Christiane Hörbiger ist in Wien beigesetzt worden
Die Österreicherin Christiane Hörbiger war am 30. November mit 84 Jahren gestorben. Am Sonnabend ist die Schauspielerin auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt worden.
Das Schauspiel lag Christiane Hörbiger im Blut. Schließlich wurde sie 1938 in Wien als Tochter des damals sehr bekannten Schauspieler-Ehepaares Attila Hörbiger und Paula Wessely geboren. Dennoch war ihr Lebensweg nicht so vorgezeichnet, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn eigentlich sollte Hörbiger Konditorin werden. "Meine Mutter hatte schon eine Lehrstelle für mich", sagte Hörbiger einmal im Interview mit dem ORF. Dann sei sie jedoch mit ihrem Vater zu den Theaterfestspielen in Bad Hersfeld gefahren und dort entdeckt worden. Als junge Schauspielerin seien die berühmten Eltern auch eine Last gewesen. Immer wieder wurde der Vergleich gemacht. "Das muss man erstmal verkraften", sagte sie Im Interview. Ihre Darstellungen im Wiener Burgtheater seien regelmäßig von der Kritik zerrissen worden.
Film- und Theaterschaffende würdigen die verstorbene Schauspielerin
Schauspielerin Muriel Baumeister schreibt auf Instagram: "Danke Nane. Ich verbeuge mich." Jenny Jürgens postete auf der Plattform: "Ruhe in Frieden liebe Christiane. Es bleiben schöne Erinnerungen an eine gemeinsame Theaterzeit in München." Auch die Zeitungen würdigen Hörbiger ausführlich, Die Süddeutsche Zeitung erinnert an die "Grande Dame mit Charme und Schmäh" mit "Etepetete-Blick und diesem einzigartigen maliziösen Lächeln. Noch beim dreistesten Affront wusste sie Haltung und Würde zu bewahren, wie das nur wenigen gelingt. Kein Gesichtszug entgleiste ihr, keine Geste verrutschte. Nur der Mund, stets ein wenig schmerzumweht, wurde dann eine Spur schmaler, und in ihren braunen Augen funkelte es so durchtrieben, dass man ihr alles zutrauen konnte. Alles." Und die Welt schreibt und vergleicht: "Während Senta Berger als dauerschöne Salzburgerin die TV-Schirme erleuchtete, lieferte die Wienerin Hörbiger die rotweißrote Bette Davis mit schnarrig-kaltem Ton."
"Das Erbe der Guldenburgs" und "Schtonk"
Christiane Hörbiger wurde in den 1960er-Jahren mit Fernsehfilme wie "An der schönen blauen Donau" und der TV-Serie "Donaugeschichten" (1965-66) in Österreich bekannt. An der Seite von Willy Millowitsch spielte sie die Rolle der Christl Müller. Die ZDF-Fernsehserie "Das Erbe der Guldenburgs" machte sie in den 80er-Jahren auch in Deutschland sehr bekannt.
1992 spielte Christiane Hörbiger an der Seite von Götz George und Uwe Ochsenknecht in "Schtonk" mit. Die Filmsatire um die Hitlertagebücher bekam eine Oscar-Nominierung als bester ausländischer Film. Christiane Hörbiger für ihre Rolle als Nichte von Hermann Göring glänzende Kritiken.
Österreichischer Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigt Hörbiger
"Mit ihr verliert unser Land eine seiner beliebtesten und vielseitigsten Schauspielerinnen.", trauerte der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter. "Über 60 Jahre hindurch war sie auf den deutschsprachigen Theaterbühnen, in Film und Fernsehen präsent und begeisterte ihr Publikum." Die einprägsame Art, mit der Hörbiger ihre Rollen anlegt habe, werde Theater- und Filmbegeisterten stets in guter Erinnerung bleiben, so Van der Bellen. Der Bundeskanzler der Republik Österreich, Karl Nehammer, würdigte sie auf Twitter als eine der "großartigsten Künstlerinnen in unserem Land", die für ihren Einsatz für die Krebshilfe bekannt war.
Christiane Hörbiger: Grimme-Preisträgerin und UNICEF-Botschafterin
Auch auf der Theaterbühne war sie zu Hause. Fast 20 Jahre lang war sie am Schauspielhaus Zürich engagiert. Am Wiener Burgtheater spielte sie in "Nathan der Weise". In den 70er-Jahren etablierte sich Hörbiger in der Rolle der Buhlschaft im "Jedermann" der Salzburger Festspiele, wo bereits ihre Eltern und eine ihrer Schwestern gespielt hatten.
Ab 2003 wurde die vielfach preisgekrönte Schauspielerin und Grimme-Preisträgerin UNICEF-Botschafterin für Österreich. Im Kino war sie zuletzt 2006 in Gernot Rolls Kinderfilm "Räuber Hotzenplotz" zu sehen, in dem sie die Rolle der Großmutter übernahm. Beim Tatort-Fall "Staatsarchiv" von 2018, in dem es um ein Familiengeheimnis geht, stand Hörbiger für Regisseur Peter Payer zuletzt vor der Fernsehkamera. Darin spielte auch ihre Nichte Mavie Hörbiger mit.
ARD ändert Programm - neun Hörbiger-Filme in der Mediathek
Die ARD änderte aus Anlass von Hörbigers Tod ihr Programm und stellte neun Spielfilme mit der Schauspielerin in die ARD-Mediathek. Dazu gehören der Zweiteiler "Das Familiengeheimnis" nach Utta Danellas Romanen, die Komödie "Einmal Sohn, immer Sohn", in der Hörbiger eine Ikone der Frauenbewegung spielt, sowie "Stiller Abschied". In diesem Film von Florian Baymeyer aus dem Jahr 2012 verkörpert Hörbiger eine resolute Frau, die nach dem Tod ihres Mannes das Familienunternehmen weiterführt. Immer häufiger bringt sie jedoch Dinge durcheinander: Sie leidet an Demenz.