Fatih Akin ehrt Regisseur Jacques Audiard beim Filmfest Hamburg
Der Hamburger Filmemacher Fatih Akin hat am Sonnabend die Laudatio für den Douglas-Sirk-Preisträger 2024 Jacques Audiard gehalten: "Er ist der beste Filmemacher". Audiard präsentierte Frankreichs Oscarhoffnung, sein preisgekröntes Melodram "Emilia Pérez".
Am Sonnabend hat das Filmfest Hamburg den 72-jährigen französischen Autorenfilmer Jacques Audiard mit dem Douglas Sirk Preis für sein Filmschaffen geehrt. Anschließend wurde im ausverkauften Kinosaal im Cinemaxx Dammtor Audiards beim Filmfest Cannes preisgekröntes Melodram "Emilia Pérez" vorgeführt, das für Frankreich ins Oscarrennen geht. Im Film mit vielen Musical-Einlagen, hochkarätig besetzt mit Zoe Saldaña, Selena Gómez und Karla Sofía Gascón, möchte ein Kartellboss ein neues Leben als Frau führen - und will mit neuer Identität Unrecht wiedergutmachen.
Die Laudatio hielt der Hamburger Produzent, Autor und Regisseur Fatih Akin, der sichtlich Spaß daran hatte, eines seiner Vorbilder zu treffen. "Er ist ein Filmemacher, der mich immer wieder überrascht, der Konventionen bricht, der Genres bricht", sagte der 51-jährige Hamburger über Audiard im Gespräch mit NDR Kultur.
Fatih Akin über Audiard: "Letzter Filmemacher, der noch Klassiker macht"
Akin nennt seine Rapper-Biografie "Rheingold" einen Film, der versucht, "einen Sprung durch verschiedene Genres zu machen. Das sind schon Sachen, die Audiard mit Sicherheit geprägt und beeinflusst hat", so Akin. "Es ist für mich der letzte Filmemacher, der noch Klassiker macht und sie in Regelmäßigkeit liefert. Er ist für mich einer der letzten großen sehr mutigen europäischen Filmemacher. Ich glaube, das hält ihn sehr jung. Er macht keine Alterswerke, er macht sehr junge Filme."
Vor dem Festivalpublikum betonte Akin, dass er normalerweise kein großer Redner sei und jeder Möglichkeit der öffentlichen Rede aus dem Weg gehe. Aber für Audiard, den Macher von "romantischsten Liebensfilmen" wie "Der wilde Schlag meines Herzens", "Der Geschmack von Rost und Knochen" und "Wo in Paris die Sonne aufgeht", mache er eine Ausnahme.
"Für mich ist nur eine Sache schöner, als Filme zu machen - es ist, Filme zu schauen. Filme, die die Fähigkeit haben, mit sehr viel Einfühlungsvermögen und emotionaler Intelligenz in das Leben ihrer Figuren einzutauchen. Filme, die neue Welten offenbaren. Sie, Monsieur Audiard, schauen genau hin. Sie lassen mich völlig in die Welt ihrer Figuren eintauchen - deswegen bewundere ich Ihre Filme aus tiefster Seele", sagte Akin. Dann ergänzte er, "Mann, ich stehe hier, weil ich ein Fanboy bin." Das Filmschaffen des Franzosen beweise: "Es ist niemals zu spät, leidenschaftlich zu sein".
Malikah Rabahallah: "Ein Traum, der in Erfüllung geht"
Sichtlich gerührt nahm der 72-jährige Franzose den Preis aus den Händen der neuen Festivalchefin Malikah Rabahallah entgegen, die sagte: "Als Französin erfüllt es mich mit großer Freude, dass Jacques Audiard den Preis ausgerechnet in meinem ersten Jahr beim Filmfest erhält. Seine Filme haben mich mein ganzes Leben begleitet. Jetzt zu sehen, wie er in Hamburg gewürdigt wird, ist ein Traum, der für mich in Erfüllung geht." Der Preis wird seit 1995 vom Festival vergeben.
"Douglas Sirk ist ein bedeutender Regisseur meiner Generation", sagte Audiard und dankte dem Hamburger Festival und der neuen Leitung für diese Ehre. Er sei darüber begeistert, einen Preis zu bekommen, der nach jemandem benannt sei, "der ein Genie des Melodramas war - ausgerechnet in dem Jahr, wo ich mein erstes Melodram veröffentliche - 'Emilia Pérez'".
"Emilia Pérez" ist Oscar-Hoffnung aus Frankreich.
Jacques Audiard erzählte, es sei für ihn kurios gewesen, den Film auf Spanisch zu drehen: "Es ist eine Sprache, die ich nicht spreche, das hatte etwas Geisterhaftes. Wir haben uns telepathisch verständigt", scherzte der frisch gebackene Preisträger im Gespräch mit NDR Kultur lachend. Dass "Emilia Pérez" nun Frankreichs Oscar-Hoffnung ist, findet der französische Filmemacher sehr gut. "Ich kenne das Ganze schon".
Kommende Woche wird es eine weitere Ehrung mit einem zweiten Douglas-Sirk-Preis geben: Am Mittwoch erhält die Britin Andrea Arnold den Ehrenpreis ab 20 Uhr im Cinemaxx am Dammtor in Hamburg. Anschließend wird ihr neues Drama "Bird" mit Franz Rogowski gezeigt. Das Festival endet am 5. Oktober mit einer Preisgala und dem Abschlussfilm "The Room Next Door" des spanischen Meisterregisseurs Pedro Almodóvar.
Der Film "Emilia Pérez" startet am 21. November im deutschen Kino.