statue offiziell eingeweiht.
Caspar David Friedrich steht direkt am Ufer des Greifswalder Boddens. Mantel und Hut schützen ihn vor dem Wetter, während er einen Schritt an Land macht. Direkt neben der Statue von einem von Deutschlands bekanntesten Romantikern steht dessen Schöpfer, der Rostocker Bildhauer Thomas Jastram. Beide haben eine lange Reise hinter sich: "Er betritt die Insel. Das ist das Gleichnishafte, 'Ankunft auf Rügen' heißt das", sagt Jastram. "Er hat eine lange Reise gemacht - von Hamburg mit dem Auto in Teilen nach Dresden. Da sind die Teile abgeformt worden, eingebettet in die Gussform, ausgebrannt. Den ganzen Kram wieder zusammen montiert, geschweißt. Das ist das, was man sich so wünscht bei der ganzen Sache: dass das dann auch so aussieht."
Malen, was man in sich sieht
Hamburg, Dresden, Lauterbach: Caspar David Friedrich tritt nun also wieder dort an Land, wo er auch vor 200 Jahren mit dem Boot aus Greifswald festmachte. Sieben Mal hat er nachweislich Rügen bereist und auf der Insel gezeichnet. Daran erinnern nicht nur berühmte Gemälde wie die "Kreidefelsen auf Rügen". Friedrich war ein Meister der Seelenlandschaften. Das hat auch Jastram bei der Arbeit angetrieben. Vier Monate gestaltete er die Gipsform in seinem Hamburger Atelier: "Es gibt diesen Satz: 'Man soll nicht nur malen, was man vor sich sieht, sondern auch, was man in sich sieht.' Dieser Balanceakt zwischen Ansicht und Erscheinung und dem, was nachher Gebilde oder Kunstwerk ist, ist ihm immer sehr wichtig gewesen."
Bevor aus dem Friedrich aus Gips ein Friedrich aus Bronze werden konnte, musste ihn der Bildhauer zersägen. Hände und Beine wurden im Atelier abgetrennt. Danach fuhr Jastram die Einzelteile der Skulptur 500 Kilometer mit dem Auto nach Dresden, die Wahlheimat Friedrichs. In der Kunstgießerei Gebrüder Ihle wurden die Teile in Silikon abgeformt, mit Wachs ausgestrichen und mit Gips und Ziegelmehl zu Gussformen verarbeitet. Nach einer Woche im Ofen konnte die Bronze eingefüllt werden - ein entscheidender Moment auch für den Bildhauer, erzählt er: "Man ist doch immer wieder überrascht, weil Gips so eine stumpfe Nummer ist und die Materialisierung so einer Plastik am Ende einen Abschluss gibt, der erstmal haltbar ist, aber auch optisch noch einmal eine ganz andere Sache ist."
Zweite Caspar-David-Friedrich-Skulptur auf Rügen folgt im September
Bei der Einweihung in Lauterbach auf Rügen waren auch die Auftraggeber. Der Rüganer Naturschutzverein Insula Rugia hat das Projekt gemeinsam mit dem Tourismusverband erdacht und umgesetzt. Finanziert wurde es aus privaten Spenden und durch Fördermittel des Landes. Ein gutes Jahr Arbeit liegt hinter den Vereinsmitgliedern rund um ihren Vorsitzenden Hans-Dieter Knapp: "So ist es rundum eigentlich ein glücklicher Vorgang, dass es uns in doch in relativ überschaubarer Zeit gelungen ist, das Ganze hier ans Ufer zu stellen, an dem er mindestens zwei Mal angelandet ist", sagt Knapp.
Unweit von dort, wo das Denkmal heute steht, beginnt das Naturschutzgebiet Insel Vilm. Aus Sicht der Rüganer weist das Denkmal deshalb nicht nur auf Friedrichs Wirken vor mehr als 200 Jahren hin, sondern auch darüber hinaus, erzählt Knapp: "Da gemahnt uns Friedrich mit seinem Werk, Landschaft als etwas Eigenwertiges, das uns alle miteinander trägt, zu erkennen, aber auch zu schätzen und sorgsam damit umzugehen."
Die Friedrich-Skulptur von Lauterbach ist nur die erste von zweien, die Jastram produziert hat. Am 5. September, pünktlich zum 250. Geburtstag des Malers, soll die zweite Statue am Kap Arkona mit Blick auf die Kreidefelsen eingeweiht werden.