Filmfest Hamburg: NDR Nachwuchspreis für italienisches Drama
Tolle Filme, gute Besucherzahlen, viele internationale Gäste und einen sonnigen Abschluss konnte das Filmfest Hamburg 2024 feiern, das am Sonnabend mit einer Preisgala endete. Den NDR Nachwuchspreis erhielt der Debütfilm "Diciannove" aus Italien.
Bei der Verleihung am Sonnabend im Cinemaxx Kino am Dammtor sind die Preise des 32. Filmfests Hamburg vergeben worden. Anschließend lief dort das neue Sterbe-Drama "The Room next Door" des spanisches Altmeisters Pedro Almodóvar. Der NDR Nachwuchspreis 2024 ging an einen Debütfilm aus Italien des Regisseurs Giovanni Tortorici. In "Diciannove" (deutsch: "Neunzehn") sucht ein aus Palermo stammender rastloser jungen Mann (gespielt von Manfredi Marini) nach dem Abitur zunächst in London, dann in Siena und zuletzt in Turin nach dem richtigen Studiengang für sich.
"Porträt einer europäischen Adoleszenz"
"Die Charaktere und kleinen Momente sind es, die das Porträt einer europäischen Adoleszenz mit einem Sinn für Humor schaffen, welches der Unendlichkeit der Ideale eines Teenagers trotzt. Irgendwo zwischen Kunst, Musik und Literatur findet der Hauptcharakter in seiner Einsamkeit Halt", heißt es in der Jurybegründung für den Preis. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert und ehrt Regietalente, die ihr Langfilmdebüt oder ihre zweite Regiearbeit zeigen. Fünf Studierende aus Hamburg haben ausgesucht, wer den Preis bekommt. Insgesamt standen sechs Filme zur Auswahl. Eine lobende Erwähnung sprach die Jury außerdem für den Film "Blue Sun Palace" (Regie: Constance Tsang) aus.
Preis für kanadischen Dokumentarfilm über sexuellen Missbrauch
Den mit ebenfalls 5.000 Euro dotierten Publikumspreis des Filmfests Hamburg für den Publikumsliebling des Festivals erhielt der Film "Freiheit im Herzen - Lasst es uns eilig haben, menschlich zu sein" von Roxana Samadi. Er wird gestiftet von der Hapag Lloyd Stiftung. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis "Der Politische Film" der Friedrich-Ebert-Stiftung ging an die Regisseur*innen Julian Brave NoiseCat und Emily Kassie für ihren kanadischen Dokumentarfilm "Sugarcane". Darin reisen ein Vater und sein Sohn durch ihre kanadische Heimat, das Land ihrer indigenen Vorfahren und sind auf biografischer Spurensuche. Der "wütende und liebevolle Film" mit dem Hintergrundthema sexueller Missbrauch erzähle die Geschichte "in all ihrer Komplexität und schafft es, sich behutsam den einzelnen Schichten des Schmerzes und der mühsamen Befreiung zu nähern", so die Jurybegründung.
Über den undotierten Preis der Filmkritik durfte sich der Schweizer Filmemacher Ramon Zürcher für sein Drama "Der Spatz im Kamin" mit der Hamburger Hauptdarstellerin Maren Eggert freuen. "'Der Spatz im Kamin' hört nicht auf uns zu verblüffen", heißt es in der Begründung der Jury. In jeder Szene breche ein neuer Konflikt auf. "Diese Familie führt einen Machtkampf: jeder gegen jeden. Die Dialoge sitzen wie Messerstiche. Ramon Zürcher hat diese Hölle raffiniert verdichtet."
Bereits in den vergangenen Tagen war der Douglas Sirk Preis des Festivals im Rahmen von zwei Galas verliehen worden. Am vergangenen Sonntag nahm diesen der französische Autorenfilmer Jacques Audiard von Laudator und Filmemacher Fatih Akin entgegen. Audiard stellte anschließend seine französische Oscar-Hoffnung, das Musical-Melodram "Emilia Pérez", vor. Am Dienstag hatte die Britin Andrea Arnold ebenfalls einen Douglas Sirk Preis für ihr Lebenswerk entgegennehmen sollen, konnte krankheitsbedingt jedoch nicht zur Verleihung samt Vorführung ihres neuen Filmes "Bird" anreisen.
Viel deutsche und internationale Prominenz in Hamburg
Viele Gäste haben das zehntägige Festival besucht: Nach Angaben des Filmfestivals waren es insgesamt 312 aus 29 Ländern. Dazu zählten die aus Norddeutschland stammende und in New York lebende Diane Kruger sowie Jacques Audiard, Michel Hazanavicius und Louise Courvoisier aus Frankreich, Regisseurin Dea Kulumbegashvili aus Georgien, der dänische Oscarpreisträger Thomas Vinterberg ("Das Fest") und der iranische Filmemacher Mohammad Rasoulof mit der deutschen Oscarhoffnung, dem Drama "Die Saat des heiligen Feigenbaums". Für Glanz und Glamour sorgten unter anderem auch Hape Kerkeling, Christoph Maria Herbst, Nora Fingscheidt, Christian Schwochow und Helena Zengel sowie Sonja Heiss und Anne Ratte Polle, die allesamt neue Filme oder Serien vorstellten.
90 Prozent Auslastung am 3. Oktober - dem kostenlosen Kinotag
Die neue Filmfestchefin Malika Rabahalla freut sich über ihren gelungenen Einstand beim Hamburger Festival. Mit insgesamt 59.000 Besucherinnen und Besuchern - und damit fast 7.000 mehr als in 2023 - waren die Kinos übers Filmfest gut besucht, vor allem am neu eingeführten kostenfreien Kinotag: "Ich bin überglücklich und voller Dankbarkeit! So viele meiner Träume für das erste Jahr sind wahr geworden - es fühlt sich einfach magisch an", so Rabahallah. "Mit über 90 Prozent Auslastung an dem 'Tag des freien Eintritts' ist diese neu eingeführte Aktion ein Riesenerfolg. Und das im ersten Jahr!" Sie hoffe, es bleibe nicht bei einer einmaligen Aktion und bedankte sich bei der Behörde für Kultur und Medien, "ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre!"
Der Termin für das Filmfest Hamburg 2025 wird Ende 2024 bekannt gegeben.