Bernhard Schlinks neues Stück "20. Juli" feiert in Hamburg Premiere

Stand: 23.08.2024 06:00 Uhr

Bei den Hamburger Kammerspielen feiert heute Bernhard Schlinks neues Stück "20. Juli" seine Uraufführung. Im Stück überlegen Schülerinnen und Schüler, ob man einen Menschen umbringen darf, um eine Diktatur zu verhindern.

Dieses Stück hat Skandal-Potenzial. Denn in dem Text von Bestsellerautor Bernhard Schlink überlegen Schülerinnen und Schüler, ob man nicht einen rechtsradikalen Politiker töten müsste, um eine neue Diktatur zu verhindern. Sie überlegen, ob man nicht eher handeln müsste, als Stauffenberg beim Hitler-Attentat damals am 20. Juli 1944. Es sei aber kein Stück über den Tyrannenmord, betont Schlink. "Das wäre ein ganz falsches Verständnis, sondern es ist ein Stück über die Frage, was und wie wir aus der Vergangenheit lernen können."

20. Juli: Hintergrund zur Geschichte

Autor Bernhard Schlink beim Literaturfestival Lit.Cologne © picture alliance/dpa | Henning Kaiser Foto: Henning Kaiser
Bernhard Schlinks Theaterstück "20. Juli" wurde bereits 2021 als Buch bei Diogenes herausgegeben.

Auch der Lehrer selbst wird in diese moralische Hinterfragung hineingezogen und ist sich sicher, dass er versucht hätte, Hitler zu einem früheren Zeitpunkt umzubringen. Zu einem Zeitpunkt, zu dem das Gelingen gesicherter gewesen wäre. Schon auf der Abiturfeier drehen die Schülerinnen und Schüler den Spieß um. Wann kann man den offensichtlichen Rechtsruck in Deutschland noch soweit verhindern, dass er Auswüchse wie in Nazi-Deutschland annimmt? Sollte man einen Menschen umbringen, dem man zum jetzigen Zeitpunkt ja nur unterstellen kann, dass er doktrinäre Ansichten profilieren würde?

Pro Contra zu schwierigen Fragen

Schwierige Fragen, die die Studierenden der Schauspielschule Hamburg unter der Regie von Franz-Joseph Dieken auf die Bühne der Kammerspiele in einem scharfen Pro-Contra diskutieren - bis hin zum Handlungsplan. Bernhard Schlink freut sich über die Aufführung: "Ich denke, es passt in die Zeit, und ich freue mich, dass es von jungen Absolventen der Schauspielschule aufgeführt wird."

Bernhard Schlink: Buch bereits 2021 geschrieben

Das Buch zu der Aufführung bei den Hamburger Kammerspielen hat Bernhard Schlink bereits 2021 geschrieben. Bis heute ist einige Zeit vergangen und auch die politische Lage hat sich mehr und mehr zugespitzt, dennoch wollte Schlink nichts ändern. "Das Stück ist keine Zukunftsvision, sondern ein Gedankenspiel. Was ich vor drei Jahren abzeichnete, hat sich nicht verändert, sondern verdichtet. Das Stück muss nicht umgeschrieben werden."

Weitere Informationen
Die Front eines weißen Jugendstil Hauses mit einem großem Schild  "Kammerspiele" © Kammerspiele/ Bo Lahola Foto: Bo Lahola

Hamburg: Kammerspiele starten mit Paukenschlag in die neue Saison

In der Uraufführung des Theaterabends "20. Juli" von Bernhard Schlink geht es um den Umgang mit Rechtsextremisten. mehr

Bernhard Schlink im Jahr 2017 © dpa Foto: Marta Perez

Bernhard Schlink und die Dramaturgie des Erzählten

Mit "Der Vorleser" wurde er weltberühmt. Das Schreiben sei für ihn ein Fluchtort, erzählt er bei NDR Kultur à la carte. mehr

Anjorka Strechel und Johan Richter in dem Stück "Der Vorleser" auf der Bühne des Altonaer Theaters. © G2 Baraniak

"Der Vorleser" im Altonaer Theater: Wenn Glück in Gewalt umschlägt

Das vielschichtige Stück nach dem Roman von Bernhard Schlink beleuchtet die Frage, wie man mit den Verbrechen der Vorfahren umgehen soll. mehr

Bernhard Schlinks neues Stück "20. Juli" feiert in Hamburg Premiere

Im Stück an den Kammerspielen überlegen Schülerinnen und Schüler, ob man einen Menschen umbringen darf, um eine Diktatur zu verhindern.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Hamburger Kammerspiele
Hartungstraße 9-11
20146 Hamburg
Telefon:
040 4133440
E-Mail:
tickets@hamburger-kammerspiele.de
In meinen Kalender eintragen

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Kulturjournal | 22.08.2024 | 19:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Theater

Hände halten ein Smartphone auf dem der News-Channel von NDR Kultur zusehen ist © NDR.de

WhatsApp-Channel von NDR Kultur: So funktioniert's

Die Kultur Top-News aus Norddeutschland direkt aufs Smartphone: NDR Kultur ist bei WhatsApp mit einem eigenen Kanal aktiv. mehr

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mann und Frau sitzen am Tisch und trinken Tee. © NDR Foto: Christian Spielmann

Tee mit Warum - Die Philosophie und wir

Bei einem Becher Tee philosophieren unsere Hosts über die großen Fragen. Denise M‘ Baye und Sebastian Friedrich diskutieren mit Philosophen und Menschen aus dem Alltag. mehr

Mehr Kultur

Bunte Urnen stehen im Regal © NDR.de Foto: Tabea Pander

Wandel der Bestattungskultur: Trauerarbeit darf bunt sein

Beerdigungen müssen nicht immer mit der Farbe Schwarz zusammengebracht werden. Patricia Hansen aus Jesteburg gestaltet Urnen und Särge mit viel Farbe. mehr