"The Banshees of Inisherin": Tragikomödie war Oscar-Favorit
Im Tragikdrama "The Banshees of Inisherin" spielen Colin Farrell und Brendan Gleeson zwei Iren, deren Freundschaft zu zerbrechen droht. Der Film war für neun Oscars nominiert, ging jedoch leer aus.
Pádraic versteht die Welt nicht mehr auf der kleinen, fiktiven irischen Insel Inisherin im Jahr 1923. Während im Hintergrund auf dem Festland der Bürgerkrieg tobt, scheint auf der Insel mit seinen wenigen Dorfbewohnern alles beim Alten zu sein. Morgens vertreibt Pádraic sich die Zeit auf der Insel gemeinsam mit seinem Miniatur-Esel Jenny, um Punkt 14 Uhr nimmt er in der Kneipe neben seinem besten Freund Colm Platz - bisher jedenfalls.
- Tag.
- Tag, Pádraic. Such dir einen anderen Platz.
- Hä? Aber da steht doch mein Bier, Colm.
- Ja, von vorhin, als er sein Bier bestellt hat.
- Gut, dann such ich mir einen anderen Platz.
- Habt ihr euch gezankt?
- Nein, so viel ich weiß nicht.
Szene aus dem Film
Colm ist keine eingeschnappte Rotznase. Er hat sich - nach lebenslanger Freundschaft - einfach dazu entschieden, mit Pádraic nicht mehr befreundet sein zu wollen.
- Ich mag dich nur einfach nicht mehr.
- Klar, magst du mich.
- Tue ich nicht.
- Aber gestern mochtest du mich noch.
- War das so?
- Dachte ich eigentlich.
Colin Farrell spielt so gut wie lange nicht mehr
Der gefeierte Theater- und Filmregisseur Martin McDonagh beschäftigt sich in "The Banshees of Inisherin" mit einer ganz banalen, aber elementaren Frage: Wie beendet man eine Freundschaft? Der Weg, den er in diesem fast schon surreal anmutenden Insel-Märchensetting einschlägt, ist genauso einfach wie brutal.
Er lässt seine beiden Protagonisten immer wieder aufeinandertreffen, in den einfachsten Alltagsmomenten, überfordert mit der Situation, gefangen auf einer Insel. Die Insel als Ort habe damit eine tragende Rolle, so McDonagh im Interview: "Durch die Insel als Ort bekommt alles noch eine ganz andere Dimension. Man kann der anderen Person nicht aus dem Weg gehen, man wird sie - obwohl man sich getrennt hat - für den Rest seines Lebens jeden einzelnen Tag sehen müssen. Dadurch entsteht eine ganz neue Traurigkeit."
Diese Traurigkeit steht vor allem Colin Farrell als Pádraic ins Gesicht geschrieben. Traurigkeit und absolutes Unverständnis über die Situation, die nach und nach eskaliert und in Gewalt mündet. Farrell ist dabei so gut wie lange nicht mehr in seiner Karriere. Er spielt Pádraic dümmlich, aber nie dumm, eher arglos, naiv und doch herzensgut in einer Welt, die seine Figur nicht mehr versteht.
"The Banshees of Inisherin": Feel-Bad-Film
Brendan Gleeson als Colm erträgt die Annäherungsversuche von Pádraic mit einer stoischen Ruhe, selbst jene, die unweigerlich mit einem Blutbad enden. "The Banshees of Inisherin" ist rabenschwarz, makaber, aber eben keine Komödie. Martin McDonagh ist ein grandioser Feel-Bad-Film gelungen. Neun Mal ist "The Banshees of Inisherin" für die Oscars nominiert, darunter in den Kategorien Bester Hauptdarsteller (Colin Farrell), Beste Regie (Martin McDonagh) und Bester Film.
The Banshees of Inisherin
- Genre:
- Drama | Komödie
- Produktionsjahr:
- 2022
- Produktionsland:
- Großbritannien, Irland, USA
- Zusatzinfo:
- Mit Colin Farrell, Brendan Gleeson, Kerry Condon u.a.
- Regie:
- Martin McDonagh
- Länge:
- 109 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahre
- Kinostart:
- ab 5. Januar 2023