"Der Schwarm" im ZDF: Atemberaubender Science-Fiction-Thriller
Der Roman "Der Schwarm" von Frank Schätzing galt lange als unverfilmbar. Das ZDF hat auf Basis des Romans eine Serie produziert. Seit Mittwoch steht die Serie vollständig in der Mediathek.
"Es pilchert mehr, als es schwärmt". Mit dieser harschen Kritik hat Romanautor Frank Schätzing im Vorfeld schon gegen das Mammut-Projekt "Der Schwarm" geschossen. Aus diesen harten Worten klingt zwischen den Zeilen allerdings vor allem verletzte Eitelkeit durch, denn Schätzing hat sich mit Showrunner Frank Doelger, der unter anderem "Game of Thrones" mitproduziert hat, überworfen und ist aus dem Projekt ausgestiegen.
"Der Schwarm" erzählt zeitgemäß von der ökologischen Apokalypse
Regisseurin Barbara Eder, die drei der acht Folgen inszeniert hat, weiß um die Schwierigkeit der Transformation: "Bei jeder Buchverfilmung ist es schwierig, es in eine andere Handlung (...) zu pressen. 'Pressen' ist eh falsch - du musst es anders machen. Du musst die Stärken des Filmes, die Kraft des Bildes nehmen und (...) mehr Emotion und Visualisierung bringen. Das ist die Schwierigkeit daran."
Eine Schwierigkeit, die die Serie aufgreift und umsetzt. Denn "Der Schwarm" erzählt zeitgemäß und global von einer nahenden Katastrophe für den gesamten Planeten, von der ökologischen Apokalypse.
Die Bedrohung aus dem Meer
Es beginnt im Kleinen, im Lokalen, mit Ungereimtheiten in der Natur: eine große Menge Methaneis an der Wasseroberfläche vor den Shetland-Inseln; ein Fischer in Peru, der beim Tauchen in einem Schwarm Fische verschwindet und unbemerkt stirbt; Krebse, die die südafrikanische Küste innerhalb von Minuten einnehmen,; ein gestrandeter Orca an einem kanadischen Strand.
Die Bedrohung kommt dabei in der Serie immer aus dem Meer. Gerade in den Unterwasseraufnahmen haben die Macher voll und ganz auf Spezialeffekte gesetzt. Auch wenn die Bilder natürlich die Brillanz von Avatar nicht erreichen, wirken sie realistisch, echt, bedrohlich.
"Der Schwarm": Schätzings Kritik ungerechtfertigt
44 Millionen Euro hat "Der Schwarm" gekostet, nicht nur getragen vom ZDF, sondern angelegt als europäische Großproduktion mit einem internationalen Cast um Leonie Benesch, Barbara Sukowa, Alexander Karim und Cécile de France. Der Cast ist divers, deutlich verjüngt im Vergleich zur Romanvorlage, folgt den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit.
"Wir haben immer gesagt, wir müssen unbedingt nah an die Figuren gehen, wir müssen sie vielleicht sogar ausbauen. Vielleicht müssen wir sie auch ändern. Vielleicht müssen wir mehr Geschichte, mehr Beziehungen reinbringen, mehr Emotion", erzählt Regisseurin Barbara Eder.
Gerade diese Veränderung ist es, die Autor Frank Schätzing kritisiert. Es mag ein gekränktes Autoren-Ego sein, aber das harte Urteil von Schätzing hat die Serie einfach nicht verdient. Denn "Der Schwarm" ist ein spannender Monsterfilm in Serienform. Mit der bitteren Erkenntnis, dass wir Menschen die Monster sind.