"Zarah 47 - das totale Lied" in Wilhelmshaven: Pakt mit den Nazis
Die Schwedin Zarah Leander war der größte Filmstar der Nationalsozialisten. Die Landesbühne Nord zeigt mit einem Musicalabend in Wilhelmshaven die Widersprüche einer Frau, die sich selbst immer als "unpolitisch" bezeichnete.
Es ist der 15. März 1947, Zarah Leanders 40. Geburtstag, aber niemand ruft an, um ihr zu gratulieren. Es ist still geworden um den großen Star. Einsamkeit ist sie nicht gewohnt. Auch Post ist nur wenig angekommen. Statt der Gratulanten kommen die Erinnerungen und die einst große Diva singt ganz für sich allein in ihrem Großen Haus: "Kann die Liebe Sünde sein?" Sie schminkt sich, sie betrinkt sich und sie hadert mit der Gegenwart.
Auf der Suche nach Anerkennung
Hans-Jürgen Osmers begleitet Schauspielerin Caroline Wybranietz als Zarah Leander am Klavier. Er ist nicht nur musikalischer Leiter in diesem Stück, sondern hat auch Regie geführt. Zarah Leander - wer war sie in seinen Augen? "Wir lernen eine Frau kennen, die eigentlich lebenslang auf der Suche nach Anerkennung, nach Liebe war", sagt Osmers.
Zarah Leanders Pakt mit den Nazis
Dafür geht die Schwedin ab 1936 ohne zu zögern einen Pakt mit der nationalsozialistisch gesteuerten Filmindustrie ein. "Man wollte ganz bewusst einen Star aufbauen, den man sich so formen wollte, auch wie man ihn brauchte", erklärt der Regisseur.
Zarah Leander hat nie eine Schauspielschule besucht. Das ist durchaus von Vorteil, findet Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, der als Präsident der Reichskulturkammer auch die Filmproduktionen der UFA kontrolliert. Zitate von ihm tauchen im Stück immer wieder aus dem Lautsprecher auf: "Die Operation Leander erweist sich als zwar schwierige, aber letztendlich erfolgversprechende Operation. Glücklicherweise halten sich die Gerüchte über Frau Leanders überhöhte Gagenforderung trotz Dementierung unserseits hartnäckig. Damit dürfte das Interesse an den ersten beiden Filmen gesichert sein."
Zarah Leanders Sucht, geliebt zu werden
Vampir und Mutter, Verführerin und geheimnisvolle nordische Frau - das Gesamtpaket muss für die Filmindustrie stimmen. Zarah Leander bekommt ihre üppige Gage nicht in Reichsmark, sondern in schwedischen Kronen ausbezahlt. Caroline Wybranietz spielt diese Frau, mit all ihren Widersprüchen: Zarah Leanders maßlose Sucht, gefallen zu wollen, dabei aber immer bedacht, über ihre Vergangenheit in Deutschland bloß nicht die Wahrheit zu erzählen. "Ich habe versucht, mich aus allem rauszuhalten. Kein Mütterverdienstkreuz, keine Kammerschauspielerin, der einzige Titel, den man mir verliehen hat, ist das Prädikat 'politischer Idiot' und darauf bin ich stolz. Entweder man ist politisch oder man ist professionell." Dreist lügt die Leander das Publikum, aber auch sich selbst immer wieder an.
Ein Theaterabend mit eiskaltem Schauer
Doch dann verrät sie sich auch wieder, wenn sie einfach so losplaudert: "Goebbels gab mir die Hand, Hitler war in mich vernarrt! Halt, das ist nicht wahr". Schnell folgt wieder ein Dementi. "Da werden alle Mechanismen vorgeführt, mit denen man verdrängt, und Schuld beiseite schiebt", sagt Hans Jürgen Osmers. Dazu ihre Musik, die berühmten Lieder, die bis heute ihre Wirkung nicht verfehlen. Geschrieben von Textern, die ins Exil gehen mussten oder in Konzentrationslagern starben. "Zarah 47 - Das totale Lied" ist ein Theaterabend, der einem kalter Schauer über den Rücken laufen lässt. Die schauspielerischen und musikalischen Leistungen der Darstellerin sind großartig. Sie klingen lange nach.
"Zarah 47 - das totale Lied" in Wilhelmshaven: Pakt mit den Nazis
Mit einem Musicalabend in Wilhelmshaven zeigt die Landesbühnne Nord die Widersprüche der Schauspielerin Zarah Leander.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Landesbühne Nord
Virchowstraße 44
26382 Wilhelmshaven - Telefon:
- (04421) 94 01 15
- E-Mail:
- service.center@landesbuehne-nord.de