Überraschend bis zum Schluss: Verdis "Falstaff" an Oper Kiel
Mit tosendem Applaus wurde die Premiere von Verdis "Falstaff" an der Oper Kiel gefeiert. Hauptdarsteller Stefano Meo begeisterte als abgehalfterter Ritter Falstaff, aber was wären die Darsteller ohne Bühnenbild und Kostüme?
Das Schauspiel entsteht quasi aus dem Nichts. Sechs Statisten schieben ein hölzernes Podium ins Bild. Darauf sitzen verschwitzte Männer an einer langen Tafel und trinken Wein. Bühnenbildner Valentin Mattka und Kostümbildnerin Julia Schnittger sitzen bei der Generalprobe von Verdis Oper "Falstaff" im Publikum. Sie achten auf das Zusammenspiel von Kulisse und Kostümen, die die Handlung vorantreiben. "Wir haben die Figur Falstaff in der Shakespearezeit verortet mit seinen Freunden und Kumpanen, mit denen er in der Kneipe trinkt", erzählt Schnittger. "Für die bürgerliche Welt als Gegenpart haben wir das Regency gewählt, weil das eine Zeit des Aufbruchs in die Moderne war."
Falstaff als abgehalfterter Ritter aus der Shakespearezeit
In der verrauchten Kneipe versäuft der abgehalfterte Ritter Falstaff sein letztes Geld. Aus Geldnot will er die beiden wohlhabenden Ehefrauen Alice Ford und Meg Page verführen. Die gepflegten Damen aus der modernen Zeit halten nichts von dem Betrüger. Sie wollen ihn mit List bloßstellen. Um die Gegensätze zu unterstreichen, hat Mattka ein zweites Bühnenbild entworfen, wenn die Damen auftreten. Er zeigt auf ein flexibles Bauteil - einen Kamin, wie aus einem englischen Herrenhaus. "Das sind Teile, die in Sekunden nach vorne gerollt werden und dazu wird noch ein Sofa gestellt und ein Sessel, Tischchen mit der Etagere und dann geht die Szene los."
Um von der einen Szene in die nächste zu kommen, bräuchte der Bühnenbildner eigentlich eine Umbaupause. Die gibt es in der schnellen Komödie aber nicht. Dafür lässt Mattka Statisten, die wie Regency-Diener gekleidet sind, über die Bühne eilen. "Die sind wie die Hausgeister, die diese Teile durchweg auf die Bühne bringen und diese Szenen verändern", erklärt er. Sechs Männer mit weißen Perücken und feinen Anzügen rollen und tragen die Kulisse geschickt auf die Bühne und bewegen sich anmutig zur Opernmusik.
Gegensätzliche Kostüme symbolisieren verschiedene Welten
Die Menschen um Falstaff und ihre bürgerlichen Gegenspieler tragen auffällig gegensätzliche Kostüme. "Es gibt eine Kostümmalerin hier im Haus und die hat dreckig gemacht, was das Zeug hält und hat versucht, die Ledersachen, die wir natürlich neu gekauft haben, ein bisschen auf alt zu trimmen", erläutert die Kostümbildnerin. "Und in der Regency-Welt setzen wir viel auf Farben. Unsere vier Hauptfiguren haben jede eine Farbe zugeteilt bekommen, wir haben gelb, lila, rosa und türkis."
Damit Falstaff von Anfang an verschwitzt aussieht, macht die Kostümbildnerin vor der Vorstellung seine Perücke nass. Bühnenbild und Kostüme arbeiten eng zusammen, sodass die Illusion bis zum Ende erhalten bleibt. Für Mattka ist dabei vor allem das Timing wichtig. Kostümwechsel und Auftritt müssen genau ineinander greifen. "Gerade weil wir versuchen das Tempo hochzuhalten. Dadurch entsteht natürlich die Komik und die Magie", sagt Mattka.
Überraschungen bis zum Schluss
Das Bühnenbild überrascht bis zum Ende. Die Schauspieler erwecken die Kostüme zum Leben und überzeugen mit starken Stimmen und humorvoller Leichtigkeit. Zur Premiere gibt es tosenden Applaus.
Das Theater Kiel ist Kulturpartner von NDR Kultur.
Überraschend bis zum Schluss: Verdis "Falstaff" an Oper Kiel
Die Premiere von "Falstaff" in Kiel erntete tosenden Applaus - wie Bühnenbild und Kostüme entscheidend zum Erfolg beitrugen.
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Opernhaus Theater Kiel
Rathausplatz 4
24103 Kiel