Ausstellung "Generation*": Jugendliche bespielen ein Museum
Für die Schau "Generation* - Jugend trotz(t) Krise" ließ die Kunsthalle Bremen ein Team junger Kuratoren und Kuratorinnen ran. Das Ergebnis kommt gut an beim Publikum, wie die Eröffnung am Wochenende gezeigt hat.
Eli Gastell ist 19, hat gerade Abitur gemacht und trifft auf das Publikum, das sich ihre Führung sechs Euro extra kosten lässt, zusätzlich zum Eintritt. Sie und Paul Nicos-Günter, ebenfalls 19, gehören zum Team "New Perceptions", was etwa bedeutet: anders wahrnehmen. Denn sie gucken anders auf die Kunst, völlig neu.
Kunstvermittlerin Dina Koper: "Jugend soll das Haus mitgestalten"
Das Projekt geht auf die Initiative der Jugendlichen zurück. Koordiniert wird es von Dina Koper, die zwischen der Kunsthalle und den jungen Leuten vermittelt. "Die Jugend soll das Haus mitgestalten", erzählt die Kunstvermittlerin Koper. "Was wollen wir mit einem ehrwürdigen Haus? Wir können ja mit den alten Mitgliedern keine Zukunft gestalten. Wir müssen uns öffnen für die junge Generation, gerade jetzt, zum 200. Jubiläum. Dabei geht es um die Frage: Was soll hier in den nächsten 200 Jahren passieren?"
Die Jugendlichen hatten tatsächlich freie Hand, bespielen große Teile des Erdgeschosses, mit Kunst aus dem Bestand des Museums, aber auch mit vielen teuren Leihgaben. Zu sehen sind Bilder, Grafiken, Plastiken und Fotografien, die ihnen wichtig sind.
"Das Werk emotionalisiert mich ganz doll"
Zu einem Video einer Produktion der Bastille-Oper in Paris, unterlegt mit Musik von Jean-Philippe Rameau, sagt Paul Nicos-Günter: "Das Werk emotionalisiert mich ganz doll. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, weil ich das Gefühl habe, da erkämpfen sich junge schwarze Frauen einen Raum zurück. Das finde ich unglaublich stark und berührend."
Weiter erzählt Nicos-Günter: "Ich bin positiv überrascht und erfreut, dass man es wirklich ernst meint mit der Partizipation - dass man uns so ein großes Projekt überlassen und dabei freie Wahl gelassen hat." Für die jungen Kuratoren geht es um Selbstwahrnehmung, früher und heute, um "Körperbilder", wie sie ein Kapitel nennen, darum, welche Rolle soziale Netzwerke dabei spielen. Und um die allgegenwärtigen Krisen. “Kunst ist für mich ein Katalysator für Gespräche und bestenfalls ergibt sich daraus ein Lösungsansatz, den wir verfolgen können", meint Eli Gastell.
Projekt macht Hoffnung - und wird Schule machen
Von der gut einstündigen Führung sichtlich beeindruckt blieben viele Besucher noch länger dabei und suchten das Gespräch. "Jetzt sehen wir, dass sich junge Leute auf den Weg machen, diese, also unsere, Probleme anzupacken - und das macht Hoffnung", erzählt ein Besucher. Hoffnung für neue Formen der Kunstvermittlung - das Beispiel wird ganz sicher Schule machen. Die Kollegen und Kolleginnen aus anderen Kunstmuseen sollten nach Bremen reisen.
Ausstellung "Generation*": Jugendliche bespielen ein Museum
Die Kunsthalle Bremen überließ das Haus einem Team junger Kuratoren. Das kommt gut an beim Publikum und könnte Schule machen.
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Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
28195 Bremen