"Im Westen nichts Neues": Produzent Malte Grunert im Gespräch
Malte Grunert hat 18 Jahre lang für Studio Hamburg gearbeitet und Filme wie "A Single Man" in der Hansestadt produziert. Nun schreibt sein Drama "Im Westen nichts Neues" Geschichte bei den Oscars.
Malte Grunert ("A Most Wanted Man") hat bereits Erfahrung mit Oscar-Nominierungen. Der von ihm produziert dänisch-deutsche Zweite-Weltkriegs-Thriller "Unter dem Sand" von Martin Zandvliet mit Louis Hofman war 2017 als bester internationaler Film nominiert - ging jedoch leer aus.
"Im Westen nicht Neues" schreibt Oscar-Geschichte
Die jüngste Produktion Grunerts "Im Westen nichts Neues", die er gemeinsam mit Daniel Dreifuss und Regisseur Edward Berger produziert hat, hat am Dienstag als erste deutsche Produktion jemals eine Oscar-Nominierung in der Königsklasse "bester Film" erhalten. Und acht weitere Nominierungen dazu: etwa für das beste Original-Drehbuch, für den Soundtrack, die beste Kamera und den besten Sound. Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Nominierungen aus Hollywood, die sich zu 14 Nominierungen bei den britischen Filmpreisen Baftas - dem britischem Pendant zu den Oscars - gesellen, hat Malte Grunert, der lange beim Studio Hamburg gearbeitet hat, mit NDR Hamburg 90,3 gesprochen.
Herr Grunert, was geht in Ihnen vor?
Malte Grunert: Ich bin total überwältigt und wahnsinnig glücklich. Diese Zahl von Nominierungen und dann Best Picture auch noch dabei - das ist überwältigend.
Es gab schon einige Nominierungen im Vorfeld. Sind Sie davon ausgegangen, dass es gut laufen wird?
Grunert: Nein, von so etwas kann man überhaupt nicht ausgehen. Und das ist auch vollkommen unvorhersehbar. Auf die Bafta-Nominierungen sind wir unglaublich stolz, aber das ist ja auch kein Freifahrtsschein. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.
Wie können Sie erklären, dass dieser Film international so unglaublich wahrgenommen wird?
Grunert: Einmal liegt es natürlich an Erich Maria Remarques Vorlage, der meistverkaufte deutschsprachige Roman, der auch in Hollywood schon eine lange Geschichte hat. 1929 wurde er das erste Mal verfilmt in Hollywood zu einem Zeitpunkt, als der Film in Deutschland schon nicht mehr hätte gemacht werden können. Er wurde kurz nach seiner Herausgabe verboten. Das Buch wurde verbrannt, Remarque musste fliehen, fand in Amerika Zuflucht.
Das heißt, der Roman und die Marke haben eine lange, lange Tradition in Hollywood. Wir haben mit dem ersten deutschsprachigen Film offensichtlich auch einen Nerv getroffen. Es ist ein Film, der natürlich durch den Ukraine-Krieg eine ungewünschte und grauenhafte Relevanz bekommen hat, aber es ist ein Film, der offensichtlich einen Nerv trifft.
Wie muss man sich das vorstellen? Haben Sie dafür einen Wahlkampf machen müssen? Oder kommt das jetzt erst noch?
Grunert: Es gibt natürlich immer eine Kampagne, hauptsächlich für die wahlberechtigten Mitglieder der Oscar Academy, den Film zu sehen. Und zwar nicht einfach nur bei sich zu Hause, sondern es gibt Screenings, zu denen eingeladen wird. Der Regisseur Edward Berger, unser Schauspieler Felix Kammerer und ich waren mehrfach in in Los Angeles bei solchen Screenings mit anschließendem Publikumsgesprächen - einfach um das Profil des Films zu stärken und Aufmerksamkeit zu generieren.
Wie werden jetzt die nächsten Wochen für Sie? Was steht auf dem Programm?
Grunert: Ich vermute, dass ich in nächster Zeit häufiger nach London und auch nach Los Angeles muss, um auf Basis der Nominierung für die Verleihung weiter die Trommeln für den Film zu rühren.
Das Gespräch führte Danny Marques, NDR 90,3