Schauspielerin Leonie Benesch im schwarzen Kleid, Regisseur Tim Fehlbaum (mitte) und Schauspieler Ben Chaplin (r.) beim Filmfest Venedig beim Photocall zum Film "September 5" © picture alliance / Geisler-Fotopress Foto: Uwe Geisler
Schauspielerin Leonie Benesch im schwarzen Kleid, Regisseur Tim Fehlbaum (mitte) und Schauspieler Ben Chaplin (r.) beim Filmfest Venedig beim Photocall zum Film "September 5" © picture alliance / Geisler-Fotopress Foto: Uwe Geisler
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AUDIO: Stars und Glamour am ersten Wochenende beim Filmfest Venedig (4 Min)

Stars und Glamour am ersten Wochenende beim Filmfest Venedig

Stand: 02.09.2024 17:14 Uhr

Seit dem 28. August laufen die Filmfestspiele von Venedig. Angelina Jolie, George Clooney und Nicole Kidman haben dort neue Filme präsentiert. Mit dabei war die Hamburgerin Leonie Benesch, zu sehen im Film "September 5" von Tim Fehlbaum.

von Anna Wollner

Brad Pitt und George Clooney beim Filmfest in Venedig: Die beiden Stammgäste haben am Sonntagabend mit ihrem Film "Wolfs" den roten Teppich dominiert. Eine Killer-Komödie außerhalb des Wettbewerbs, eingeladen für den Glamour. Außerdem präsentierten sich eine Reihe bekannter Schauspielerinnen wie Nicole Kidman und Angelina Jolie. In diesem Jahr stellt zudem die Moderatorin Sandra Maischberger eine eigene Produktion vor: die Doku "Riefenstahl".

VORSCHAU: Trailer: Dokumentarfilm "Riefenstahl" von Andres Veiel (2 Min)

Nach 100 Jahren kehrt Riefenstahl zum Lido zurück - als Film

Eine Frau mit rotem Rock und heller Bluse und ein Mann mit dunklem Anzug bei einer Filmpremiere: Sandra Maischberger und Dokumentarfilmregisseur Andres Veiel in Venedig bei der Weltpremiere von "Riefenstah" © Alberto Terenghi/IPA via ZUMA Press/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Alberto Terenghi+
Viele kennen Sandra Maischberger als Talkshow-Moderatorin im Ersten. Aktuell präsentiert sie ihre Produktion, die NDR Koproduktion "Riefenstahl", in Venedig.

Es ist eine interessante Déjà-vu-Situation, ein Kreis der sich schließt. 1924 war Leni Riefenstahl das erste Mal auf dem Lido, 1935 und 1938 sind ihre Filme hier ausgezeichnet worden. "Wir haben im Nachlass ein Foto gefunden, das zeigt die junge Leni Riefenstahl am Strand. Darüber hat sie handschriftlich geschrieben: Lido 24. Das ist genau vor 100 Jahren", erzählt Sandra Maischberger, die in Venedig ihre Produktion über die umstrittene Regisseurin präsentiert.

"Ich hatte das Gefühl, ich bin dem ersten Instagirl begegnet, weil sie sich permanent selber gefilmt hat", berichtet Maischberger über ihre Recherchen. "Sie hat sich bewusst in Szene setzen lassen, selbst in Szene gesetzt. Bis zuletzt hat sie sich durch ihren verlängerten Arm, ihren späteren Ehemann Horst Kettner, in allen Lebenssituationen filmen lassen: in der Badewanne, auf dem Totenbett, im Krankenhaus. Alles, was Leben ist, verkauft sie als Inhalt. Das ist sehr heutig. Sie wäre heute ein absolutes Instagirl."

Leni Riefenstahl - Prototyp für vieles

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"Riefenstahl" läuft außer Konkurrenz im Wettbewerb: als einziger Dokumentarfilm. Es ist der Versuch einer Annäherung, eine detektivische Spurensuche mit Material aus Riefenstahls Nachlass und Archivmaterial aus Interviews und Gesprächen. Regisseur Andres Veiel und Sandra Maischberger gehen der Frage nach, wer Riefenstahl war, aber eben auch, was sie heute noch für eine Bedeutung hat.

Sie sei, so Maischberger im Gespräch, ein Prototyp für ganz Vieles gewesen: "Für Fake News, ein Prototyp für Leugnung eigener Taten oder Verantwortlichkeiten, ein Prototyp für Manipulation, ein Prototyp für Propaganda und eben auch ein Prototyp für faschistisches Gedankengut." Was heißt das genau? Sandra Maischberger erklärt: "Die Kraft des Schönen, des Gesunden zu preisen. Es heißt aber auch immer, das Ungesunde, das Nichtschöne, abzulehnen. Das kann dann bis hin zum Vernichtungswillen gehen und so war es in der Nazizeit. Dafür ist sie verantwortlich und wir leben in einer Zeit, in der viele von diesen Mustern wiederkehren."

"Riefenstahl" ist ein Film geworden, der beim Gucken die Frage aufwirft, wie leicht man selbst manipulierbar ist - manipulierbar durch die Macht der Bilder.

Leonie Benesch über "September 5": "Das Buch war wie ein Sog"

Eine Frau im roten Pullover schaut ernst nach vorne © dpa Bildfunk
Der Film "Das Lehrerzimmer" machte Leonie Benesch bekannt. Der Film war für den Oscar als bester internationaler Film nominiert. "September 5" soll am 6. November in Deutschland starten.

Die Macht der Bilder - und vor allem auch die Verantwortung der Bilder, greift auch der Film "September 5" auf. Der Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum erzählt mit einem spannenden, fast schon dokumentarischen, Ansatz vom Terroranschlag auf die Olympischen Spiele 1972 in München. Er zeigt die Handlung komplett aus der Perspektive der Sportjournalisten des US-Senders "ABC", die über 22 Stunden lang live von der Geiselnahme berichtet - und als einziges Kamerateam der Welt eine Live-Kamera vor Ort hat. Als einzige Frau im Ensemble - neben Peter Sarsgaard und Ben Chaplin - brilliert die Hamburger Schauspielerin Leonie Benesch.

"September 5" wurde am Lido mit viel Applaus bedacht. Viele - auch internationale Kollegen - hätten den Film gerne im Wettbewerb gesehen. Kurz vor der Premiere war sie im NDR Kultur-Interview noch tiefentspannt, hat sie doch im vergangenen Jahr durch die Oscarnominierung für "Das Lehrerzimmer" von Regisseur und Drehbuchautor İlker Çatak Erfahrungen mit Glamour gesammelt. "Dadurch, dass dieser Rummel nicht lange her ist, habe ich das Gefühl, es fällt mir nicht so schwer, da wieder einzusteigen". Für Benesch waren es besondere Dreharbeiten für Fehlbaums Venedig-Beitrag "September 5.": "Das Buch war ein Sog und ich hatte beim Lesen das Gefühl, ich möchte gerne dabei sein. Abgesehen davon, dass die Rolle toll geschrieben ist, hätte ich wahrscheinlich auch zu etwas Kleinerem ja gesagt, weil es selten ist, ein Buch zu lesen, in das man so reingesaugt wird", schwärmt die in Hamburg geborene Schauspielerin Benesch. "Ich mochte die Art und Weise, wie Tim Fehlbaum über die Rolle gesprochen hat. Er sagte, er möchte einen 'Problem-solver', eine Frau erzählen, die ohne großen Firlefanz Probleme sieht, erkennt und löst und sich nicht groß erklärt. Das mochte ich - und diesen praktischen Ansatz der Figur."

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Nicole Kidman macht befreiende Erfahrungen

Um Macht und Machtverhältnisse geht es auch in "Babygirl" mit Nicole Kidman in der Hauptrolle. Die 57-jährige Schauspielerin spielt die CEO einer Tech Firma, die eine Affäre mit einem Praktikanten anfängt. Das erste Mal findet sie in ihrer Unterwürfigkeit sexuelle Erfüllung und gerät darüber hinaus in ein Abhängigkeitsverhältnis, so Kidma: "Es geht um Sex, um Leidenschaft, Geheimnisse, die Ehe, Wahrheit, Macht, Einverständnis. Es ist die Geschichte einer Frau, für mich ist es vor allem eine befreiende Geschichte, erzählt aus einem weiblichen Blickwinkel", berichtet Kidman. "Die Regisseurin hat das Drehbuch geschrieben, den Film inszeniert. Für mich ist es ein einzigartiges, neues Gefühl, komplett in den Händen einer Frau zu sein. Absolut befreiend." "Babygirl" ist ein sehr expliziter Film, immer aber auf der Augenhöhe von Kidman. Entblößend, aber nie bloßstellend.

Angelina Jolie über Maria Callas: "Uns eint beide eine Verwundbarkeit.

Eine Frau mit langen Haaren und rotem Lippenstift beim Filmfest Venedig © dpa Bildfunk
Angelina Jolie verkörpert Maria Callas in "Maria" des Chilenen Pablo Larraín.

Ähnlich wie Regisseurin Halina Reijn hat auch Regisseur Paplo Larraín Respekt vor seiner Hauptfigur. Nach "Jackie" und "Spencer" beendet der Chilene seine Frauen-des-20.-Jahrhunderts-Trilogie mit "Maria" über die Operndiva Maria Callas. In der Hauptrolle, nahezu verschmelzend und aufgehend, Angelina Jolie. Jolie spielt Callas kurz vor ihrem Tod, wie sie, vollgepumpt mit Schmerzmitteln und Beruhigungstabletten, ihr Leben fragmentarisch assoziativ in ihren letzten Tagen in Paris noch einmal an sich vorbeiziehen lässt. An einer Stelle sagt Callas zu ihrem Bediensteten, sie würde ab sofort selbst entscheiden, was real sei und was nicht.

Jolie spielt sie verletzbar - mit Parallelen zu ihrer eigenen Biographie. "Es gibt vieles, worüber ich aus offensichtlichen Gründen nicht sprechen werde", sagt Jolie. "Sie können sich das sicherlich denken. Aber was mich selbst überrascht hat, ist, dass wir beide eine weiche, sensible Seite haben. Und dass die Welt das manchmal nicht wahrhaben wollte - aber in meinem Fall will. Uns eint beide eine gewisse Verwundbarkeit." Die deutsche Koproduktion von der Berliner Firma Komplizenfilm hat bereits einen deutschen Kinostart: den 6. Februar 2025.

Kritische Situationen am Lido vermeiden

"Maria" lief schon am Donnerstag im Programm - möglichst weit weg von der "Wolves-"Premiere mit Brad Pitt und George Clooney. Denn ein Aufeinandertreffen der beiden geschiedenen Filmstars Pitt und Jolie hätte für Bilder gesorgt, die nicht in ihrer Macht gelegen hätten. Und so etwas versucht man bei der Mostra am Lido zu vermeiden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 02.09.2024 | 09:40 Uhr

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