"Die Legende von Paul und Paula": Domröse und Glatzeder erinnern sich
Nach einer wenig enthusiastischen Kinopremiere am 29. März 1973 wurde "Die Legende von Paul und Paula" bald zu einem der erfolgreichsten DDR-Filme überhaupt. Die Hauptdarsteller Angelica Domröse und Winfried Glatzeder erinnern sich an den außergewöhnlichen Liebesfilm.
Mit "Die Legende von Paul und Paula" haben Angelica Domröse als alleinerziehende Paula und Winfried Glatzeder als Paul, der sich gegen Karriere und Ehe entscheidet, Kinogeschichte geschrieben. Als Regisseur Heiner Carow 1972 diese Liebesgeschichte drehen wollte, fand er zunächst nicht die richtige Hauptdarstellerin. Ulrich Plenzdorf hatte in das Drehbuch geschrieben, dass Paula um die 23 Jahre alt ist. Domröse war schon 31 - sie traf sich aber trotzdem mit dem Regisseur.
Angelica Domröse: Regisseur zweifelte zunächst an ihr
"Der war voller Misstrauen und sagte zu mir: Die Rolle ist schwer, das schaffen die Jungen noch nicht - und du bist eben zu alt", so Domröse. "Dann habe ich gesagt: Heiner, ich bin doch Schauspielerin! Ich musste dann trotzdem erst einmal Probeaufnahmen machen, da war ich tief beleidigt. Dann habe ich gedacht: Ehre hin oder her, wenn du die Rolle kriegst, fragt doch kein Mensch, ob du Probeaufnahmen gemacht hast oder nicht."
Dann war immer noch nicht klar, ob beide, Angelica Domröse und Winfried Glatzeder, auch wirklich zusammenpassen würden. "Wir haben miteinander gespielt und dann hat der Carow das gar nicht fassen können. Er sagte: Das ist das Paar! Wir waren plötzlich eine Einheit, ein Liebespaar. Es stimmte alles. Und es wurde überhaupt nicht gefragt, wie alt ich bin. Damit hatte ich die Rolle."
Winfried Glatzeder übers Drehbuch: "Wirklich außergewöhnliche Szenen"
Glatzeder war von dem Projekt vor Beginn der Dreharbeiten begeistert: "Als wir das Buch bekamen, hatten Angelica und ich beide das Gefühl, dass da wirklich außergewöhnliche Szenen geschrieben waren. Da war ein Autor am Werk, der wirklich in der Lage war, Dialoge zu schreiben. Und von Heiner Carow als Regisseur waren wir natürlich begeistert."
Aber würde auch das Publikum vom Film begeistert sein? "Als wir den Film fertig hatten, war ich total enttäuscht, weil die Premiere so schrecklich war. Keiner hat so richtig geklatscht. Irgendwie haben wir alle gebarmt, der Film wird gar nicht gezeigt werden. Dass der Erfolg dann kam, hätten wir auch beim Drehen nie gedacht."
"Die Legende von Paul und Paula": Hit beim DDR-Kinopublikum
Die Zuschauer strömten in die Kinos. "Es war eine Sensation, er lief ab drei Uhr nachmittags, du konntest ihn fünf mal am Tag ansetzen und er war voll”, erinnert sich Domröse. “Gleichzeitig hatte er überall schlechte Kritiken. Dort stand: Das ist nicht das Bild unserer sozialistischen, neuen Menschen. Wenn das jeder so machen würde wie diese kleine Frau mit ihren zwei unehelichen Kindern und der kaputten Ehe!"
"Die Legende von Paul und Paula" konnte in einer kulturpolitischen Tauwetterperiode fertiggestellt werden. Das wusste auch Domröse. Sie erinnert zwar, dass der Film in Rostock und Erfurt zunächst nicht gezeigt wurde. "Aber einer im Zentralkomitee da oben hat gesagt: Lasst doch diesen Film da drin."
Autor Ulrich Plenzdorf schrieb Fortsetzung als Roman
Zumindest für ein Jahrzehnt, denn nachdem beide Hauptdarsteller Anfang der 80er-Jahre die DDR in Richtung Bundesrepublik verließen, wurde "Die Legende von Paul und Paula" kaum noch gezeigt. Eine mögliche Fortsetzung kam nicht zustande. Drehbuchautor Plenzdorf veröffentlichte 1979 seinen Roman "Die Legende vom Glück ohne Ende". Darin ist nachzulesen, wie Paul ohne Paula, die am Ende des Films stirbt, weiterlebt.
Nach der Deutschen Einheit konnten sich immer wieder Zuschauer davon überzeugen, warum "Die Legende von Paul und Paula" einer der besten Filme ist, die je in der DDR gedreht wurden.