Erneute Oscar-Hoffnung für Hamburger Film von Mohammad Rasoulof
Das beim Filmfest Cannes prämierte und in Hamburg geförderte und produzierte Drama "Die Saat des heiligen Feigenbaums" des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof ist die deutsche Oscar-Hoffnung für den besten internationalen Film 2025.
Das hat German Films, die Auslandsvertretung des deutschen Films, am Donnerstagabend bekannt gegeben. Die iranisch-deutsch-französische Arte France Koproduktion wurde aus Hamburg heraus von der Produktionsfilmra RunWay Pictures produziert und von der Moin Filmförderung unterstützt. Der Hamburger Film-Editor Andrew Bird war für die Montage des politischen Dramas verantwortlich. In Deutschland soll der Film Ende September im Rahmen des Filmfest Hamburg Premiere feiern.
"Wir fühlen uns tief geehrt, dass 'Die Saat des heiligen Feigenbaums' als deutscher Beitrag für die Oscars ausgesucht worden ist", reagierten Regisseur und Drehbuchautor Rasoulof und sein Filmteam auf die Auswahl der German Films. Der Film erzähle "die Geschichte von Unterdrückung, aber auch von Hoffnung und Widerstand".
"Kraftvolles Signal für die Freiheit der Kunst"
Dass die Jury das Drama für Deutschland ins Oscar-Rennen schicke, sei ein kraftvolles Signal für die Freiheit der Kunst - und für die Solidarität unter Filmschaffenden weltweit, sagte am Donnerstag Moin Filmförderchef Helge Albers. "Mohammad Rasoulof hat seinen Film im Iran unter schwersten Bedingungen gedreht - permanent unterstützt durch sein Filmteam in Hamburg. Für die nächsten Schritte bis zum Oscar drücken wir fest die Daumen."
Am 17. Dezember gibt die Oscar-Academy eine Shortlist der Anwärter auf den "Auslands-Oscar", also auf den Oscar für den besten internationalen Film, bekannt. Diese reduziert sich final auf fünf Kandidaten, die am 17. Januar 2025 bekannt gegeben werden. Die Oscar-Preisverleihung in Los Angeles findet am 2. März statt.
Darum geht es in "Die Saat des heiligen Feigenbaums"
Im Drama geht es um einen Ermittlungsrichter in Teheran, seine Familie und die Situation im Iran. Nach der Beförderung Imans zum Ermittlungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran, der auch Todesurteile zu unterzeichnen hat, wächst nicht nur seine Verantwortung und sein Ansehen, sondern auch seine Angst. Einerseits vor seinen Vorgesetzten, andererseits vor möglichen Angriffen oder Attentaten in einer Zeit, in der es auf den Straßen immer wieder zu Protesten kommt, bei denen Hunderte Menschen jeden Tag verhaftet oder verurteilt werden. Der Richter ergreift immer drastischere Maßnahmen - auch gegen die eigene Familie und setzt soziale Normen und die Regeln des Familienlebens außer Kraft.
Im Mai hatte das Drama beim Filmfest Cannes den Spezialpreis der Jury erhalten, eine der wichtigsten Auszeichnungen des Filmfestivals. Den Juryvorsitz im Wettbewerb hatte US-Regisseurin Greta Gerwig. Rasoulof konnte nach einer gefährlichen Flucht aus dem Iran den Preis in Cannes persönlich entgegennehmen. "Wir sind erleichtert, dass Mohammad Rasoulof nach seiner schweren Flucht aus seinem Land nach Hamburg zurückkehren wird und gratulieren ihm und seinem Team herzlich zu dem verdienten Preis", teilte die neue Festivalleiterin Malika Rabahallah im Mai mit. "Wir freuen uns sehr, dass Rasoulof uns weiterhin verbunden ist und seinen bewegenden, mutigen und hochaktuellen Film, der unter erschwerten Bedingungen entstanden ist, bei uns zeigen wird".
Der Regisseur teilte mit: "Ich freue mich von ganzem Herzen, mit meinem neuen Film wieder nach Hamburg zu kommen. Die Stadt ist mein zweites Zuhause". Zum Filmfest Hamburg bestehe eine enge Verbundenheit.
Bereits Anfang des Jahres stand ein Film aus Hamburg im Rampenlicht der Academy Awards: Das in der Hansestadt gedrehte Drama "Das Lehrerzimmer" von İlker Çatak war in der Kategorie "Bester internationaler Film" nominiert. "Wir freuen uns enorm, dass zum zweiten Mal in Folge der deutsche Oscar-Kandidat in Hamburg entstanden ist. Das sind großartige Nachrichten für den Filmstandort", meinte Helge Albers.
Das Filmfest Hamburg läuft vom 26. September bis zum 5. Oktober 2024.