Dritte Staffel von "The White Lotus": Sinnsucher am Abgrund
Ein Luxusressort, eine Schar bunter Gäste und jede Menge Drama: Die mit 15 Emmys prämierte Erfolgsserie "The White Lotus" geht in die dritte Staffel und widmet sich dem Thema Spiritualität. Zu sehen ist die Serie auf Sky und WOW.
Schon beim Titelvorspann stellt sich sofort das wohlig vertraute Gefühl ein, gleich in die Abgründe der übertrieben reichen Oberschicht einzutauchen. "The White Lotus" von Serienschöpfer Mike White ist die perfekte Mischung aus Gesellschaftssatire und Gesellschaftskritik, eingebettet in ein Rätsel um einen Mord, denn in jeder Staffel schwimmt gleich zu Beginn eine Leiche durchs Bild: in der ersten im titelgebenden Luxusressort auf Hawaii, in der zweiten auf Sizilien, und jetzt, in der dritten, in Thailand auf Koh Samui. Dazu bietet "The White Lotus" schöne Schauwerte, zeigt schöne Menschen und dysfunktionale Familien vor malerischer Kulisse, eingebettet in uns fremde Kulturen.
Hotel in Thailand: Exquisites Ressort mit Todesgefahr
"Unser Hotel ist das beste der Welt", sagt am Anfang ein Hotelmitarbeiter zu den Gästen, die gerade ankommen. "Am Ende der Woche werden Sie ein völlig anderer Mensch sein." Oder tot, aber das wissen weder die Menschen, die hier einchecken, noch die Zuschauer. Gleich zu Beginn gibt es Schüsse, ein junger amerikanischer Gast wird in seiner Meditationsstunde gestört und rennt um sein Leben durch das exquisite Ressort.
Das weitere Personal: Eine amerikanische Familie mit drei erwachsenen Kindern, die gekommen sind, weil die Tochter im nahen buddhistischen Tempel für ihre Abschlussarbeit recherchieren will. Dann eine Dreiergruppe Damen mittleren Alters, eine gelifteter als die andere. Die drei waren mal beste Freunde zu Highschool-Zeiten - jetzt belauern und bekriegen sie sich. Und schließlich ein alter Amerikaner mit junger britischer Freundin.
Christian Friedel als Hotel-Manager: Suche nach der inneren Mitte
Mittendrin in diesem traumhaften Setting, in dem sich schnell die menschlichen Abgründe auftun, ist der deutsche Schauspieler Christian Friedel ("The Zone of Interest") als Hotel-Manager. "Das ist ein junger Mann, der ganz weit weg von zu Hause seine innere Mitte und die Spiritualität sucht", sagt der Schauspieler über seine Rolle. "Er denkt, er ist die Ruhe selbst, aber er ist innerlich das genaue Gegenteil davon. Das birgt natürlich komödiantisches Potenzial." Seine Figur trüge auch eine "kleine deutsche Melancholie" in sich - die in späteren Folgen durchaus zum Vorschein kommen könne.
Entlarvendes Schaulaufen der Eitelkeiten
Dass sich vor malerischer Kulisse diese menschlichen Abgründe auftun, ist das Perfide an der Serie. Zu sehen ist ein entlarvendes Schaulaufen der Eitelkeiten, ein Sezieren der obersten Gesellschaftsschicht - mit personellen Verbindungen zu den ersten beiden Staffeln und unvorhersehbaren Entwicklungen, die es in sich haben.
Als Grundthema durchzieht die dritte Staffel von "The White Lotus" das Thema Spiritualität. Dabei schafft es die Serie erneut, dass man sich in das perfekte Urlaubsressort wünscht und zugleich nie im Leben genau da, mit diesen Gästen, bleiben möchte.
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