Filmpreis "Fliegender Ochse" geht an "In Liebe, Eure Hilde"
Der Spielfilm von Andreas Dresen "In Liebe, Eure Hilde" wurde auf dem 33. Filmkunstfest in Schwerin mit dem "Fliegenden Ochsen", dem Hauptpreis im Spielfilmwettbewerb ausgezeichnet.
Für Andreas Dresen ist es bereits der dritte "Fliegende Ochse" nach "Raus aus der Haut" (1998) und "Nachtgestalten" (1999). 2002 erhielt er für "Halbe Treppe" den NDR-Regiepreis. "Ich fühle mich dem Festival verbunden. Ich war, glaube ich, auch schon in sämtlichen Jurys, also insofern einfach schön, wieder nach Hause zu kommen", sagt der in Schwerin aufgewachsene Andreas Dresen beim 33. Filmkunstfest.
Uraufführung von "In Liebe, Eure Hilde" bei Berlinale
Hilde, eine junge Frau aus Berlin lernt Hans Coppi kennen. Sie widersetzt sich, genau wie ihr späterer Ehemann, dem nationalsozialistischem Regime in Deutschland. Der Film "In Liebe, Eure Hilde" erlebte auf der Berlinale im Februar seine Uraufführung.
In Berlin wurde der Film dann weltweit verkauft. Überraschend für Andreas Dresen. "Das wird international mit Abstand mein erfolgreichster Film, weil wir ihn in fast alle Regionen der Welt fürs Kino verkauft haben." Heutzutage komme das nicht mehr oft vor, sagt der 60-Jährige. "Der Film ist an Verleihe in Australien und Neuseeland verkauft. Schon das ist für mich ein Novum. Das hatte ich noch nie so", erzählt der Regisseur. Der Film gehe nach Südkorea. In ganz Europa werde er sowieso gezeigt. "Es ist wirklich verrückt, dass so eine Geschichte, die Herzen der Menschen der ganzen Welt erreicht. Das hätte ich nicht gedacht. Die Verleiher kommen aus der ganzen Welt und schauen sich das an. Die kennen Hilde Coppi natürlich auch nicht."
Fünfmal Eröffnungsfilm in Australien
Und so verließ Andreas Dresen das Filmkunstfest bereits am Mittwoch, um nach Neuseeland und Australien zu fliegen. Der Film laufe bei einem Festival dort in fünf verschiedenen Städten, überall als Eröffnungsfilm. "Ich werde sehr viel Medienarbeit machen", erzählt Dresen. Er wisse gar nicht, ob der Film dort früher startet, als in Deutschland. "Ich könnte mir vorstellen, dass er wahrscheinlich da jetzt doch demnächst ins Kino kommt", sagt Dresen.
Dass der Film von Andreas Dresen nicht gleich nach der Berlinale-Premiere in die deutschen Kinos kam, dafür gab es einige Gründe. Der Filmverleih entscheide, wann der Film wirklich startet und das müsse passen. "Wir hätten auch unmittelbar nach der Berlinale rauskommen können, aber da lief schon 'The Zone of Interest', dieser Auschwitz-Film und da wollten wir nicht in das gleiche Fahrwasser kommen, weil wir ein ähnliches Thema oder eine ähnliche Zeit auch erzählen."
Mit dem Film im Frühling oder im Sommer zustarten, sei ein bisschen unpassend, sagt Dresen, weil er doch eher ein bisschen ernster sei. Deshalb habe der Verleih sich für Mitte Oktober entschieden. "Ich finde, das ist ein guter Starttermin. Wir hatten damals 'Halbe Treppe' zum Beispiel, der lief auch auf der Berlinale, der ist auch im Oktober gestartet. Das hat super geklappt. Das ist kein Problem."
Grandiose Liv Lisa Fries als Hilde Coppi
Somit können sich die Zuschauer erst im kommenden Oktober von der faszinierenden schauspielerischen Leistung von Liv Lisa Fries als Hilde Coppi überzeugen. "Liv ist eine grandiose Schauspielerin", sagt Dresen. Dabei habe sie nie eine Ausbildung bekommen. Sie habe als Kind oder als Jugendliche angefangen, ihre ersten Filme zu drehen.
"Durch ihre unheimliche Praxis, dass sie so viel große Filme gedreht hat, hat sie wirklich eine unfassbare Erfahrung von vor der Kamera, wie man bestimmte Dinge macht", schwärmt Dresen. "Was ich ganz toll finde bei ihr: Sie hatte eine ganz große Durchlässigkeit, in ihrem Gesicht spiegelt sich wirklich die Seele. Und das ist sehr, sehr schön, finde ich. Man guckt ihr wirklich gerne zu und kann sehr schön in ihr lesen. Deswegen war sie für mich auch die Idealbesetzung", ist er überzeugt.
Auffallend lange Kameraeinstellungen
Auffallend in diesem Film sind die teilweise sehr langen Kameraeinstellungen ohne einen Schnitt. Das sei ein Prinzip des Films. Es war dem Regisseur wichtig, die Dinge nicht en passant zu erzählen, wie das heutzutage manchmal gemacht werde. "Schnitt, und dann ist das Thema erledigt und dann geht es eben flott weiter. Sondern wir haben uns schon zum Prinzip gemacht, sorgfältig hinzuschauen", erzählt er.
Es gebe ein paar Schmerzpunkte in der Geschichte, die das Team genau erzählen wollte. "Wenn Hilde beim Verhör ihre Mitstreiter identifizieren soll, ist das natürlich auch, wenn sie das tut, ein kleiner Verrat. Und wir wollten halt auch erzählen, dass das nicht leicht ist, dass man mit sich hadert und dass es jeden Menschen auch inhaltlich erschüttert. Ich wollte der Schauspielerin auch den Raum geben, das zu zeigen."
Eine weitere überaus intensive Szene ist, als Hilde Coppi ihren Sohn Hans zu Welt bringt. Neben Liv Lisa Fries beeindruckt Fritzi Haberlandt als Hebamme. "Das Baby, was Hilde Coppi im Gefängnis bekommt, spielt ja in der Geschichte eine sehr wichtige Rolle", betont der Regisseur. Es sei erwiesenermaßen eine sehr schwere Geburt gewesen. Das Kind lag quer, und es war sehr schwer zu holen.
"Hilde war eine sehr zarte Person, und deswegen war uns wichtig, diese Geburt auch so zu zeigen, dass das nicht mal eben so schnell vorbeigeht, sondern dass es ein Kraftakt für eine Frau ist. Und was bedeutet es dann auch später für eine Beziehung zu einem Kind, wenn man es so erkämpft hat? Deswegen gucken wir an bestimmten Stellen deutlich länger hin, als das üblich ist."
"In Liebe, eure Hilde" ab 17. Oktober in den Kinos
Gemeinsam mit Drehbuchautorin Laila Stieler hat Andreas Dresen eine Handlung entwickelt, die nicht chronologisch erzählt wird. "In Liebe, Eure Hilde" beginnt mit der Verhaftung von Hilde Coppi. Der Zuschauer erlebt dann zum einen den Gefängnisalltag der jungen Frau bis zu ihrer Hinrichtung der jungen Frau, aber auch, wie sie Hans Coppi kennen und lieben lernt. Am 17. Oktober kommt der Film in die deutschen Kinos.