250 Jahre Caspar David Friedrich: Greifswald mit prallem Programm
Zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich hat dessen Geburtsstadt im Jubiläumsjahr viel vor: In Greifswald wird es zahlreiche Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte geben - und der Greifswalder Dom bekommt neue Fenster.
Wer durch das Metropolitan Museum of Art in New York geht, findet die beiden Männer, die den Mond betrachten. In Winterthur in der Schweiz die "Kreidefelsen auf Rügen", in St. Petersburg hängen Gemälde, manche auch in privaten Räumen dieser Welt. Er hat in Dresden gewohnt und war wandern im Elbsandsteingebirge. Für Anett Hauswald aber, Kulturamtsleiterin der Stadt Greifswald, gibts nur einen Ort, zu dem Caspar David Friedrich wirklich gehört: "Friedrich ist hier geboren. Hier war die Familie. Seine Eltern, seine Brüder haben hier gelebt, und er ist immer wieder nach Greifswald zurückgekehrt."
"Greifswald ist der Nabel der Friedrichwelt. Ohne Greifswald gäbe es ja keinen Friedrich." Anett Hauswald, Kulturamtsleiterin von Greifswald
Hauswald bezeichnet Greifswald für den Künstler auch als eine Art "Heilmittel". Deshalb setzt seine Geburtsstadt in diesem Jubiläumsjahr einen deutlichen Akzent. Mit dem Claim: "Von Greifswald in die Welt". Gezeigt werden soll, dass Greifswald noch ganz viele authentische Orte habe. Ganz viel lasse sich in der Stadt erkunden, so Hauswald: "Das Geburtshaus, die Taufkirche und viele Inspirationsorte, die sich heute auch noch wiederentdecken lassen. Oder wo man das Gefühl hat, stimmt, ich stehe in einem Gemälde oder in einer Zeichnung von Friedrich." Wie in dem berühmten Marktplatz-Aquarell von 1818. Oder am Hafen oder in den Wiesen vor Greifswald.
Ausstellung zeigt Caspar-David-Friedrich-Bezüge nach Asien
Oder im Caspar-David-Friedrich-Zentrum - es ist das Geburtshaus des Malers. Im Keller des kleinen Backsteinhauses stehen noch die Seifensiederbottiche auf den Feuerstellen des väterlichen Herdes. "Wir sind ein Personalmuseum zu Caspar David Friedrichs Leben, Werk und Wirken und haben gleichzeitig eine Etage, die Caspar-David-Friedrich-Galerie, die zeitgenösssiche Kunst zeigt, die sich auf ihn und oder die Romantik bezieht", erklärt die Leiterin des Hauses, Caroline Barth.
Eine Ausstellung zeigt dort die Wege einiger Gemälde von der Entstehung in Greifswald bis heute. "Das verborgene Leben der Bilder" ist ab Mai zu sehen. Aktuell läuft die Ausstellung: "Yun Shou - Wolkenhände" des chinesischen Künstlers Xianwei Zhu. "Hier gehen wir auf die Bezüge ein zwischen Caspar David Friedrich und der chinesischen Landschaftsmalerei, die beide Pole seiner Landschaften sind. Wo auch so ein bisschen klar wird, warum er so eine große Fangemeinde in Asien hat", erläutert Barth.
Rekordverdächtig: Eine Geburtstags-Kaffeetafel auf dem Marktplatz
1,3 Millionen Euro hat die Stadt Greifswald Kulturschaffenden, Vereinen und Initiativen zur Verfügung gestellt. Passend zur Jubiläumszahl sind rund 250 Veranstaltungen geplant - mittendrin, am 5. September, feiert die Stadt mit allen Bürgern und Bürgerinnen. Die Einzelheiten sind noch geheim, aber "Kuchen für Caspar" verspricht eine lange Kaffeetafel auf dem Marktplatz, die es vielleicht ins Guinness-Buch der Rekorde schaffen wird. Zweimal im Monat wird zu einem Salon geladen, der mal Konzert, mal Lesung, Diskussion oder Tanz bietet - zum Beispiel analysiert der Meterologe und NDR Wettermann Stefan Kreibohm die Wetterlagen auf Friedrichs Gemälden.
Auch Rügen macht mit. Allen voran der Staatssekretär für Vorpommern, Heiko Miraß. Mit dem selbstbewussten Slogan "Sie kennen die Kopien, wir haben die Originale!" sollen die Menschen in die Region gelockt werden: "Wir wollen zeigen, dass man in den Museen dieser Welt Caspar David Friedrich sehen kann, die Originale aber nur bei uns. Die Landschaften, die er kopiert hat, die kann man bei uns sehen, deswegen verbinden wir mit all dem, was wir unterstützen, auch eine Einladung, hier zu uns nach Vorpommern zu kommen."
Markenbotschafter für Greifswald
Das Soziokulturelle Zentrum St. Spiritus hatte Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, eigene Bilder und Arbeiten zu Caspar David Friedrichs Himmel-Gemälden einzureichen. 298 Fotos, Bilder, Gemälde, Näharbeiten oder Keramiken sind gerade in einer Ausstellung zu sehen. Bis zum 26. Januar kann noch abgestimmt werden, welche fünf "Friedrich-Himmel" auf Postkarten gedruckt werden sollen.
Ohnehin - Souvenirs gibt es reichlich. Von Fruchtaufstrich und Wanderer-Ausstechform über Puzzle, Brillenputztücher und den eigenen Caspar David Friedrich - für die Kühlschranktür.
Pommersches Landesmuseum: 250 Schritte zu Caspar David Friedrich
Mit einem Parcours würdigt das Pommersche Landesmuseum in Greifswald ab März den berühmtesten Sohn der Stadt: Kunsthistorikerin Birte Frenssen nimmt es nicht so genau mit den 250 Schritten, aber der Rundgang soll die Besucher an das Werk heranführen: "Wir haben interaktive Etappen: Zum Beispiel kann man auf Rügen mit Friedrich zusammen laufen, die blaue Blume am Weg entdecken, das Greifswalder Marktplatz-Aquarell in einer Zeitbox 1818 - also auf verschiedene Arten in das Werk von Friedrich eintauchen."
Ab April folgt die Ausstellung "Caspar David Friedrich - Lebenslinien", zu den Gemälden und Zeichnungen wird es immer kleine Anekdoten und Geschichten aus dem Leben des Künstlers geben. Für die im August beginnende Ausstellung "Sehnsuchtsorte" kommt zum ersten Mal das Bild "Kreidefelsen auf Rügen" nach Greifswald. Das wohl berühmteste Bild Friedrichs ist vom Kunst-Museum Winterthur ausgeliehen. Das Jubiläumsjahr im Pommerschen Landesmuseum endet im Oktober mit der Ausstellung "Heimatstadt". Geburtstagsgäste sind für diese Schau "Die Wiesen bei Greifswald" aus der Hamburger Kunsthalle. Und der "Greifswalder Hafen" aus der Alten Nationalgalerie Berlin.
Außerdem hat die Greifswalder Künstlerin Maiken Albert für das Museum eine Graphic Novel gezeichnet. "1818 - Caspar David Friedrich mit Caroline in Greifswald" beschreibt die Hochzeitsreise des Paares. Die Zeichnungen nehmen verblüffend den Aquarell- und Zeichenstil von Caspar David Friedrich auf.
Auch die Bühnen der Stadt würdigen Caspar David Friedrich
Im CDF-Juliäumsjahr geht es aber nicht nur um die Bilder, um die Greifswalder Wiesen, Landschaften und Himmel - der Künstler schafft es auch auf die Bühnen der Stadt. So lässt Karl Huck in seinem Stück "Stimmen aus dem Nebelmeer" im Pommerschen Landesmuseum die Puppen tanzen. Die Geschichte bietet Rückblenden auf das Leben von Caspar David Friedrich, dem Schauspieler Charly Hübner seine Stimme leiht. Und sie blickt auf das Jahr 1906. Denn es geht um den Norweger Andreas Aubert, der als Wiederentdecker von Caspar David Friedrich im 20. Jahrhundert gilt.
Auch auf der Bühne des Theaters Vorpommern wird es romantisch. Der Liederzyklus "Winterreise" ist sozusagen die Playlist der Romantiker. 1827 schuf der Komponist Franz Schubert mit diesem Zyklus den einsamen Wanderer in der Winterlandschaft. Der Liederabend für Bariton und Klavier ist für die Stadthalle Greifswald als Wanderung durchs Nebelmeer in Szene gesetzt. Von den lebenslustigen Seiten des Malers erzählt das Kammerspiel "Wanderers Nachtlied". Holger Teschke hat es für die Uraufführung am Theater Vorpommern geschrieben.
Und es wird noch eine sicherlich auch überregional beachtete Premiere geben. Im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern werden am 26. Juli das Signum Saxophonquartett und das Züricher Kammerorchester mit dem Geiger Daniel Hope das Werk "Eismeer" im Greifswalder Dom uraufführen - unter der Leitung des Komponisten Christian Jost. Einen Tag später gibt es das Stück auch im Schloss Ulrichshusen zu erleben.
Lichtkünstler Eliasson gestaltet Dom-Fenster
Alle Besucher des Greifswalder Doms können sich zudem an den neuen Kirchenfenstern erfreuen. Nach 200 Jahren erhält das Gotteshaus wieder bunte Fenster. Die übrigens nicht nur im Sonnenaufgang leuchten - denn ein Spiegel auf dem gegenüberliegenden Dach wird die Sonne zu allen Tageszeiten auf den Ostgiebel lenken. Gestaltet hat die neuen Fenster Olafur Eliasson. Der dänisch-isländische Farb- und Lichtkünstler hat sich dabei von Friedrichs Gemälde "Huttens Grab" inspirieren lassen.
Dompastor Tilmann Beyrich zeigt sich begeistert: "Das ist wirklich ein Glücksfall das wir das hinbekommen haben. Eliasson stand ganz oben auf unserer Liste, wegen seiner spektakulären tollen Glas-Licht-Installationen. Wir haben gedacht, den kriegen wir sowieso nicht, aber eigentlich wär das der Clou. Und dann haben wir gedacht, fragen kann man ja und haben ihn angeschrieben und er hat wirklich ganz schnell geantwortet und hat gesagt, dass würde er gerne machen." Eingeweiht wird dieses Gesamtkunstwerk am 7. April mit einem Festgottesdienst.