Siegfried Lenz zum 100.: Vier Hamburger Theater mit riesigem Projekt
Vor zehn Jahren ist Siegfried Lenz gestorben, 2026 wäre er 100 Jahre alt geworden. Angeführt vom Altonaer Theater würdigen vier Häuser den vielleicht größten literarischen Star, der jemals in Hamburg gelebt hat, ab dem Herbst mit fast 100 Events.
Ihm werde jetzt erst die Größe des Ganzen bewusst, bemerkt der Intendant des Altonaer Theaters, Axel Schneider, in einem Nebensatz, als er das Programm vorstellt. Und dann schluckt er ein bisschen. Das Altonaer Theater, die Kammerspiele, das Harburger Theater und das Lichtwark Theater in Bergedorf widmen sich anderthalb Jahre lang Siegfried Lenz.
Sog beim Lesen der Werke von Siegfried Lenz
"Weil ich Siegfried Lenz sehr liebe als Autor und immer wieder spüre, wie er einen Sog entwickelt beim Lesen, dem ich mich kaum entziehen kann", betont Schneider. Er wolle einen Autoren würdigen, der wie alle in Vergessenheit geraten könnte. "Das möchte ich mit meinen Mitteln auch zu verhindern helfen", erklärt der Intendant.
An den vier teilnehmenden Theatern sind 96 Veranstaltungen geplant - Matineen zu verschiedenen Themen aus dem Siegfried-Lenz-Kosmos, und Theaterinszenierungen. Darunter sind zum Beispiel die Komödie "Das Gesicht" über einen Friseur, der einem Diktator zum Verwechseln ähnlich sieht und zwei Uraufführungen: "Der Überläufer" nach Lenz‘ lange unveröffentlichtem letzten Roman und "Heimatmuseum", das Schneider gerade für die Bühne umschreibt. "Man könnte jetzt sagen, das sind so verstaubte Begriffe, aber wir wissen natürlich durch viele Migranten, durch die Ukraine, was der Begriff Heimat auf einmal bedeuten kann, wenn man sie verliert. Wenn man darüber sinniert, dass man seine Heimat verliert, oder eine neue suchen muss", erläutert Schneider.
Projekt: "Lenz auf der Bühne"
Lenz ist immer noch relevant, auch wenn gerade jüngere Leute ihn kaum noch lesen. Bei seinen Kindern sei es zum Beispiel keine Schullektüre mehr, sagt Schneider. Ähnliches hat auch Günther Berg von der Siegfried-Lenz-Stiftung beobachtet. Gerade deshalb sei "Lenz auf der Bühne", so der offizielle Titel des Projekts, so wichtig. Jede Generation habe ihre Autorinnen und Autoren. "Gleichzeitig ist es an uns, die wir die Generationen überblicken, die wichtigen großen Autoren und Autorinnen zu bergen. Zu zeigen, was an diesen großen Schriftstellern und Schriftstellerinnen wirkungsmächtig ist", betont Berg.
Unterhaltsame Vorträge zu Siegfried Lenz
Unterstützt wird das Lenz-Festival von der Körberstiftung und von der Kulturbehörde. Sowie den Freundeskreisen der Theater. Neben der literarischen Bedeutung soll es auch viel um Lenz selbst gehen. "Der heitere Lenz", oder "Lenz und die Liebe" seien zwei Beispiele für die 14 Matineen, die nicht wie langweilige Vorträge zu den jeweiligen Themen wirken sollen, sagt Schneider.
Er wolle sehr prominente Lesende einladen und außerdem musikalische Beiträge, Interviews, Originaltöne von Zeitzeugen anbieten - das alles immer unterhaltsam. "Ich rede als Theatermann. Wir haben eine Bühne zu füllen, und da wollen wir uns bemühen, immer attraktiv zu sein für unsere Zuschauer", sagt Schneider.
Nicole Heesters und Bjarne Mädel haben zugesagt
Barbara Auer, Nicole Heesters, Ulrich Matthes oder Bjarne Mädel hätten schon zugesagt, um sich am Festival zu beteiligen. Das seien einfache Anfragen gewesen. "Was ich auch merke, ist dass viele Menschen und Künstler sagen, ach Siegfried Lenz, den liebe ich, da bin ich dabei", freut sich der Intendant. Es gebe großes Wohlwollen, auch aus politischen Kreisen und von Förderern. "Lenz ist dann schon doch beliebt, nur trotzdem muss man dann helfen, dass er in der Breite nicht vergessen wird", ergänzt er.
Am 6. Oktober geht es mit einer großen Gala los, am 3. November gibt es dann die erste der Matineen und die Uraufführung von "Heimatmuseum" im Altonaer Theater.