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"Im Westen nichts Neues": Edward Bergers Drama holt vier Oscars

Stand: 02.04.2024 13:00 Uhr

Edward Bergers "Im Westen nichts Neues" ist die erste deutsche Kino-Verfilmung des Romans von Erich Maria Remarque. Bei der Oscarpreisverleihung 2023 hat der Film vier Oscars erhalten.

von Anna Wollner

Bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles ist viermal der Satz fallen: "And the Oscar goes to: 'Im Westen nichts Neues'." Das Filmteam um Regisseur Bergerund Produzent Malte Grunert konnte sich Hoffnungen neun der Auszeichnungen machen. Vier hat der Film erhalten: für die Beste Kamera, für den Besten Internationalen Film, fürs Beste Sounddesign und für die Beste Filmmusik.

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Regisseur Edward Berger mit seinem Filmteam auf der Bühne der Oscar-Gala, dort nimmt er seinen Oscar für den Besten Internationalen Film in Los Angeles entgegen © Chris Pizzello/Invision via AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Chris Pizzello

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Erste deutsche Verfilmung des Klassikers von Erich Maria Remarque

Erst im Februar 2023 hatte der Film von Regisseur Edward Berger in London insgesamt sieben der Bafta-Trophäen erhalten: so viele wie kein nicht-englischsprachiger Film zuvor. "Was für ein Abend, ich kann es nicht glauben", schwärmte Berger, der auch den begehrten Preis als Bester Regisseur erhielt. Bei den Deutschen Filmpreisen holte die Produktion ingesamt neun Lolas, darunter für den besten Film die Lola in Silber, sowie für beste Filmmusik, beste Kamera, besten Haupt- und besten Nebendarsteller.

Nach kurzer Zeit im Kino stand die Netflix-Produktion ab Ende Oktober im Streamingportal. Die Bilder in Edward Bergers Neuauflage von "Im Westen nichts Neues" sind mitunter kaum zu ertragen.

Felix Kammerer und Albrecht Schuch in einer Szene des Filmes "Im Westen nichts Neues" - eine Netflixproduktion © Reiner Bajo Foto: Reiner Bajo
Aus der Sicht des jungen Soldaten Paul Bäumer (l.), gespielt von Felix Kammerer, werden die Gräuel des Ersten Weltkrieges geschildert. Hier ist er an der Seite von Albrecht Schuch.

Die Geschichte handelt von Paul Bäumer, der als junger Gymnasiast von den patriotischen Reden seines Lehrers mitgerissen wird und sich freiwillig als Soldat im Ersten Weltkrieg meldet. Nichtsahnend, was ihn dort erwartet.

Die Brutalität des Krieges wird erzählt aus der Sicht von Paul Bäumer, gespielt vom überragenden Felix Kammerer. Er muss an vorderster Frontlinie lernen, was Krieg wirklich heißt.

Kriegsthriller "Im Westen nichts Neues" ist brandaktuell

Der Film will weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein. Er zeigt einfach das Schonungslose des Krieges, die Sinnlosigkeit, wie hier Hunderttausende Männer geopfert werden. Er ist dreckig, schmutzig, brutal, es gibt minutenlange Nahkampfszenen, das Blut spritzt auf die Kamera und überall ist Schlamm.

Bergers Film ist realistisch und doppelt erschreckend angesichts der aktuellen Entwicklungen des Krieges in der Ukraine. Brandaktuell, so Berger im Interview: "Im Grunde hat sich die Geschichte nicht verändert. Vor 100 Jahren sind die jungen Menschen in den Krieg gezogen und wurden von Demagogen durch Propaganda und Manipulation dazu bewegt, dies mit Begeisterungsstürmen zu tun. So ist es heute auch. Das hat sich nicht geändert."

Neuer Erzählstrang bremst die Nähe zum Kriegsgeschehen

Daniel Brühl in einer Szene des Filmes "Im Westen nichts Neues" - eine Netflixproduktion © Reiner Bajo Foto: Reiner Bajo
Daniel Brühl verkörpert in Edward Bergers "Im Westen nichts Neues" einen deutschen Diplomaten.

Berger erweitert den Film allerdings um einen Erzählstrang, der im Buch nicht vorkommt: die Friedensverhandlungen zwischen Deutschen und Franzosen zum Waffenstillstand im Zug und die Diskussionen der deutschen Diplomaten - unter anderem Daniel Brühl als Matthias Erzberger - untereinander. Die reale Rahmenhandlung nimmt den Fokus von der emotionalen Fronterfahrung, bremst die Nähe zum Kriegsgeschehen aus. Für Berger ist das ein erzählerischer Gewinn:

"Diese Verhandlung im Zug wurde hinterher von Nationalisten benutzt, um Matthias Erzberger und generell der Politik die Schuld in die Schuhe zu schieben, dass sie versagt haben und den Krieg verloren haben", so Berger. "Gegen den Willen des Militärs, die einfach sagten, wir hätten ihn auch gewonnen, was natürlich überhaupt nicht stimmte. Das hat am Ende zum Zweiten Weltkrieg geführt. Und darauf wollte ich ein Schlaglicht werfen, dass das erst der Anfang war."

"Im Westen nichts Neues" beeindruckt durch seine realistische Inszenierung, die Unmittelbarkeit und Aktualität.

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Malte Grunert "Im Westen nichts Neues" © Annette Riedl/dpa +++ dpa-Bildfunk + Foto: Annette Riedl

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Im Westen nichts Neues

Genre:
Drama
Produktionsjahr:
2022
Produktionsland:
Deutschland, USA, Vereinigtes Königreich
Zusatzinfo:
Mit Daniel Brühl, Felix Kammerer, Albrecht Schuch, Aaron Hilmer u.v.a.
Regie:
Edward Berger
Länge:
147 Minuten
FSK:
ab 16 Jahre
Kinostart:
ab 29. September 2022

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 28.09.2022 | 07:55 Uhr

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