Thriller "Inside" mit Willem Dafoe: Ein Kunstdieb in der Falle
"Inside" ist Psychothriller und Survival-Drama in einem, schauspielerisch eine Tour de Force für Willem Dafoe, der einen professionellen Einbrecher in einem goldenen Käfig spielt.
Auf den ersten Blick ist es ein Routine-Einbruch. Der professionelle Einbrecher und Kunstdieb Nemo soll in ein New Yorker Luxus-Penthouse einsteigen und einen renommierten Sammler um seine dort deponierten Kunstwerke erleichtern. Doch natürlich geht bei dem eigentlich wasserdichten Plan etwas schief.
Gefangen im goldenen Käfig
Nemo ist eingesperrt, alle Türen blockieren, die Fenster sind schalldicht, kein Notausgang, nichts, nur er und die millionenschwere Kunst an den Wänden. Der Kühlschrank ist leer, das Wasser abgestellt, Telefon und Internet funktionieren nicht, der Fernseher zeigt nur die Überwachungskameras des Gebäudes, selbst das Hundefutter ist irgendwann alle. Er ist abgeschnitten von der Außenwelt - keine Chance auf Entkommen.
Die kühle Wohnung wird zum goldenen Käfig, die Klimaanlage heizt mal hoch, kühlt mal runter, Nemo ist den Launen des Penthouses ausgesetzt. Die Sprinkleranlage für die Grünpflanzen wird zur einzigen Nahrungsquelle, die Kunst an den Wänden wertlos. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt ist eine Taube auf dem Balkon.
Willem Dafoe: "Mein Körper hat es genossen"
"Inside" ist Psychothriller und Survival-Drama in einem, schauspielerisch eine Tour de Force für Willem Dafoe, der zusehends in seiner Rolle als Nemo verwahrlost. Der Bart wird struppiger, die Haare länger und fettiger, sein Gesicht eingefallener. Stunden werden zu Tagen, zu Wochen, zu Monaten. Für Dafoe Herausforderung und Glück zugleich:
"In meiner Rolle als Schauspieler ist das ein großer Spaß, denn ich kann viel entdecken, schon in der Drehbuchentwicklung mitwirken. Wir haben chronologisch gedreht, dass ist immer aufregend, denn ich kann voll und ganz im Moment sein. Bei 'normalen' Dreharbeiten muss ich oft zwischen den Handlungs- und Zeitebenen wechseln und mir vorstellen, was vielleicht gerade vor einer Szene passiert sein könnte. Das lenkt mich manchmal vom eigentlichen Moment ab. Hier hat alles aufeinander aufgebaut, ich war in meinem eigenen Rhythmus und bin da fast schon durchgeflogen. Mein Körper hat es genossen, denn der Zerfall in der Rolle kam ganz natürlich."
Hauptdarsteller Dafoe wird Teil eines Kunstwerks
Dafoe als Nemo ist wie Robinson Crusoe, nur nicht auf einer Insel, sondern eben in einem mit Kunst vollgestopften Appartement. Der Film beschäftigt sich mit der Frage, was Kunst noch wert sein kann, wenn sie aus ihrem Kontext herausgelöst wird. Für Nemo wird die Kunst wertlos, für ihn geht es um Leben oder Sterben mitten im Luxus. Dafoe selbst wird Teil eines Kunstwerks, Teil einer performativen Erfahrung.
"Die Kunst war mein Spielpartner", sagt Dafoe. "Ich habe irgendwann angefangen mit mir selbst zu reden. Es war alles andere als einsam, auch wenn es auf der Schauspielebene nur mich gab. Die Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen war eine ganz andere. Normalerweise habe ich nur mit dem Regisseur, dem Drehbuchautor und dem Kameramann zu tun, aber nicht mit der Ausstattung. Das war hier ganz anders. Ich male auf Dinge, wir mussten gemeinsam entscheiden, wie ich die Kunst zerstöre. Es waren also genug Leute um mich herum."
"Inside": Wenn ein Smart Home zur Hölle wird
Dass "Inside" nicht nur ein Film für Kunstliebhaber ist, liegt vor allem am Hauptdarsteller, dessen Gesicht im Laufe des Films zu einer lebendigen Skulptur wird. Ein Film, der eine wortkarge Meditation darüber ist, was Menschen im Leben brauchen und suchen und der zeigt, dass ein Smart Home schnell zur Hölle werden kann.
Inside
- Genre:
- Thriller
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Deutschland / Griechenland / Belgien
- Zusatzinfo:
- Mit Willem Dafoe, Gene Bervoets, Josia Krug, Eliza Stuyck u.a.
- Regie:
- Vasilis Katsoupis
- Länge:
- 105 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- ab 16. März 2023