Nostalgie: Kinotechnik-Museum Löningen zeigt uralte Technik
Das Kinotechnik-Museum in Löningen präsentiert die größte private Sammlung kinotechnischer Geräte Deutschlands. Andreas Dobelmann hat Hunderte davon gesammelt und tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters.
Andreas Dobelmann ist der Mann hinter der Technik. Er hält alles funktionstüchtig: etwa das Pianola mit seinen Papierstreifen, das im Kino der Stummfilmzeit für die Musik sorgte, ohne dass jemand Klavier spielte - nur mit Druckluft! "Wenn ich das Papier weitertransportiere, und hier jetzt die Löcher kommen, fällt der Druck in dem jeweiligen Loch ab und dann drückt dieses Druckluftventil die Knöppel mit der Druckluft auf die Tasten, und so entsteht Musik", erzählt Dobelmann.
Vom Pianola zur Laterna Magica
Das Pianola ist nur eines von Hunderten Stücken rund um die Filmgeschichte im Historischen Kinotechnik-Museum in Löningen (Landkreis Cloppenburg). Wie Filmstreifen durch die rund 200 Jahre alte Laterna Magica, die Zauberlaterne, laufen, zeigt Dobelmann heute dem Besucher Robert Vogt. "Man hat mehrere Bilder gehabt und da konnte man Bildergeschichten erzählen. Also der Vorgänger eines Kinoerzählers", erklärt er. Am Anfang waren Kerzen die Lichtquellen, dann wurde auf Öl- oder Gasflammen gesetzt. "Je größer ein Bild ist, desto stärker muss die Lichtquelle sein", weiß Dobelmann. Die Lichtquellen gaben allerdings mehr Wärme als Licht ab, sagt er. "Deswegen hatten die Geräte Schornsteine. Ich möchte auch nicht gern die Hand über eine Kerze halten, deswegen musste die Wärme schnell verschwinden."
Vater Heinz Dobelmann hat Projektoren instandgesetzt
Es ist Dobelmanns Vater Heinz zu verdanken, dass das hier alles steht. Der Löninger Arzt hatte in den 1980er- und 90er-Jahren rund 120 Projektoren gesammelt und instandgesetzt. Dobelmann zeigt seinem Besucher eine der sogenannten Wandermaschinen. "In den 1920er-Jahren ging es los, dass die Dörfer auch was von den Filmen haben sollten. Auch dieses Gerät funktioniert, das kann ich jetzt einmal zeigen." Solche Projektoren wurden von Dorf zu Dorf, von Festsaal zu Festsaal gebracht - und so die Filme und Wochenschauen mit all den Informationen zu den Menschen auf dem Lande. Dobelmann führt das Gerät vor und dann ist vor allem eines wichtig. "Jetzt muss ich das abkühlen lassen, damit der Film nicht schmilzt."
Wachsende Mobilität macht Wanderkinos überflüssig
"Als man in den 1950er-Jahren anfing, mobil zu werden, ist man zehn oder 20 Kilometer weiter gefahren ins Nachbardorf oder die Nachbarstadt und hat sich den Film da angeschaut. Das war dann das Ende der ersten Wanderkinos." Aber es war noch lange nicht das Ende der großen Lichtspielhäuser. Er holt eine große Filmrolle aus einem hölzernen Schrank. "Das sind dann ungefähr 400 Meter. Das entspricht ungefähr 15 Minuten", erzählt er Vogt. Nach 15 Minuten sei die Rolle gewechselt worden, wenn es ein mehrteiliger Film war. Dobelmann kontrolliert noch einmal, ob die Tonspur auf der richtigen Seite ist und legt den Film dann in den Projektor.
Filmvorführer, ein potentiell gefährlicher Lehrberuf
Filmvorführer war früher ein Lehrberuf - schon wegen der Hitze im Projektor und der daraus resultierenden Brandgefahr. "Also der Film ist jetzt eingelegt und wartet darauf, dass die restliche Technik angestellt wird. Und dann kann man starten." Der Besucher Vogt geht in den kleinen Zuschauerraum mit einigen Kinosesseln. Vor der Leinwand öffnet eine surrende Mechanik den roten Vorhang. Ein alter Schwarz-Weiß-Film läuft an.
Private Sammlung hat Museumssiegel des Landes
Das Haus in Löningen ist für die kommenden sieben Jahre vom Land mit dem Museumssiegel ausgezeichnet worden. Das belegt die Qualität und soll auch bei der Weiterentwicklung helfen. Dem Besucher Robert Vogt gefällt das Museum. "Das Faszinierende ist, dass man das auch mit seinem bestehenden Wissen verbinden kann und alles dann auch von der filmtechnischen Ebene betrachten kann", sagt Vogt. Es sei außerdem ein sehr haptisches Museumserlebnis. Seit fast 130 Jahren gibt es Filme und noch heute werden Streifen für große Hollywood-Produktionen genutzt - heute bis 70 Millimeter. Die analoge Technik: geschichtsträchtig aber noch lange nicht tot!