Mediathektipps: "Ungeschminkt", "1992/1993/1994" und "Borderline"
In den Mediathektipps geht es diese Woche um grenzübergreifende Ermittlungen in Irland, Aktionen gegen die italienische Mafia und Josefa, die früher Josef hieß.
"Ungeschminkt": Wunderbar tragisch-komisches Familiendrama
Sie hat lange nicht an die Zeit gedacht, als sie in ihrem Heimatdorf als Josef groß wurde. Nun, nach dem Tod ihres Vaters, kehrt Josefa, die inzwischen als Frau mit ihrem Mann glücklich in der Stadt lebt, auf den elterlichen Hof zurück und wird mit alten Erinnerungen und einst geliebten Menschen konfrontiert. Vieles, das seinerzeit nicht gesagt wurde, kommt nun zur Sprache. Blume war Josefs bester Freund:
Blume: "Dass du mit all den anderen gebrochen hast, okay. Aber warum mit mir? Wir waren Freunde! Ich hab doch genau gewusst, wie es dir geht. Hast du ernsthaft geglaubt, dass ich dich dann nicht mehr zum Freund haben wollte?"
Josefa: "Die Frage hat sich nicht gestellt, das weißt du genauso gut wie ich. Dableiben war keine Option."
Dialog in "Ungeschminkt"
Es ist ein tolles Schauspielerensemble, das da versammelt ist: Ulrich Noethen als Blume, Eva Mattes als Josefs Ex-Ehefrau und Adele Neuhauser, die Josefa ebenso stark wie verletzlich verkörpert. Für sie hat die tragikomische Geschichte durch ihre Vielschichtigkeit einen ungeheuren Tiefgang. "Wir sind als Figuren aufeinander geworfen und gezwungen, einander zuzuhören", so die Schauspielerin. "Wir sind gezwungen, uns einzugestehen, dass wir Fehler begangen haben - und dass wir einander immer noch lieben."
In "Ungeschminkt" geht es um falsche Erwartungen und wahre Identitäten. Und darum, weshalb Menschen sich manchmal auch wider besseren Wissens abweisend verhalten, sagt Adele Neuhauser: "Wir haben Angst vor dem Fremden, vor aus der Norm fallenden Dingen. Und diese Angst kippt manchmal in Aggression." Das wunderbar tragisch-komische Familiendrama "Ungeschminkt" ist noch bis zum 5. November 2025 in der ARD Mediathek zu sehen.
"1992/1993/1994": Italienische Mafia-Serie mit drei Staffeln
Anfang der 1990er-Jahre veranlasste der Mailänder Staatsanwalt Di Pietro umfangreiche Ermittlungen, um Bestechungen von Unternehmen und Lokalpolitikern aufzuklären. Die Aktion erhielt den Namen "Mani Pulite" - "saubere Hände".
Dass hier niemand seine Hände in Unschuld wusch, wurde schnell klar. Immer mehr Menschen engagierten sich bei "Mani Pulite" und es kam zu landesweiten Operationen. Die juristischen Untersuchungen sind die Basis der drei Staffeln von "1992/1993/1994 - eine italienische Chronik".
Die Serie liefert ein spannendes und glaubhaft gezeichnetes Bild eines mafiösen Italien der 1990-Jahre, auch vor dem Hintergrund des damaligen Aufstiegs von Silvio Berlusconi. "1992/1993/1994" ist bis zum 31. Oktober 2025 in der Arte Mediathek abrufbar.
"Borderline": Irisches Ermittlerduo schenkt sich nichts
Die irische Kommissarin Aoife Regan stapft mit weißen Sneakern durchs Watt auf dem Weg zu einer Leiche und ihren neuen Kollegen, denn sie ermittelt im Nordosten der Insel. Als sie mit matschigen Schuhen ankommt, wird sie von Detective Chief Inspector Philip Boyd begrüßt.
Boyd: Freut mich sehr.
Regan: Nein, tut es nicht.
Boyd: Wie bitte?
Regan: Sie wollen mich nicht hier haben und ich möchte nicht hier sein. Als ich das letzte Mal hinter der Grenze war, hat Irland den ESC gewonnen und sie gehörten noch zu Europa. Also sparen wir uns die Floskeln und bringen es so schnell wie möglich hinter uns, okay?
Dialog in "Borderline"
Auf keinen Fall sollte man die spannende und unterhaltsame Serie "Borderline - Grenzenlose Verbrechen" schnell hinter sich bringen. Das ungleiche irische Ermittlerduo schenkt sich nichts, arbeitet aber äußerst erfolgreich zusammen. Pointierte Dialoge und gutes Timing machen die Serie zu einem kurzweiligen Genuss, Aufklärung von kulturellen Unterschieden zwischen Nord- und dem restlichen Irland inklusive. Sie steht noch bis zum 7. November 2025 in der ZDF Mediathek.