Chaotisches Treiben bei "Eine Stunde Ruhe" im Ohnsorg-Theater
Mit "Eine Stunde Ruhe" bringt das Ohnsorg-Theater in Hamburg ein turbulentes Stück mit viel Witz, Irrungen und Wirrungen auf die Bühne. Erkki Hopf begeistert als rastloser Familienvater und Schallplattenjäger.
Alles könnte so schön sein: Gerade erst ist der Familienvater und leidenschaftliche Schallplattensammler Moritz (gespielt von Erkki Hopf) mit einer echten musikalischen Rarität unter dem Arm nach Hause zurückgekehrt. Voller Erwartung sehnt er sich danach, "Me, myself and I" von Neil Youart auf den Schallplattenteller zu legen und in musikalischer Glückseligkeit ein bisschen Ruhe zu genießen. Doch daraus wird nichts.
Denn seine von Gewissensbissen geplagte Ehefrau Nathalie (Birthe Gerken) möchte endlich und auf der Stelle mit ihm über tiefschürfende und komplizierte Dinge reden, sein in einer Gothic-Band spielender Sohn Sebastian (Jascha Schütz) kommt zu Besuch und offenbart, dass er in Zukunft nur noch "Fucking Rat" genannt werden möchte, und Nathalies beste Freundin Elsa (Beate Kiupel) schneit herein, um endlich mit einem lange gehüteten Geheimnis reinen Tisch zu machen. Und während Handwerker David (Ali Ahmad) im Hinterzimmer mehr und mehr eine riesige Katastrophe anrichtet und der bisher unbekannte Nachbar Pavel (Robert Eder) zu wirklich allem auch noch seinen Senf beisteuern muss, wird Moritz klar, dass er sich seine erhoffte Ruhe wohl nun endgültig abschminken kann.
30 Jahre am Ohnsorg: Paraderolle für Erkki Hopf
Mehr und mehr kehrt im Hause Thoensen das Chaos ein. Geständnisse, Irrungen und Wirrungen kommen auf den Tisch. Und mittendrin: der alles andere als unbescholtene, ich-bezogene und sich ständig neu in Lügen verstrickende Moritz, gespielt von Erkki Hopf. Eine Paraderolle! Drei Jahrzehnte lang ist der 1964 in Hamburg geborene Schauspieler nun schon auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters zu erleben, und mit seiner Rolle als Moritz beweist er einmal mehr, dass er zum Witzigsten gehört, was die Theater-Stadt Hamburg zu bieten hat. Armefuchtelnd und sichtbar immer nervöser werdend laviert er sich urkomisch durch das immer größer werdende Tohuwabohu, für das er in Wirklichkeit selbst verantwortlich ist.
Das Ohnsorg-Ensemble in Bestform
Doch auch der Rest des Ensembles zeigt sich bei "Eine Stunde Ruhe" in Bestform: Birthe Gerken gibt eine wunderbar hadernde und dem Whiskey zugeneigte Ehefrau. Beate Kiupel als Freundin Elsa läuft vor allem im Schlagabtausch mit Erkki Hopf wieder einmal zur komödiantischen Höchstform auf. Auch grandios: Jascha Schütz als bereits erwachsener und seinen Weg im Leben suchender Sohn Sebastian. Mit seiner schwarzen Kluft, langen schwarzen Haaren und dunkelgeschminkten Augen kommt er wie eine junge Kopie des Black Sabbath-Sängers Ozzy Osbourne daher. Dazu ein starrer Blick und ein Genervtheits-Habitus, der sich gewaschen hat. Ein echter Elternschreck!
Wieder einmal sind es aber auch die Nebenrollen, die witzige Akzente setzen: Wunderbar treudoof und mit Fahrradhelm ist Oskar Ketelhut als langjähriger Freund von Moritz zu erleben. Und besonders brüllend komisch: Robert Eder als am Ende total verzweifelter und vor den Scherben seiner total zerstörten Wohnung stehender Nachbar Pavel.
Zwei Stunden inszeniertes Chaos mit Lachgarantie
„Eine Stunde Ruhe“, das ist von Regisseurin Nora Schumacher nach französischer Vorlage gekonnt inszeniertes Chaos. Ein Chaos, das stellenweise sogar noch etwas chaotischer hätte sein dürfen. Etwas stark klischeehaft und überzeichnet, so aber bereits im Stück von Autor Florian Zeller angelegt, kommt die Rolle des vermeintlich polnischen, in Wahrheit dann aber doch portugiesischen Handwerkers David daher. Am Ende aber steht eine kurzweilige, turbulente und über weite Strecken hochkomische Komödie. Genau das Richtige für einen schönen Theaterbesuch an einem verregneten Herbstabend.
Chaotisches Treiben bei "Eine Stunde Ruhe" im Ohnsorg-Theater
In seiner Rolle als rastloser Schallplatten-Jäger feiert Schauspieler Erkki Hopf sein 30-jähriges Ohnsorg-Bühnenjubiläum.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Ohnsorg-Theater
Heidi-Kabel-Platz 1
20099 Hamburg - Telefon:
- 040/35 08 03 0
- Preis:
- ab 31,36 Euro
- Hinweis:
- Inszenierung: Nora Schumacher | Bühne & Kostüme: Peter Lehmann | Mit: Ali Ahmad, Robert Eder, Erkki Hopf, Oskar Ketelhut, Beate Kiupel, Birte Kretschmer/Birthe Gerken, Jascha Schütz