"Barfoot in'n Park": Tränenlachen im Hamburger Ohnsorg-Theater
Das Publikum im Ohnsorg-Theater hat die Premiere des Komödien-Klassikers "Barfoot in'n Park" von Neil Simon stürmisch gefeiert. Die Inszenierung versetzt die Geschichte aus New York ins Hamburg der 60er-Jahre.
Dieser Theaterabend macht von der ersten bis zur letzten Sekunde einfach nur Spaß. Conny ist im Glück: Frisch verheiratet ist sie gerade mit ihrem Mann in ein leicht runtergerocktes Apartment über den Dächern von Hamburg gezogen. Durchs Loch im Dach schneit es rein und das Schlafzimmer ist so klein, dass die Tür nicht richtig aufgeht. Das ist jedesmal ein wunderbarer Ohnsorg-Türenklapp-Moment. Ja, der Abend hat Slapstick-Augenblicke, aber immer wirklich perfekt dosiert. Das Publikum hat hörbar Freude am spritzigen Flow des Abends und kichert und gackert und lacht.
Birte Kretschmer spielt sensationell
Die beiden jungen Leute wohnen im sechsten Stock. Ohne Fahrstuhl! Allein, wie alle Besucher, Handwerker und Boten japsend, keuchend oder den Schwiegersohn am Schlips ziehend in die Wohnung torkeln und nach Luft ringen, ist brüllend komisch. Birte Kretschmer als hanseatische Pelzmantel-Lady aus Nienstedten ist sensationell. Daran, wie ihre Mimik eskaliert, als sie die Bruchbude ihrer Tochter inspiziert, kann man sich nicht sattsehen. Mit ihr in dieser Rolle kann man sich auch einen Solo-Abend vorstellen.
Beginn auf Hochdeutsch - nur warum?
Lara-Maria Wichels als Conny ist Lebensfreude pur bis in die Fingerspitzen. Zum Verlieben! Ihren spießigen Anzug-Gatten Paul spielt Flavio Kiener so wunderbar liebenswert überkorrekt, ohne zur Karikatur zu werden. Und Konstantin Graudus ist - in einer hochdeutschen Rolle - der bankrotte Abenteurer vom Dachgeschoss, der die Schwiegermutter mitreißt. Frank Grupe, der auch das Stück ins Plattdeutsche übersetzt, behutsam von der Patina der 60er-Jahre befreit und die New Yorker Handlung liebevoll hamburgisiert hat, spielt auch in einer Nebenrolle den Telefonmann Harry Peters. Rätselhaft bleibt, warum die ersten fünf Minuten des Abends auf Hochdeutsch gespielt werden, bis Conny und der Mann von der Bundespost entdecken, dass sie beide Platt sprechen. Seltsamer Umweg!
Ohnsorg-Abend mit Lach-Garantie
Die beiden jungen Eheleute verkrachen sich. Die hoffnungslos romantische Conny beklagt sich, dass ihr Paul partout nicht mit ihr "barfuß in den Park" gehen will. Seinen Hinweis auf winterliche Temperaturen lässt sie nicht gelten. Passen sie überhaupt zusammen? Spießertum hier und Abenteuerlust da? Darum kreist der Komödienkracher, der schon mit Robert Redford und Jane Fonda verfilmt wurde. Der ganze Abend hat Tempo und Witz mit Lach-Garantie - bis zum anrührenden Finale. Die Bühne und die Kostüme von Anike Sedello sind ein Sixties-Traum bis ins kleinste Detail - mit passenden Möbeln, alten Pfannen und Aspirin-Flaschen von damals.
Beglückender Start in neue Saison
Interessant: Das Stück von Neil Simon (1927-2018) ist fast so alt wie der Ohnsorg-Klassiker "Tratsch im Treppenhaus", wirkt aber erstaunlich aktuell - ganz ohne Schwarzweiß-Nostalgie. Regisseurin Nora Schumacher, eine der beiden neuen künstlerischen Leiterinnen des Theaters, zeigt mit diesem beglückenden Start, wie das Ohnsorg auch künftig richtig Spaß machen kann: bunt, frisch, frech und jung.
"Barfoot in'n Park": Tränenlachen im Hamburger Ohnsorg-Theater
Das Publikum hat die Premiere der Komödie stürmisch gefeiert. Sie spielt statt in New York im Hamburg der 1960er-Jahre.
- Datum:
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Ohnsorg-Theater
Heidi-Kabel-Platz 1
20099 Hamburg