Eine Szene aus dem Film "Stella. Ein Leben." © Majestic/Jürgen Olczyk
Eine Szene aus dem Film "Stella. Ein Leben." © Majestic/Jürgen Olczyk
Eine Szene aus dem Film "Stella. Ein Leben." © Majestic/Jürgen Olczyk
AUDIO: Filmtipp: "Stella" (4 Min)

Historiendrama "Stella. Ein Leben.": Vom Opfer zur Täterin

Stand: 29.01.2024 19:55 Uhr

"Stella. Ein Leben." ist die Geschichte einer jungen jüdischen Frau im Nazideutschland, die keinen anderen Ausweg für sich sieht, als andere Jüdinnen und Juden zu verraten.

von Bettina Peulecke

Schon die Roman-Biografie von Takis Würger über die Figur von Stella Goldschlag löste 2019 eine kontroverse Diskussion aus. Dem nicht auf dem Roman basierenden Film dürfte es nicht anderes ergehen. Paula Beer spielt in Kilian Riedhofs "Stella. Ein Leben." die Titelrolle, eine deutsche Jüdin, die als sogenannte "Greiferin" für die Nazis arbeitete.

Eine junge Frau träumt von der großen Karriere

"Der Film zeigt, was diese Zeit emotional bedeutet hat", sagt Hauptdarstellerin Paula Beer. Diese Zeit ist die NS-Zeit. Stella Goldschlag ist eine lebenslustige, ehrgeizige junge Frau. Sie singt in einer Jazz-Combo, wird von allen umschwärmt und träumt von einer großen Karriere. Zuhause hingegen versucht Stellas resolute Mutter den jüdischen Vater dazu zu bewegen, Kontakte zu mobilisieren, damit die Familie das Land verlassen kann. Stella interessiert das nicht, sie will einfach nur ihr Leben leben. Leicht überheblich, eine Persönlichkeit mit offensichtlich narzisstischen Zügen ist diese Frau. Mit dem jüdischen Glauben und der Kultur hat sie scheinbar wenig am Hut. Blond und blauäugig passt sie nicht ins verhasste Klischee der Nazis und kann ungehindert mit allen flirten, auch mit SS-Offizieren. Aber die Lage wird nicht besser, und sie muss mit ihren Eltern untertauchen.

Dann trifft sie auf den Passfälscher Rolf Isaaksohn, der sich zunächst als Nazi ausgibt und bei Stella Angst und Bewunderung auslöst. Gemeinsam mit Rolf, den sie später heiratet, wird Stella zur Denunziantin, die andere Juden verrät. Aber auch sie wird verraten, verhaftet und gefoltert.

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Stella Goldschlag: Opfer oder Täterin?

Wie sehr sie Opfer und wie sehr sie Täterin war - diese Frage wird gegen Ende des Film klargestellt. Vor Gericht und in einem Café. Die Szene, in dem sie in einem Café einen ehemaligen jüdischen Freund trifft, der sie mit ihren Taten konfrontiert, ist eine der stärksten des Films. Und noch immer wiegelt Stella ab, inszeniert sich in ihrer Opferrolle. Es fällt sehr schwer, Empathie für diese Frau aufzubringen.

Für die Schauspielerin Paula Beer war diese vielschichtige Rolle eine seltene Herausforderung: "Deswegen war mein Interesse sehr groß - von Anfang an. Und trotzdem geht es bei diesem Thema nicht ohne diese Ambivalenz, dass mir das auch trotzdem immer so im Nacken hing, der Ekel vor diesen furchtbaren Taten und das Wissen, ich werde mich in einen sehr tiefen Abgrund begeben."

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"Stella. Ein Leben.": Regisseur Riedhof bleibt vage

Kilian Riedhof ist ein Regisseur, der immer akribisch recherchiert und gesellschaftliche Anliegen hat. Sein Film "Homevideo" gehört zu dem zeitlos Besten, was in Sachen Social Media zu sagen ist. "Meinen Hass bekommt ihr nicht" über den Terroranschlag im "Bataclan" in Paris ist ein humanistischer Versöhnungsfilm. Was er uns jetzt mit "Stella. Ein Leben." zeigt, ist aber eine dem Stoff geschuldete Ambivalenz, die in der tiefer gehenden Auseinandersetzung wenig Richtung zeigt.

Den Soundtrack des Films hat die NDR Radiophilharmonie eingespielt. Die Musik stammt aus der Feder des Komponisten Peter Hinderthür.

 

Stella. Ein Leben.

Genre:
Historiendrama
Produktionsjahr:
2023
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
Mit Paula Beer, Jannis Niewöhner, Katja Riemann u.a.
Regie:
Kilian Riedhof
Länge:
121 Minuten
FSK:
ab 16 Jahren
Kinostart:
25. Januar

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 24.01.2024 | 07:50 Uhr

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