Mediathektipps: "Verdacht/Mord", "Siggi, the Hacker", "30 Tage Lust"
Unsere Mediathektipps diese Woche drehen sich um offene Liebesbeziehungen als Experiment, Julian Assange und eine düstere dänische Krimiserie.
Für Kommissar Björn Rasmussen ist es ein Morgen wie jeder andere: In der Rechtsmedizin erkundigt er sich nach einer Leiche, die in der Nacht eingeliefert wurde. Als er jedoch das Tuch vom Gesicht der Toten zieht, erstarrt er. Auf dem Seziertisch liegt seine Tochter Christina. Ein kurzer Moment der Schwäche ist die einzige Emotion, die der Ermittler sich gestattet. Dann schlägt seine Trauer in Wut um. Rasmussen, der alles andere als ein sympathischer Protagonist ist, glaubt an Mord. Auch, weil er sich so seiner eigenen Verantwortung für den Suizid seiner Tochter entziehen kann.
Das hochkarätige Darstellerensemble - mit Ulrich Thomsen, Trine Dyrholm und Lars Mikkelsen - spielt die Verdächtigen so überzeugend, intensiv und authentisch, dass der Krimi schon nach wenigen Minuten einen düsteren Sog entwickelt. Alle drei Staffeln von "Verdacht/Mord" sind in der Arte Mediathek (nur von 22 bis 6 Uhr) abrufbar.
Doku: "Siggi, the Hacker - Assange, Leaks und Lügen"
Sigurdur Thordarsons außergewöhnliche Begabung zeigte sich schon mit neun oder zehn Jahren, als er den Schulcomputer hackte und die Noten von Leuten änderte: Schon bald deckt der Computernerd die illegalen Machenschaften isländischer Finanzunternehmen auf. Julian Assenge wird auf Siggi aufmerksam und holt ihn in sein Team: "Wir waren wie Batman und Robin, wie Vater und Sohn."
Durfte Assenge sich eines Minderjährigen bedienen, um in die Computersysteme internationaler Konzerne und Regierungen einzudringen? Der Preis, den der WikiLeaks-Gründer dafür zahlte, war hoch. Siggi verriet ihn ans FBI: "Warum Julian Assenge mir vertraut hat, ist mir bis heute nicht klar. Ich hätte es nicht. Warum? Weil ich so jung war." Spannend wie ein Krimi: Die Doku "Siggi, the Hacker - Assange, Leaks und Lügen" ist abrufbar in der ZDF Mediathek.
"30 Tage Lust": ARD-Serie über Liebe, Sex und offene Beziehung
Zeno und Freddy sind um die 30, seit ihrer Schulzeit ein Paar und glücklich miteinander. Wäre da nicht das Gefühl, etwas Entscheidendes verpasst zu haben: "Ich find's schon komisch, dass keiner von uns je mit wem anderes Sex hatte!", sagt Freddy und schlägt vor, die versäumten Erfahrungen nachzuholen. Keine offene Beziehung, sondern "vielleicht einfach ein Monat, in dem wir machen können, was wir wollen". Widerstrebend lässt Zeno sich auf das Experiment ein.
Und die beiden stolpern auf die sexuelle Spielwiese. Zu tindern oder im Club einen One-Night-Stand aufzugabeln: Wie geht das? Wir begleiten Freddy und Zeno auf ihre Dates, erleben, wie sie schöne und beschämende Erfahrungen sammeln, wie sie mit ihren Hemmungen und Erwartungen kämpfen. Mit "30 Tage Lust" ist den Machern der Serie eine wunderbar komische "Melancomedy" gelungen: Eine Gratwanderung zwischen Leichtigkeit und Tiefgang, Lachen und Fremdschämen. Beim Seriencamp in Köln wurden sie dafür mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Alle acht Folgen in der ARD Mediathek.