Derya Yıldırım mit neuem Album in der Elphi: Psychedelisch und intensiv
Derya Yıldırım hat mit ihrer Grup Şimşek und dem Ensemble Resonanz in der Elbphilharmonie ihr neues Album vorgestellt. Heute erscheint es offiziell. Ein Blick auf das Konzert
Manche Geschichten sind beinahe zu schön, um wahr zu sein. Derya Yıldırım, Musikerin und Gastarbeiter-Tochter von der Veddel, hat ihr neues Album in der Elbphilharmonie vorgestellt. Die junge Musikerin verbindet traditionelle anatolische Kultur und Texte mit den Sounds der Moderne. "Wir bewegen uns da in einem musikalischen Feld was mal sehr populär war, nämlich: Psychodelia aus den 70er-Jahren - in der Türkei war das mal riesengroß", erklärt Mischa Kreiskott, Musikredakteur bei NDR Kultur. "Anatolische Volkslieder installiert in so einen psychedelischen Rock-Raum, das ist eigentlich was sie macht. Immer ein bisschen unterspannt, aber es bekommt dann über Minuten, über so eine Stunde eine ganz große Intensität."
Ihr Auftritt mit Band und dem Ensemble Resonanz ist ein ganz besonderes Konzert und ein bedeutender Schritt in ihrem Leben. Bei drei Songs war das Ensemble mit eingebunden, erzählt Mischa Kreiskott: "Beim ersten Song dachte ich noch: Na ja, jetzt haben wir das wieder. Es ist schwer eine Band mit Streichern zusammen zu kriegen. Am Anfang habe ich nichts gehört, aber beim zweiten Lied, was sie mitspielten, da dachte ich schon: ach was für eine geniale Idee. Die haben nämlich nicht den Fehler gemacht, so ein türkisches Orchester zu imitieren, sondern die haben eigentlich Soul-Streicher in diese anatolischen bzw. psychedelischen Arrangements hineingesetzt. Und das sind ja nun auch Musiker, die wirklich wissen, was sie wollen, und ganz dicht und intensiv spielen können. Deswegen hat das wunderbar funktioniert. Da kam dann also noch einmal so ein 70er-Jahre Philadelphia Streichersound obendrauf - hervorragend gemacht."
Neues Album "Yarın Yoksa"
Das Konzert steht am Anfang der Tour zum neuen Album "Yarın Yoksa", das Yıldırım letztes Jahr mit ihrer Grup Şimşek in den USA aufgenommen hat. Für die Hamburgerin ist das Werk ein weiterer Schritt, um ihrer Musik einen Stellenwert zu erkämpfen, der für sie überfällig ist: "Ich spiele die Bağlama - und das ist die Verkörperung der anatolischen Volksmusik", erklärt Yıldırım. "Diese Musik schlägt auch in Deutschland und in Hamburg ihre Wurzeln, schon seit Jahrzehnten. Das kann man nicht mehr leugnen oder verschweigen. Ich stehe dafür, dass man dieses Instrument und die anatolische Volksmusik auch in den großen Konzertsälen etabliert."
"Singe auf Türkisch, weil es für mich emotional gar nicht anders geht"
Seit Jahren arbeitet sie an der Kombination aus Poesie und Schönheit ihrer Sprache und mitreißenden Grooves. Dabei entsteht ein Klangkosmos, in dem sich Tradition und Moderne die Hände reichen. "Ich singe auf Türkisch, weil es emotional für mich gar nicht anders geht", so Yıldırım. "So kann ich diese Energie und die Magie in meiner Stimme am besten transportieren."
Das Konzert mit ihrer Band und dem Ensemble Resonanz in der Elbphilharmonie war ein großer Musikabend. "Wenn ich auf der Bühne bin, bin ich bereit, mein Leben mit anderen zu teilen", so die Musikerin. "Da gibt es keine Barriere für mich. Ich gehe so tief in meine Seele rein durch meine Musik und durch meine eigene Stimme, dass ich ganz viel Platz habe, um alle Menschen da einzuladen. Wenn die Zuhörer dann offen sind und ein großes Herz haben, kann man sich vereinen."
