VIDEO: "Zwei zu Eins": Trailer der Komödie mit Ronald Zehrfeld (2 Min)

Ronald Zehrfeld im Film "Zwei zu Eins": "Eine Zeit der Narrenfreiheit"

Stand: 21.07.2024 18:30 Uhr

Ronald Zehrfeld ist ab Donnerstag mit Sandra Hüller in der Komödie "Zwei zu Eins" im Kino zu sehen. Er erzählt wie er die Wende erlebt hat und was ihm wichtig ist in der kurzen Zeit auf dieser "blauen Murmel".

Ein Mann mit dunklem Hemd und dunklen Haaren steht vor einem Kinoplakat - Ronald Zehrfeld bei einer Kinopremiere von "Zwei zu eins" ©  picture alliance / ABBfoto
Beitrag anhören 26 Min

Serien wie "Weissensee", "Babylon Berlin", "Im Angesicht des Verbrechens" und Kinofilme wie "Der Staat gegen Fritz Bauer" und in diesem Frühjahr "Sterben" haben Ronald Zehrfeld in Deutschland zum Star gemacht. Der gebürtige Ost-Berliner hat eine Bilderbuchkarriere hingelegt, möchte man meinen. Er selbst sieht das entspannt. Hier ein Ausschnitt des Interviews. Das ganze Gespräch können Sie hier hören.

Der Film "Zwei zu Eins" spielt in den Monaten nach der Wende 1989/90. Du bist Jahrgang 1977. Du bist in Ost-Berlin geboren. Wie hast Du die Zeit damals erlebt? 

Ein Mann mit dunklem Hemd und dunklen Haaren steht vor einem Kinoplakat - Ronald Zehrfeld bei einer Kinopremiere von "Zwei zu eins" ©  picture alliance / ABBfoto
Ronald Zehrfeld sagt über die Jahre nach 1989: "Diese Aufbruchstimmung spürte man an jeder Ecke."

Ronald Zehrfeld: Die Geschwindigkeit war damals ziemlich maßgeblich und sehr überraschend für viele. Auch für mich. Nicht nur rückblickend. Auch damals war es, was innerhalb dieser Zeit passiert ist, also vom 9. November 1989 bis zum 3. Oktober 1990. Ein Jahr, oder, sagen wir, zwei Jahre bis 1991 ist so viel passiert. Und die Geschwindigkeit war für mich überraschend.

Die Abwicklung eines ganzen Staates ging über die Bühne. Das Kapital, das gegriffen hat. Kohl, der eigentlich schon weg war vom Fenster, dann nochmal 16 Jahre drangehängt hat. "Keinem wird es schlechter gehen, wir versprechen euch blühende Landschaften", hieß es.

Weitere Informationen
Viele Menschen sitzen vor alten Geldscheinen auf einem Tisch - Szene aus dem Kinofilm "Zwei zu eins" © X-Verleih / Peter Hartwig Foto: Peter Hartwig
2 Min

"Zwei zu Eins": Trailer der Komödie mit Ronald Zehrfeld

Die Komödie von Nadine Brunckhorst mit Sandra Hüller, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld kommt Ende Juli ins Kino. 2 Min

Dann begann eine sehr tolle Zeit - bis 1996. Das war so eine Zeit der Narrenfreiheit. Das war spannend, denn es galt: "Wir können uns jetzt verwirklichen". Was man dem Osten immer vorgeworfen hat, dass man als freier Kreativer seine Schwierigkeiten hatte, wenn man mit der Idee oder der Vorstellung von der Partei oder von dem Land nicht konform war.

Dann war plötzlich die freie Marktwirtschaft da, es kam die harte D-Mark, zwei zu eins. Spannend war sie auf jeden Fall, diese wilde Zeit. Ich war in einem Alter, zwölf, 13, kein Berg zu hoch, kein Fluss zu breit, und konnte da voll reinspringen. Diese Aufbruchstimmung spürte man an jeder Ecke.  

Videos
Im Kinosaal mit applaudierendem Publikum und Filmmacher:innen. © Screenshot
3 Min

"Zwei zu Eins": Hamburg-Premiere des Films mit Sandra Hüller

Sommer 1990. Die Perspektiven in der Noch-DDR ungewiss, das Arbeitsamt eine neue Erfahrung. Und was ist mit dem wertlosen DDR-Geld? 3 Min

Als junger Mensch warst Du sportlich sehr ambitioniert und sehr talentiert, hast die Jugendmeisterschaft als Judoka mit elf gewonnen: Olympia war das Ziel. Dieser Traum zerplatzte mit der Wiedervereinigung. Also eine sehr persönliche Geschichte ... 

Zehrfeld: Absolut. Sport war natürlich eines der wenigen Betätigungsfelder für die DDR, wo sie außenpolitisch ein paar Punkte sammeln konnte. Ansonsten war es alles sehr überschaubar. Aber jetzt galt es damals, Deutschland zukunftsfähig zu machen.

Deshalb finde ich "Zwei zu Eins" so spannend: Der Osten wurde sozusagen befreit und konnte plötzlich frei leben und man konnte sich verwirklichen, weg von Zuhause, um mal die freie Welt zu schnuppern und wiederkommen - wie meine Figur "Volker". Auf der anderen Seite hat der Westen einen Absatzmarkt bekommen. Der Westen war ebenfalls am Ende der Einbahnstraße angekommen. Dann war es ganz clever und eine Win-Win-Situation. 

Du hast viel Theater gemacht, dann relativ viel Fernsehen, dann mehr Kino. Ist das eine lineare Entwicklung oder ist das einfach so passiert? 

Zehrfeld: Ohne dass es despektierlich klingen soll: Es ist so passiert. Ich habe ein Motto. Das heißt: "Everything happens at the right time!" Einfach fließen lassen! Keinen Druck dahinter machen! Was ich aber bestimmen kann jeden Tag, ist: Fühl ich mich gut oder fühl ich mich nicht gut? Und wenn ich mich nicht gut fühle, kann ich die Situation verändern?

Wenn ich aber abends in meinem Bett liege, in meiner Kiste, und kann auf den Tag zurückgucken: Wie fühlt der Tag sich an? Was habe ich Neues kennengelernt? Was habe ich Neues dazugelernt? Was habe ich für Menschen kennenlernen dürfen? Was hat mich bereichert?

Das bringt mir immer ein Lächeln aufs Gesicht und ich sage, dies ist wieder ein neuer Tag in meinem Leben, von diesen paar Jahren auf der blauen Murmel, auf der wir leben, der mich irgendwie ein Stück weiterentwickelt.   

Die ganze Sendung können Sie hier hören. Das Gespräch führte Bettina Peulecke.

Weitere Informationen
Regisseur und Drehbuchautor İlker Çatak ("Das Lehrerzimmer") unterhält sich in Los Angeles mit Schauspielerin Sandra Hüller -  beim Oscar-Empfang der German Films in Los Angeles © German Films/ Kurt Krieger Foto: Kurt Krieger
3 Min

Oscars: Klassentreffen der deutschen Filmstars in L.A.

Die Oscar-Hoffnungen Sandra Hüller, İlker Çatak, Leonie Benesch und Christian Friedel haben sich beim Oscar-Empfang in der Villa Aurora in Hollywood getroffen. 3 Min

Ein Mann steht in der Abenddämmerung vor einem Haus und raucht eine Zigarre © picture alliance Foto: ASSOCIATED PRESS | Uncredited
4 Min

Oscar-Preisträger "The Zone of Interest": Die Macht der Geräusche im Film

Das Besondere an dem Film: Der KZ-Terror ist nicht zu sehen, er ist zu hören, was eine gewaltige Wirkung entfaltet. 4 Min

Schauspielerin Sandra Hüller hält eine Rede beim Filmpreis César. © picture alliance / abaca | Marechal Aurore/ABACA
4 Min

Deutsche Nominierte fiebern der Oscar-Verleihung entgegen

Die Schauspielerin Sandra Hüller ist gleich für zwei Filme nominiert, Regisseur Wim Wenders darf sich ebenfalls Hoffnung machen - und der in Hamburg gedrehte Film "Das Lehrerzimmer". 4 Min

Szene aus dem Film "Ein Glücksfall" © Jakub Bejnarowicz, Port au Prince, Schwarzweiss, Senator 2024

Goldene-Lola-Gewinner "Sterben": Worum geht's?

Vieles aus dem berührenden Familiendrama mit Lars Eidinger und Corinna Harfouch hat Regisseur Glasner selbst erlebt. mehr

Lars Eidinger im Portrait © picture alliance/dpa Foto: Monika Skolimowska
55 Min

Extrem und todtraurig: Lars Eidinger über den Film "Sterben"

Zwischen Trauer, Komik und Tragik: Lars Eidinger spielt den Dirigenten Tom Lunies in Matthias Glasners persönlichem Drama 55 Min

Ein Mann mit graublauer Bomberjacke (Regisseur Matthias Glasner) steht neben einer Schauspielerin mit langen Haaren im Prada-Outfit (Lillith Stangenberg) beim Berlinale-Empfang der Filmförderung "Moin" © NDR Foto: Patricia Batlle

Deutscher Filmpreis: Regisseur Glasner über sein Drama "Sterben"

Neunmal ist der Spielfilm des Hamburgers Matthias Glasner nominiert - und gilt als Favorit bei der Lola-Preisverleihung am Freitag in Berlin. mehr

Vicky Krieps in "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" von Margarethe von Trotta im Wettbewerb der Berlinale © Wolfgang Ennenbach

"Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste": Geschichte einer Hassliebe

Margarethe von Trottas Film zeichnet die Beziehung Bachmanns zu ihrem Schriftstellerkollegen Max Frisch nach. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Das Gespräch | 21.07.2024 | 13:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Spielfilm

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur sucht Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Zwei Gladiatoren in einer Arena im Lederoutfit kämpfen miteinander - Szene mit Paul Mescal (links) und Pedro Pascal aus "Gladiator II" von Ridley Scott © Paramount Pictures Germany

Filme 2024: Diese Highlights kommen im Herbst

Bis Weihnachten locken Blockbuster wie "Gladiator 2" und "Konklave" von Edward Berger ins Kino. Auch von Nora Fingscheidt und Andreas Dresen gibt es Neues. mehr

Hände halten ein Smartphone auf dem der News-Channel von NDR Kultur zusehen ist © NDR.de

WhatsApp-Channel von NDR Kultur: So funktioniert's

Die Kultur Top-News aus Norddeutschland direkt aufs Smartphone: NDR Kultur ist bei WhatsApp mit einem eigenen Kanal aktiv. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Alan Gilbert, Chefdirigent des NDR Elbphiharmonie Orchesters, im Porträt © NDR Foto: Marco Borggreve

Alan Gilbert zur US-Wahl: "Das Land hat seine Orientierung verloren"

Der Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters ist nicht erfreut über den Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage: Trump gewinnt US-Wahl - Sorge oder Hoffnung?