Karina Gauerhof und das Braunschweig International Film Festival
Jung, markant und voller Ideen, das ist Karina Gauerhof. Seit 2011 lebt die gebürtige Baden-Württembergerin im niedersächsischen Braunschweig und ist dort heute im Leitungsteam des Filmfestivals. Dieses Jahr mit dabei: Udo Kier, und den kennen wir alle!
Spätestens seit sie 2014 im Vorstand des Freiluftkinos "Sommerkino Braunschweig e.V." arbeitet, gehört ihre Leidenschaft ganz dem Film. Deshalb ist sie heute, und dies seit August 2021, im Leitungsteam des "Braunschweig International Film Festivals". Wenn die 38. Ausgabe des Festivals am 11. November eröffnet wird, startet die Braunschweiger Filmwoche prominent mit dem Filmkonzert "Bram Stoker's Dracula - Live In Concert", zu Francis Ford Coppolas Streifen aus dem Jahr 1992. Karina Gauerhof erzählt in NDR Kultur à la carte vom Film und was ihn heute im Innersten zusammenhält.
Beim Braunschweig International Film Festival habt ihr einen kleinen Grusel-Schwerpunkt. Unter anderem gibt es den Klassiker des Gruselfilms "Nosferatu" von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922 in der Petrikirche mit Orgelmusik zu sehen.
Karina Gauerhof: Ja, das wird auch was ganz Besonderes. Ich werde es in der Festivalwoche leider gar nicht dahin schaffen. Es ärgert mich jetzt schon zutiefst, weil das wirklich ein ganz besonderes Konzert wird. Stummfilm ist die Art von Film für Filmkonzerte und hier etwas ganz Besonderes, da wir in die Kirche gehen. Wir haben in Braunschweig sehr viele Kirchen, und die eignen sich immer ganz gut für Sonderveranstaltungen in der Festivalwoche. Da haben wir in den letzten Jahren schon verschiedene tolle Veranstaltung gemacht, und in diesem Jahr wird es "Nosferatu". Das ist ganz schön, weil das so atmosphärisch wird.
Was Grusel- oder Horrorfilme angeht, bin ich ein Angsthase. Hast Du eine morbide Ader?
Gauerhof: Das würde ich jetzt so nicht sagen. Ich habe schon sehr früh mit meinem Cousin bei meiner Oma übernachtet. Nachts haben wir uns heimlich die Fernbedienung geklaut, sind ins Wohnzimmer gegangen und haben noch Filme geschaut. Da waren auch welche dabei, die hätten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht gucken sollen. Aber irgendwie hat mich das immer ein bisschen fasziniert, vor allem klassischere Filme, die eher in Mainstream-Kinos laufen. Das sind nicht unbedingt die Filme, die mich interessieren, es sind eher die Filme, die eine Aussage haben. Zum Beispiel Filme, die mit diesen Urängsten spielen oder das Paranormale thematisieren. Es ist auch schön, so einen Film zu sehen, wie er inszeniert wird. So etwas, was man nicht greifen kann, sei es mit der Filmmusik wie bei Dracula, die ganz viel dazu beiträgt, dass wir diese Angstmomente haben oder uns gruseln. Deswegen finde ich das schon schön, fernab der Realität Filme auf der Leinwand zu sehen.
Schauspieler Udo Kier bekommt in diesem Jahr die "Europa", das ist euer wichtigster Preis, der Europäische Schauspielpreis. Und wir kennen ihn alle, oder?
Gauerhof: Ja, Udo Kier ist, glaube ich, jedem schon einmal, wenn nicht sogar mehrmals, über die Leinwand gehuscht. Er ist ein Meister, der in sehr vielen Nebenrollen mitgespielt hat, aber auch einige Hauptrollen hatte. Zuletzt auch in der großen amerikanischen Indie-Produktion "Swan Song", den werden wir auch in der Festivalwoche zeigen, das ist ein ganz toller Film. Da hat er die Rolle seines Lebens bekommen. Udo Kier ist im Oktober 80 Jahre alt geworden und ein wahnsinnig lebensfroher und lebenslustiger Mensch. Ich habe ein paar Mal mit ihm telefoniert und freue mich sehr, ihn persönlich kennenzulernen und zu treffen. Er hat mit Größen wie Andy Warhol, Rainer Werner Fassbinder und Lars von Trier gearbeitet. Er ist einer der wenigen deutschen Export-Schauspieler, die wir in Hollywood haben. Wir freuen uns sehr, dass er jetzt nach Braunschweig kommt und dass wir ihm, gemeinsam mit unserem Hauptsponsor Volkswagen Financial Services, den Europäischen Schauspielpreis "Europa" verleihen dürfen.
Das Gespräch führte Andrea Schwyzer.