"In Liebe, Eure Hilde": Andreas Dresen über seinen neuen Film
Vier Jahre hat Andreas Dresen an seinem Film über die NS-Widerstandskämpfer Hans und Hilde Coppi gearbeitet. Beiden nähert sich der Regisseur auf zutiefst menschliche Weise - und hofft damit, die Herzen und Köpfe der Menschen zu erreichen.
Er sei total aufgeregt vor dem Kinostart am Donnerstag, sagt Andreas Dresen. Dies sei der Moment, auf den er und sein Team hingearbeitet hätten. "Der Film wird jetzt in 130 oder 140 Kinos im ganzen Land anlaufen", so der Regisseur. "Es wird sich jetzt zeigen, ob wir mit dieser Geschichte die Herzen und Köpfe der Menschen erreichen. Oder ob die Arbeit vielleicht umsonst war, weil es niemanden interessiert."
Bei der Berlinale im Februar und beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin Anfang Mai stieß der Film auf großes Interesse. Gleich drei Auszeichnungen, für den besten Film sowie für die Darsteller Liv Lisa Fries als Hilde und Johannes Hegemann als Hans Coppi, gab es beim Filmkunstfest für "In Liebe, Eure Hilde".
Großes Interesse bei Vorführungen in Australien
Andreas Dresen erreichte die Nachricht von den Preisen in Sydney kurz vor seiner Kinotour mit dem Film durch Australien, wo er ihn in fünf Städten vorstellte. "Es war sehr interessant, diese doch sehr in der deutschen Geschichte verwurzelten Schicksale einem australischen Publikum zu präsentieren", erzählt der Filmemacher. "Es war ganz berührend. Die Kinos waren voll und wir hatten sehr bewegende Diskussionen. Jetzt, wo ich so langsam den Vergleich habe mit den Reaktionen hierzulande, muss ich sagen, es gibt gar keinen großen Unterschied."
Für seinen neuesten Film hat Dresen mit zahlreichen Darstellern das erste Mal zusammengearbeitet, etwa mit Johannes Hegemann. Der gebürtige Thüringer schloss 2020 sein Studium an der Hochschule für Musik und Theater Rostock ab und stand in der Spielzeit 2019/2020 unter anderem in den Inszenierungen "Idioten" sowie "Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande" auf der Bühne des Mecklenburgischen Staatstheaters in Schwerin. Die Rolle des Hans Coppi ist das Spielfilmdebüt von Hegemann.
Johannes Hegemann über seine Rolle als Hans Coppi
Zur Vorbereitung auf die Rolle habe er sich Fotos von Coppi angeschaut und Briefe von ihm gelesen, erzählt Hegemann. Es gäbe jedoch niemanden, der Coppi noch gekannt hätte, auch sein Sohn habe ihn nur einmal als Säugling gesehen. "Es gibt auch keine bewegten Bilder", so Hegemann. "Darum ist es auch etwas anderes, als wenn ich jemanden gespielt hätte, der Leuten noch im Gedächtnis war. So bin ich da relativ frei gewesen. Das Drehbuch von Laila Stieler zeichnet eine menschliche Nahbarkeit vor - das hat mir auch total gefallen."
Sowohl Hegemann als auch Sina Martens kannten die handelnden Personen um die sogenannte "Rote Kapelle" vor den Dreharbeiten gar nicht. Sina Martens spielt Libertas Schulze-Boysen, die gemeinsam mit den Coppis im NS-Widerstand agierte. "Es geht um junge Menschen, die zusammensitzen, Spaß haben, am See sind, zelten und sich verlieben", erklärt Martens. "Sie führen politische Gespräche und merken, dass sie in einer Gesellschaft leben, in der Dinge passieren, mit denen sie nicht einverstanden sind. Und dagegen möchten sie etwas machen. Sie sind unglaublich mutig, haben ein großes Verständnis für Anstand und ziehen das in einer Konsequenz durch, die mich einfach nur demütig stimmt."
"Niemand in der Branche weiß, wann ein Film funktioniert oder nicht"
Insgesamt vier Jahre haben Drehbuchautorin Laila Stieler und Regisseur Andreas Dresen an "In Liebe, Eure Hilde" gearbeitet. Wird er Leute in die Kinos locken? "Es weiß niemand in der Branche, wann ein Film funktioniert oder nicht", so der Regisseur. "Bei 'Gundermann' zum Beispiel sind wir im August gestartet und draußen waren 35 Grad. Ich habe dann zu meinem Verleiher gesagt: Das war's dann wohl." Doch der Film wurde zum Erfolg - was Dresen für seinen neuen Film natürlich gerne wiederholen würde. "Wir werden am Montag nach dem Startwochenende ungefähr wissen, ob wir unser Ziel erreichen, möglichst viele Menschen mit dieser Geschichte ins Kino zu ziehen."
Nach der Kinopremiere in Deutschland wird die Geschichte von Hilde und Hans Coppi in zahlreichen anderen Ländern zu sehen sein. Schon jetzt ist klar: Der Film hat sich im Ausland gut verkauft und ist somit schon jetzt Dresens international erfolgreichste Produktion.
Mitte nächsten Jahres möchte Andreas Dresen mit neuen Dreharbeiten beginnen. Welche das sein werden, wollte der Regisseur noch nicht verraten. Die geplante Verfilmung der "Weihnachtsgans Auguste" muss der Filmemacher allerdings erst einmal nach hinten verschieben.