Vom Theater ins Kino: Porträt des Hamburger Schauspielers Johannes Hegemann
Für seine Rolle als Hotelmitarbeiter in dem Stück "Doughnuts" wurde Johannes Hegemann gefeiert. Jetzt spielt er seine erste große Kinorolle im Spielfilm "In Liebe, Eure Hilde" (Kinostart 17. Oktober).
Seine Interview-Termine organisiert Johannes Hegemann zum Teil noch selbst. Das könnten eine Menge werden in der nächsten Zeit. Er spielt nämlich seine erste Hauptrolle im Kino, im Film "In Liebe, Eure Hilde" - ein Film, der an die Nieren geht.
Das erste Mal, dass er auffiel, war in Theaterstück "Doughnuts". Dort legt ein Nebel den Alltag lahm und die Menschen auf der Bühne erzählen das mit ihren Körpern. "Ich erzähle diesen Text und nehme aus einzelnen Wörtern Assoziationen, die ich dazu habe", erzählt Johannes Hegemann. "Zum Beispiel steht da das Wort 'einräumen'. 'Ja, ich räume den Fehler ein', ist der Text. Aber ich habe die Assoziation zu: Ich räume ein Regal ein. Dann mache ich die Bewegung. So kommt das dann zustande. Es ist aber abstrahiert von der Körperlichkeit."
Johannes Hegemann über Eitelkeit als Schauspieler
"Der Wij" ist ein düsteres Stück über den Krieg, mit deutschen, russischen und ukrainischen Schauspielern. Da zeigte Hegemann eine ganz rohe Körperlichkeit. Auf die Frage: Muss man als Schauspieler eitel sein? Antwortet der Schasupieler: "Ich muss nicht immer perfekt gestylt aus dem Haus gehen, aber mir ist auch nicht alles egal. Ich bin schon eitel. In dem Schauspielzeug habe ich das erste Mal gemerkt: Okay, das kann ich auch ganz gut. Ich will darin gut sein und ich will auch, dass andere mir Bestätigung geben, dass ich gut bin. Da kam dann erst später, dass ich darüber nachgedacht habe, dass das auch sehr schädlich sein kann, diesem inneren Narzissten komplett freien Lauf zu lassen."
Erste Kinohauptrolle in "In Liebe, Eure Hilde"
Nun spielt Hegemann seine erste Kinorolle, neben Liv Lisa Fries: "Es ist die Geschichte von Hilde Coppi, die ganz klar im Zentrum steht, und ihrem Mann Hans, die sich gegen das Dritte Reich, gegen Nazideutschland aufgelehnt haben. Es ist ein Film über junge Menschen, die voller Lebenslust sind, die eine klare Haltung zu dem haben, was dort getrieben wird, und die versuchen, sich nicht mundtot machen zu lassen. Das nimmt in diesem mörderischen System dramatische Wendungen und Züge an", erzählt er. Ein System, das Menschen vernichtet. "Ich finde einfach wichtig, dass diese Geschichte immer wieder erzählt wird. Es gibt keinen Punkt, wo man sagen kann: So, jetzt ist auch mal gut." Toller Film, tolle Rolle.
Neues, spannendes Kapitel beginnt
Aber er hat neulich auch eine Enttäuschung erlebt. Das Thalia Theater bekommt eine neue Intendantin, die ihn nicht übernehmen wird. "Business as usual" im Theater. "Darum beschäftigt es mich total, wie es weitergeht", erklärt der Schauspieler. "Ich habe aber Lust darauf, freischaffend zu sein und mich nicht an ein Ensemble zu binden. Ich will auf jeden Fall auch weiter Theater machen. Es wäre ein Traum, wenn das klappt mit einem Gastengagement und gleichzeitig das mit dem Filmbereich - es ist ein super Einstieg, das weiß ich natürlich." Es sieht so aus, als würde gerade ein spannendes neues Kapitel für ihn beginnen.