"Loriots Dramatische Werke": Die Sketche zünden immer noch
Die Ente bleibt draußen! Im Altonaer Theater hatte am Freitag ein Abend mit den allseits bekannten Loriot-Sketchen Premiere. Das Schöne: Loriots Humor wird hier nur sanft imitiert, nicht platt nachgedroschen.
Loriot wäre am 12. November 100 Jahre alt geworden. Seine Sketche gehören fest zum deutschsprachigen Kulturgut - wer sich an seinen Humor herantraut und ihn sogar imitieren möchte, braucht also schon etwas Mut. Den hat das Altonaer Theater, wie die Premiere von "Loriots Dramatischen Werken" gezeigt hat.
Die Ente bleibt draußen!
Aber ich bade immer mit dieser Ente.
Nicht mit mir!
Dialog in "Loriots Dramatische Werke"
Spätestens jetzt gibt es kein Halten mehr - die Badewanne wird hereingerollt, steht dann blauweiß am Bühnenrand.
Mein Name ist Müller-Lüdenscheidt.
Klöbner, Doktor Klöbner.
Angenehm.
Angenehm.
Dialog in "Loriots Dramatische Werke"
Loriot-Hochamt, bei dem das Publikum alles mitsprechen kann
Als sich die beiden streitlustig-distinguierten Herren erheben, die man nur als Comic-Figuren aus der Hand des Meisters kennt, tragen sie Schaumunterwäsche. Tosender Applaus! Vieles an diesem Abend so schräg und drüber, dass der Funken einfach zünden muss. Überhaupt ist das hier eher ein Loriot-Hochamt, bei dem das Publikum fast jeden Sketch mitsprechen kann. "Dinner for One" ist gar kein Vergleich.
Schau mal, Vati, das schöne Klavier!
Ein Klavier, ein Klavier!
Nein Mamilein, du musst dich schon an den vereinbarten Text halten.
Dialog in "Loriots Dramatische Werke"
"Dieser Humor bleibt die nächsten hundert Jahre"
"Dieser Humor wird nie aufhören, der bleibt die nächsten hundert Jahre, darüber kann man immer lachen, gerade in der heutigen Zeit, die wirklich zum Teil traurig ist", erzählt ein Zuschauer nach der Aufführung. Sogar generationsübergreifend scheint der Humor noch zu funktionieren. Altertümliches Frauenbild? Papperlapapp. "Ich finde, Loriot hat seine Zeit, so wie sie halt war, widergespiegelt", sagt eine Zuschauerin. "Und es ist sehr amüsant!"
Ob der Bettenkauf, die Klavierlieferung, die Herrenboutique oder die Jodelschule - kaum ein Sketch fehlt. Dargeboten werden sie natürlich in original beige-braun-grauer 1970er-Jahre-Kleidung mit Topfhut, engem Damenkostüm und Polyesterhosen, worunter die Herren Mops-Unterwäsche tragen und Strumpfhalter. Wenn schon, denn schon.
Die Hose sitzt angenehm knapp im Schritt und ist ausgesprochen gesäßfreundlich.
Und das tragen jetzt alle Herren in Paris?
Wer sich's leisten kann.
Dialog in "Loriots Dramatische Werke"
Das Schöne: Loriots Humor wird hier nur sanft imitiert, nicht platt nachgedroschen. Auch das Bühnenbild in Loriots Comic-Stil wirkt fast modern. Zwar rutscht mancher Gag ins Museumsregal für angewandte deutsche Lachkunst, aber meistens zündet das Zeitlose an diesem scharfen und liebenswürdigen Humor.
Regisseur und Dramaturgie-Assistentin retten den Abend
Frank Roder führt in Maßanzug und mit gespitzten Lippen fabelhaft durch den Abend. Eine Schauspielerin, Marion Gretchen Schmitz, konnte aus Gesundheitsgründen nicht mitspielen. Also sind die Dramaturgie-Assistentin Stine Kegel und der Regisseur Hans Schernthaner kurzfristig eingesprungen - und liefern beide eine Glanzleistung ab. Das Publikum spendet donnernden Applaus, nachdem Schernthaner in eine von Evelyn Hamanns Paraderollen als Fernsehansagerin geschlüpft ist, und sich bei Namen wie Gwyneth Molesworth verheddert. Diese ungewollt überdrehte Travestie wirkt, als ob Monty Python mit Loriot eine Tasse englischen Tee trinkt.
"Loriots Dramatische Werke": Die Sketche zünden immer noch
Die Ente bleibt draußen! Im Altonaer Theater hatte am Freitag ein Abend mit Loriot-Klassikern Premiere.
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Altonaer Theater
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