Schrill, bunt und skurril: "Annas Slaapstuuv" im Ohnsorg-Theater
Schrill, bunt und skurril ist die Komödie "Annas Slaapstuuv - Entführung auf Bestellung" im Ohnsorg-Theater in Hamburg. Das Ensemble überzeugt, doch die Handlung des Stücks kommt eher wirr daher.
Es ist schon eine illustre, aber durchweg schräge Runde, die der Bürgermeister (Marco Reimers) der norddeutschen Kleinstadt Brekenbüttel da zur Silvesterfeier zu sich nach Hause eingeladen hat. Doch seine Frau Anna, gespielt von Nadja Uhlig, ist von dem Abend alles andere als begeistert. In ihrer Ehe kriselt es. Entnervt zieht sie sich in ihr Schlafzimmer, ihre Slaapstuuv, zurück: ein ganz und gar fliederfarbener Raum mit einer riesigen Schlaflandschaft und soft ausgekleideten Wänden - fast wie in einer Gummizelle.
Ein Bühnenbild - fast wie eine Gummizelle
Dieser Raum wird zum Dreh- und Angelpunkt alles weiteren Geschehens. Denn frei nach dem Motto "Die besten Parties finden in der Küche statt!" folgen die Gäste Anna in ihr privates Schlafgemach und lassen die Party dort steigen. So entspinnt sich eine Handlung voller Irrungen und Wirrungen. Eine skurrile Geschichte, die auch jede Menge schräge Charaktere bereithält.
Eine mehr als schräge Gesellschaft
Oskar Ketelhuth spielt - ganz wunderbar und in Inspektor Cluoseau-Manier - einen tüffelig-tollpatschigen, aber ganz und gar an Selbstüberschätzung leidenden Polizeipräsidenten. Er ist - wieder einmal - das Highlight des Abends. Auch unter den Gästen: Inga-Britt alias Birthe Gehrken als Geliebte des Bürgermeisters, überkandidelte Journalistin und Ananas-Diät-promotende Influenzerin. Ihr bahnbrechender Abnehm-Tipp: "An'n Morgen een Ananas, denn den ganzen Dag nix un an'n Avend dörv eten, op wat en Lust hett!"
Neben der auf der Silvesterparty Heringssalat verteilenden Über-Mutter des Bürgermeisters (Vivienne Mahler), gesellt sich auch Paulmann zur Runde. Er ist der PR-Berater des Bürgermeisters und wird herrlich durchgeknallt gespielt von Flavio Kiener. Paulmann ist - so viel sei verraten - eine der Schlüsselpersonen in diesem Stück. Denn wie sich nach und nach herausstellt, ist Bürgermeister Eduard weit weniger beliebt bei seinen Wählern, als er zunächst vorgibt. Doch für seine Karriere und bessere Umfragewerte ist er bereit, Alles zu tun: auch, sich entführen zu lassen. Und die regionale Klatschpresse, in Form von Inga-Britt, ist natürlich gleich zur Stelle, diese PR-Finte in die Welt zu posaunen.
Fakenews, Selbstinszenierung und PR
Nichts und niemand ist in diesem Stück so wie es beziehungsweise er zunächst erscheint: Es geht um Täuschung, Fakenews, Selbstinszenierung und PR - und darum, dass eine gute, aber falsche Story bei den Menschen oft besser hängen bleibt als die Wahrheit selbst.
"Wi klamüstert uns egen Realität - un De, de is dusend Mal spannender as de Echte!" PR-Berater Paulmann in "Annas Slaapstuuv"
Das Thema, um das es in "Annas Slaapstuuv - Entführung auf Bestellung" geht, ist brisant und hochaktuell. Doch die Geschichte, die in diesem Stück erzählt wird, ist zu wirr, zu verästelt und in Teilen auch nicht nachvollziehbar. Fanden einige Besucherinnen und Besucher das Stück noch "unterhaltsam, witzig und nett" oder hoben den alles in allem etwas weniger langatmigen zweiten Teil des Stückes hervor, traf "Annas Slaapstuuv" den Geschmack einer erheblichen Anzahl von Zuschauerinnen und Zuschauer ganz und gar nicht. "Diese Entführung und dieser Möchtegern-Politiker und so weiter: das wirkte bei den Haaren herbeigezogen", so eine Besucherin. Ein anderer Zuschauer beklagte: "Ich fand das Stück nicht so schön. Die Handlung war einfach so skurril, dass man das nicht ernst nehmen konnte. Schade!"
Tolles Schauspielensemble, schrille Inszenerierung, aber schwaches Stück
Und tatsächlich: bei allen wunderbaren Ansätzen des Regisseurs Ekart Cordes, "Annas Slaapstuuv - Entführung auf Bestellung" bunt, mit viel Tempo und witzigen Slapstick-Einlagen zu inszenieren, leidet das Stück vor allem an einem: an sich selbst. Es will einfach zu viel und erreicht dadurch wenig. So bleibt "Annas Slaapstuuv - Entführung auf Bestellung" eine vor allem tolle Leistung des Schauspielensembles - und eine bunte, schrille und skurrile Erst-Regiearbeit am Ohnsorg von Ekart Cordes, die Lust macht, mehr von ihm zu sehen - vielleicht allerdings doch besser mit einem anderen Stück.
Schrill, bunt und skurril: "Annas Slaapstuuv" im Ohnsorg-Theater
Das Ohnsorg bringt ein skurriles Stück mit viel Tempo und einem tollen Ensemble auf die Bühne. Dennoch: die Handlung wirkt wirr.
- Art:
- Bühne
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- Ende:
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Ohnsorg Theater
Heidi-Kabel-Platz 1
20099 Hamburg - Telefon:
- (040) - 35 08 03 0
- E-Mail:
- info@ohnsorg.de
- Hinweis:
- Komödie von Ulrich Hub | Plattdeutsch: Tina Landgraf | Spieldauer: ca. 2 Stunden, 15 Minuten, inkl. Pause | Vorstellungen bis 27. Februar 2025 | www.ohnsorg.de