Lenn Kudrjawizki über Putins Krieg: "Ich kann es kaum ertragen"
Der in St. Petersburg geborene Schauspieler Lenn Kudrjawizki hat Verwandte in Moskau und Charkiw. Dass die jungen Männer seiner Familie gegeneinander in den Krieg ziehen sollen, ist für ihn "kaum auszuhalten", hat er im NDR Fernsehen erzählt.
Lenn Kudrjawizki ist ein vielbeschäftigter Schauspieler, Regisseur und Musiker. Er war im Oscar-prämierten Film "Die Fälscher" zu sehen, spielte schon mit Jude Law ("Duell - Enemy at the Gates") und Kevin Costner ("Jack Ryan: Shadow Recruit"). Man kennt ihn aus der internationalen Erfolgsserie "Vikings" und in Deutschland wird er unter anderem als Kommissar Emil Perica im ARD-"Kroatien-Krimi" gefeiert.
"Familienbande": Lenn Kudrjawizki beschreibt Reisen nach Russland
Geboren ist Kudrjawizki in St. Petersburg. Als er zwei Monate alt ist, siedeln seine Eltern mit ihm nach Ost-Berlin um. In seinem gerade erschienenen Buch “Familienbande: Vom Leben, Lieben und Loslassen” schreibt der Schauspieler berührend über Reisen durch Russland, die er mit seinem Vater unternommen hat.
Krieg in der Ukraine mit "Jungs auf beiden Seiten"
Kudrjawizki hat sowohl in Moskau als auch in Charkiw Verwandte. "Es ist kaum zu verstehen, was dieser Krieg für Leid mitbringt", erzählt er in der Sendung DAS! "Für uns, die wir Jungs auf der einen und Jungs auf der anderen Seite haben, die gegeneinander in den Krieg ziehen sollen, gegen ihren Willen, ist das kaum auszuhalten." Hinzu kommt: "Die Jungs dürfen das Land nicht verlassen - auf ukrainischer Seite genauso wenig wie auf russischer Seite. Das macht das alles noch verrückter und wahnsinniger."
“Genetische Erinnerung” an die Morde in der Stalin-Zeit
Über seine Verwandten und Freunde in Moskau sagt der Schauspieler: "Wer kann, ist gegangen. Wer nicht konnte, hofft darauf, dass die eigenen Jungs nicht eingezogen werden - und versucht, mit den Mitteln, die er irgendwie noch zur Verfügung hat, gegen den Krieg etwas zu machen." Was Proteste gegen den Krieg angeht, gibt Kudrjawizki aber auch zu bedenken: "Mit der genetischen Erinnerung, die das russische Volk in sich trägt, ist es natürlich ganz schön schwer, auf die Straße zu gehen. Das Volk weiß, dass es zu Stalins Zeiten 20 Millionen Tote in den eigenen Reihen gab. Die Leute fragen sich: Wenn ich den Mund aufmache, was passiert dann mit mir?"
Lenn Kudrjawizki zu Putins Rede: “Ich weiß nicht, was der will”
In einer Rede am Dienstag hatte Russlands Präsident Putin den Westen für die Eskalation in der Ukraine verantwortlich gemacht. "Für mich entbehrt das jeder Logik und jedem Verständnis, was diese Reden bringen sollen", sagt Kudrjawizki. Er ringt kurz mit der Fassung, sagt schließlich: "Ich weiß nicht, was der will - und ich kann es kaum ertragen."