"Petruschka/Der Feuervogel" in Schwerin: Ein Abend für Alexej Nawalny
Für "Petruschka/Der Feuervogel" hat die Schweriner Ballettdirektorin Xenia Wiest zwei Stücke von Igor Strawinski kombiniert. Gewidmet hat sie das Werk dem verstorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny. Am Freitag war Premiere - vor einem tief bewegten Publikum im Mecklenburgischen Staatstheater.
Es war ein ergreifender und zugleich hochpolitischer Abend im Mecklenburgischen Staatstheater. Während in Moskau Tausende Menschen von Alexej Nawalny Abschied nahmen, würdigte die Schweriner Ballettdirektorin Xenia Wiest den verstorbenen Kremlkritiker mit ihrer neuen Chroeografie des berühmten russischen Ballett-Stücks auf ganz eigene Art gewürdigt.
Xenia Wiest: Russland entwickelt sich zur Diktatur
Der Abend beginnt überraschend: mit einer Videoinstallation, in der Schwarz-Weiß-Aufnahmen verschiedener Diktatoren gezeigt werden. "Der Bösewicht, der Antagonist, repräsentiert einfach sehr gut alle Diktatoren in unserer Geschichte", sagt Wiest. "Leider ist es halt auch so, dass es in Russland eher in diese Richtung geht. Ich bin in Russland geboren. Ich bin glücklich, dass ich da nicht leben muss und, ja, mein Stück endet mit einer Hoffnung und mit einem Happy End oder zumindest einem Licht. Es macht mich sehr traurig, dass es in der Realität nicht so ist."
Benjamin Williams tanzt beide Hauptrollen
Die Schwerin Ballettdirektorin kombiniert an diesem Abend zwei Stücke von Igor Strawinski - mit gegensätzlichen Botschaften. Der Feuervogel ist eine Figur aus der russischen Märchenwelt. Er steht hier für das Leben, Freiheit, Fantasie. Für die Kunst selbst. Für Rettung. Der junge Australier Benjamin Williams tanzt die Hauptrolle. Auch im zweiten Stück: Dort erwacht die Marionette Petruschka auf einmal zum Leben und versucht, die eigenen Träume und Wünsche zu verwirklichen. Sie kann sich in der Realität aber nicht behaupten, scheitert, stirbt.
Der böse Zauberer als machtbesessener Diktator
Im "Feuervogel" gelingt die Rettung: Die schillernde Feder des Tieres hilft in der Not. Auch wenn der böse Zauberer, in dieser Inszenierung ein machtbesessener Diktator, die Feder in seine Gewalt bringt. Sie bringt ihm jedoch kein Glück, sondern treibt ihn in den Wahnsinn und den eigenen Untergang. Der Feuervogel heilt schließlich die Wunden. Liebe und Menschlichkeit erwachen wieder.
Ein Abend mit klarer politischer Botschaft
Nachdem Ballettdirektorin Wiest die Reportage "Becoming Nawalny" gesehen hatte, beschloss sie, dem Kremlkritiker ihre Choreografie zu widmen. Und eine klare politische Botschaft zu senden: "Nach dem Film, den ich gesehen habe, hatte ich diese Hoffnung. Für mich ist das sehr emotional." Die wortlose und doch so klare Aussage dieses Abends hat das Premierenpublikum tief bewegt.
"Petruschka/Der Feuervogel" in Schwerin: Ein Abend für Alexej Nawalny
Direktorin Xenia Wiest hat ihr Ballett am Mecklenburgischen Staatstheater dem in russischer Haft verstorbenen Kremlkritiker gewidmet.
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Mecklenburgisches Staatstheater
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