Regisseur Bernhard Stephan ist 80 Jahre alt
"Ein Fall für zwei", "In aller Freundschaft", "Der Dicke" - Bernhard Stephan hat bei vielen Fernsehproduktionen Regie geführt. Seine Karriere begann der gebürtige Potsdamer in den 1970er-Jahren bei der DEFA
Bernhard Stephan war Anfang 30 und sein erster DEFA-Film "Für die Liebe noch zu mager" von 1974 öffnete ihm die Türen für das nächste Projekt: "Es war so, dass mein erster Kinofilm 'Für die Liebe noch zu mager' ein ziemlicher Erfolg mit Festival-Beteiligung war und er war damals der beliebteste Film in der DDR und in mehreren Ostblockstaaten. So kam das Autorenehepaar Wera und Claus Küchenmeister auf den Einfall, mir was anzubieten, frei nach dem Motto: Wenn man das erste Mal Erfolg hatte, dann sollte man sich da vielleicht dranhängen."
Wera und Claus Küchenmeister hatten aus den Tagebuchaufzeichnungen von Ernst Thälmann ein Drehbuch verfasst. Das Kinopublikum sollte erfahren, wie die Jugend des späteren KPD-Vorsitzenden war, erzählt Stephan. "Thälmanns Verdienste werden nicht geschmälert, sondern es wird ein Kind in seiner Umgebung mit Größe, intellektuellen Fähigkeiten und Durchsetzungskraft gezeigt. Aber eben nicht der Heros, zu dem man mit Personenkult aufblicken kann. Und das hat uns interessiert."
Bernhard Stephan: Ein Spielfilm wurde 1974 in Schwerin gedreht
Weil eine ostdeutsche Produktionsfirma verständlicherweise 1974 nicht in Hamburg drehen konnte, verwandelte sich für einige Wochen die Schweriner Innenstadt zum Hamburg um die Jahrhundertwende: "Die Gängeviertel, die in Hamburg eine wesentliche Rolle spielen, fanden wir passend. Die Bevölkerung war sehr entgegenkommend. Gerade von der Architektur und von der Mentalität fanden wir Schwerin passend", erklärt Regisseur Bernhard Stephan.
Regisseur fand in Schwerin Hauptdarsteller
Der Regisseur fand außerdem auch in Schwerin denjenigen Jungen, der die Rolle des jugendlichen Ernst Thälmann übernehmen sollte: Michael Hundrieser, inzwischen 63 Jahre alt: "Die Schule war eigentlich, so wie ich das weiß, nicht sehr davon erbaut, dass ein Michael Hundrieser, der übrigens Sohn eines privaten Taxifahrers war, diesen Ernst-Thälmann spielen sollte. Da gab es meines Wissens sehr viel Diskussion und Überzeugungsarbeit von der DEFA, dass ich ihn trotzdem spiele."
"So gut wie ich zahlt keiner. Ehrliche Arbeit, ehrlichen Lohn." "Und was kriege ich?" "Du erbst ja das Geschäft." "Also Vater, sechs Mark in der Woche zur freien Verwendung." "Also meinetwegen zwei Mark zur freien Verfügung und zwei Mark auf's Sparbuch." "Nein, dreimal in der Woche zur freien Verwendung und eine Mark aufs Sparbuch."
Michael Hundrieser als Ernst Thälmann im Gespräch mit seinem Vater, dargestellt von Norbert Christian. "Aus meiner Kindheit" hatte dann Anfang 1975 seine Premiere in der DDR.
Letzte Arbeit von Bernhard Stephan: ZDF-Serie "Flemming"
Bernhard Stephan dreht anschließend bei der DEFA noch weitere sieben Filme - darunter "Jörg Ratgeb, Maler", "Sonjas Rapport" und "Fahrschule". Es folgten in der gesamtdeutschen Bundesrepublik fast 30 Fernsehfilme und Fernsehserien bis 2011. Seine letzte Arbeit, bevor sich Bernhard Stephan vom Filmgeschäft aus freien Stücken zurückzog, waren acht Folgen der ZDF-Serie "Flemming" mit Samuel Finzi in der Hauptrolle als Kriminalpsychologe.