Loriots Viereinhalb-Minuten-Ei in der Rostocker Kunsthalle
Eine viel beachtete Ausstellung 1989 in Rostock, das Doberaner Münster, die Seebrücke in Ahlbeck - zu Mecklenburg-Vorpommern hatte Loriot viele Anknüpfungspunkte. Schließlich zählt seine Familie zum hiesigen Uradel.
Hund, Herz und dieser besondere Humor - sein Erfolgsrezept machte Vicco von Bülow alias Loriot auch in der DDR zum Star. Das zeigte sich 1989, als 60.000 Besucher zur Loriot-Ausstellung in die Rostocker Kunsthalle kamen. "Wenn man seine Sachen anguckt, würde ich sagen, das ist schon ein zeitloser Humor, weil es ihm nicht um spezielle Kritik geht, sondern um allgemein menschliche Verhaltensweisen", sagt Dr. Luise Hartmann, die damals Direktorin der Kunsthalle war.
Ein Abend für die Kunsthallen-Mitarbeiter
Nach Hannover und Weimar kam das Multitalent mit seiner Werkschau erstmals in den Norden der DDR. Schon während der Vorbereitungen machte sich unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kunsthalle eine vergnügliche Stimmung breit. Luise Hartmann: "Loriot hat das wohl auch so empfunden und hat uns dann für unser Personal einen Abend geschenkt, vor der Ausstellung. Und unsere Kollegen besorgten dann extra noch ein Sofa." Auf dem Sofa saß dann Loriot und las von Berta, dem Ei und Bertas Viereinhalb-Minuten-Gefühl.
Der Pirol im Familienwappen im Doberaner Münster
Als Zeichner hat der Schöpfer der Knollennasenfiguren seine Karriere begonnen. Damals legte er seinen Namen Vicco von Bülow ab und nannte sich Loriot. Das hat auch mit Bad Doberan zu tun. Loriot ist das französische Wort für den Pirol und solch ein Vogel sitzt im Familienwappen der Familie von Bülow, das in der Bülow-Kapelle im Doberaner Münster die Wand schmückt. 1229 wurden die von Bülows erstmals als Rittergutsbesitzer in Bülow bei Rehna (Kreis Nordwestmecklenburg) erwähnt, ein Bischof aus dem Hause von Bülow weihte 1368 das Münster in Doberan. "Er kam hierher eigentlich ganz bescheiden", erinnert sich Pfarrer Christian Schmidt an den Besuch Loriots, als der Humorist 1989 die Grabstätte seiner Vorfahren sehen wollte. Schmidt: "Wenn man bedenkt, dass er wirklich mecklenburgischen Alt-Adel repräsentiert, da war aber nichts von adeligen Allüren zu merken; überhaupt nicht; vor allen Dingen ein Mann, der so die Unwägbarkeiten von Personen scharf sehen konnte."
"Pappa ante Portas" in Ahlbeck
Im Sommer 1990 drehte Loriot die Szenen der Geburtstagsfeier in seinem Spielfilm "Pappa ante Portas" auch auf Usedom. Doch in Ahlbeck gab es ein Problem: Die Seebrücke war 1987 generalüberholt und braun angestrichen worden. Loriot befand, dass Weiß zum Meer gehört, spendete 10.000 Mark und in ganz kurzer Zeit war die Seebrücke plötzlich wieder weiß. Sandy Altenberg und Kathrin Meißner gehörten 1990 zum Ahlbecker Schulchor, der im Film der Geburtstagsgesellschaft ein Ständchen bringt. "In der Szene mussten wir total schief singen. Das sollte ja nicht alles so perfekt werden", erinnert sich Kathrin Meißner. "Wir mussten alle eine Oktave höher singen", ergänzt Sandy Altenberg. Auch 33 Jahre nach den Dreharbeiten - Loriots schräges Lied haben die beiden heute noch im Ohr.