Sibel Kekilli: "Berlinale hat besonderen Platz in meinem Herzen"
Die Berlinale läuft noch bis Sonntag. Zwei norddeutsche Filme feiern diese Woche Weltpremiere im Wettbewerb: Die Dramen "Yunan" mit Sibel Kekilli und "Mother's Baby" mit Hans Löw. Am Wochenende kamen die Filmteams zum Hamburger Empfang.
Bei der Berlinale hat der Norden gleich zwei Eisen im Feuer - beziehungsweise im Wettbewerb. Ein Wiedersehen gibt es dabei mit den Schauspielerinnen Sibel Kekilli ("Gegen die Wand") und Hanna Schygulla. Sie sind gemeinsam im Drama "Yunan" von Ameer Fakher Eldin zu sehen, das am Mittwoch Weltpremiere feiert - und neben 18 weiteren Beiträgen auf dem Goldenen Bären hoffen darf. Den Juryvorsitz des Wettbewerbs hat US-Regisseur Todd Haynes, in der Jury sitzt auch die Hannoveraner Filmemacherin Maria Schrader.
"Yunan": Gedreht auf Hallig Langeneß
Die Schauspielerinnen Schygulla und Kekilli waren mit Regisseur Eldin am Wochenende beim Empfang der Moin Filmförderung Hamburg. "Ich bin so froh, dass der ganze Cast hier ist", erzählt Eldin im Gespräch mit NDR Kultur. " Es war eine lange Reise, wir hätten kein besseres Festival als Heimat kriegen können. Meine Mutter kommt und begleitet mich zur Weltpremiere, das bedeutet mir sehr viel."
Für Schygulla ist es ein Wiedersehen mit dem Festival, das sie mit als Künstlerin geformt hat: "Bei mir fing alles an bei der Berlinale", sagt die 81-Jährige. Das verbindet sie mit Kollegin Kekilli, die vor genau 21 Jahren mit Fatih Akin in Berlin mit "Gegen die Wand" den Goldenen Bären gewann. Nun spielt sie eine Rolle in "Yunan": "Die Berlinale hat immer schon einen besonderen Platz in meinem Herzen - dieses Jahr ist es noch besonderer, weil wir mit 'Yunan' im Wettbewerb laufen.
Carsten Brosda: Herausragende Filmschaffende aus Norddeutschland
"Der norddeutsche Film bleibt konstant präsent auf der Berlinale. Was für ein großartiger Erfolg!", sagte der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD) bei der Veranstaltung. In erster Linie sei das den herausragenden Filmschaffenden zu verdanken, "es zeigt aber auch das feine Gespür der MOIN Filmförderung und ihrer Auswahlgremien für spannende, gegenwärtige Stoffe."
"'Yunan' von Ameer Fakher Eldin" ist komplett auf einer Hallig gedreht. Auch ein paar Tage in Hamburg, aber der ist überwiegend hier bei uns im Norden entstanden", erklärt der Chef der Moin Filmförderung, Helge Albers.
Der Autorenfilmer Eldin lebt in Hamburg und hat sein Drama bewusst in Nordfriesland angesiedelt. "Es geht um einen Mann, der mit seinem Leben abgeschlossen hat und völlig neue Energie dadurch gewinnt, dass er eine Bekanntschaft dort macht, gespielt von Hanna Schygulla. Der Cast dieses Films ist besonders: Tom Wlahischa spielt mit, Sibel Kekilli ist dabei. Ich freue mich sehr auf diesen Film", meint Albers.
Die Natur auf der Hallig Langeneß hat den jungen Regisseur zu seinem Drehbuch inspiriert: "Es gibt da dieses Phänomen des 'Landunter', wo das Land untergeht, dann erneut auftaucht. Was immer verschwindet, taucht wieder auf, hat sich aber verändert. Genau darum geht es im Film. Die Natur auf Langeneß und den Halligen ähnelt im Grunde meiner Geschichte", sagt Eldin im Gespräch mit dem NDR.
Drama "Heldin": Pflegerinnen am Rande der Belastbarkeit
Die gebürtige Hamburgerin Leonie Benesch spielt in Petra Volpes Drama "Heldin" die Pflegefachkraft Floria. Im blauen Kittel hastet sie in der Chirurgie eines Schweizer Krankenhauses von Patient zu Patient. Für kaum jemanden bleibt genug Zeit, aber natürlich drängt es bei allen. "Tut mir leid, wir sind heute nur zu zweit", muss sich Floria ständig rechtfertigen. Die preisgekrönte Kamerafrau Judith Kaufmann hat nach "Das Lehrerzimmer" von Regisseur İlker Çatak erneut mit Leonie Benesch zusammengearbeitet. Die Inszenierung und Benesch' intensives Spiel übermitteln gekonnt den enormen Druck, unter dem das Pflegepersonal in so einer Schicht arbeitet. Das Drama feierte umjubelte Weltpremiere in der Reihe Berlinale-Special.
"Mother's Baby": Dirigentin mit Orchester in der Elbphilharmonie
Die Österreicherin Johanna Moder zeigt im Wettbewerb ihr Drama "Mothers Baby", Weltprrmiere ist am Dienstag. Es geht um eine Dirigentin, die sich sehnlich ein Kind wünscht. Nach einer traumatischen Geburt wird ihr das Baby entrissen. Später zweifelt sie daran, ob das Kind, das sie nach Hause gebracht hat, wirklich ihres ist. Der norddeutsch-geförderte Film mit Marie Leuenberger und Hans Löw spielt unter anderem in der Elbphilharmonie. "Wenn ich dieses Gebäude betrete bin jedes Mal nur am Staunen. Das ist ästhetisch so wahnsinnig schön, obwohl es so ein Riesenraum ist", sagt Hauptdarstellerin Leuenberger. Der Film sei "ein Drama und ein Thriller mit einer Prise Horror und einer Prise Science-Fiction."
In der Reihe Forum läuft der Dokumentarfilm "Der Obsthof" von Nana Xu, Absolventin der Hamburger Hochschule für Bildende Künste. Sie wandelt in China auf den Spuren ihres Vaters, der während der Kulturrevolution als Häftling ein Arbeitslager mit aufbauen musste. Danach wurde aus dem Ort ein Gefängnis, später ein Bauernhof.
Fatih Akin plant neues Filmprojekt "Geister"
Auch Filmemacher Fatih Akin schaute kurz beim Moin-Empfang der Berlinale vorbei. "In Berlin stecke ich in der Postproduktion von meinem Film 'Amrum', den mische ich gerade hier. Außerdem mache ich eine Dokumentation 'Der anatolische Drache' über Gaye Su Akyol, die hier lebt, wir haben hier ein paar Motive besichtigt." Außerdem verriet der Hamburger Regisseur, dass er noch ein Projekt im Köcher habe, es wurde bereits von der Moin gefördert. Der Film heiße "Geister": "Das ist nur ein Arbeitstitel, das will ich dieses Jahr noch drehen."
Edward Berger überreichte Tilda Swinton den Ehrenbären
Und gleich bei der Eröffnungsgala überreichte ein prominenter Norddeutscher der Schottin Tilda Swinton den Goldenen Ehrenbären der Berlinale. Der Wolfsburger Regisseur Edward Berger unterbrach dafür kurz seine Kampagne für seine achtfache Oscar-Hoffnung "Konklave", um in Berlin die Hommage auf die Schauspielerin zu halten. Er kennt sie nämlich gut: "Ich habe einen Film gemacht mit Tilda Swinton und Colin Farrell in Macao, in China. Ein Spielerfilm." Der Titel lautet "The Ballad of a Small Player".
In seiner Hommage sagte der Regisseur, ihr Geheimnis als Schauspielerin sei, dass sie einfach eine "außergewöhnlich schöne Seele" besitze, so Berger im Berlinale-Palast. Niemand sei häufiger bei der Berlinale vertreten gewesen als Swinton, niemand so wichtig für das Festival.
Die Berlinale läuft bis zum 23. Februar. Die Bären-Gala findet am 22. Februar 2025 statt.
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