Ohne Hoffnungsschimmer: "Das Paradies der Ungeliebten" in Schleswig
Mit einer Regiearbeit in Plauen-Zwickau hat Joanna Lewicka den bedeutendsten deutschen Theaterpreis "Faust" gewonnen. Nun feiert ihre Inszenierung von "Das Paradies der Ungeliebten" am Schleswig-Holsteinischen Landestheater Premiere.
Ein schwacher Kanzler, der seinen Gefühlen erliegt, eine Vize, die "Besseres" zu tun hat, als dem Volk zu dienen, ein kritischer Journalist, der zusehends unter Druck gerät, ein Künstler, der in die Politik gehen soll - und mittendrin ein rechter Populist, der jede Schwäche der anderen zu nutzen weiß.
Die Geschichte zwischen den Zeilen
Das Stück "Das Paradies der Ungeliebten" von Robert Menasse könnte man als reines Polit-Drama erzählen. Doch für Joanna Lewicka ist das zu wenig. Ihr geht es um die Lesart, die man dem Stück entgegensetzt, um das, was zwischen die Zeilen zu lesen ist. "Welche Welt und vor allem welche Menschen möchte ich auf der Bühne erzählen?", sagt die Regisseurin am Rande einer Probe wenige Tage vor der Premiere am 15. Dezember in Schleswig.
Und da können kleine Gesten Wunder wirken, auf die Lewicka so viel Wert legt. Der Moment eines Blitzes auf der Bühne, die Zeit, die Tom Wild als ehemaliger Schauspieler Lars Olsen hat, um den Gaze-Vorgang zuzuziehen.
Publikum soll Geschichte fühlen
Atmosphäre spielt für die preisgekrönte Regisseurin Joanna Lewicka eine große Rolle. Ein Streichholz soll am Ende entzündet werden, ein Hoffnungsschimmer vielleicht. Doch dann erlischt die Flamme.
Vorhang, Licht und Aktion müssen genau getimed sein. "Es ist wahnsinnig anstrengend und es ist wahnsinnig toll", sagt Schauspieler Tom WIld. An jedem kleinen Satz, jeder noch so kleinen Szene werde präzise gefeilt. "Es ist extrem genau, es ist extrem formal."
Das Publikum soll die Geschichte nicht nur verstehen - es soll sie auch fühlen. Wenn die Figuren ihre Masken abziehen, erkennt man sie als Menschen. Wenn sie sich synchron bewegen, merkt man, wie sie zueinander stehen. Und wenn sie anfangs in Unterwäsche erscheinen, spürt man ihre Verletzlichkeit.
Intensive und vertrauensvolle Zusammenarbeit
"Ich finde, Vertrauen spielt ein ganz, ganz große Rolle. Sechs Wochen ist eine lange Zeit, da kann man sich gut kennenlernen, und allein geht man diesen Weg nicht", sagt Joanna Lewicka. Vertrauen, gutes Timing und viel Atmosphäre: So geht Theaterarbeit mit der Regisseurin Joanna Lewicka.
"Das Paradies der Ungeliebten" feiert am 15. Dezember in Schleswig Premiere und ist bis Mai 2025 an den verschiedenen Spielstätten des Schleswig-Holsteinischen Landestheater zu sehen.
Ohne Hoffnungsschimmer: "Das Paradies der Ungeliebten" in Schleswig
Die mit dem "Faust" ausgezeichnete Theaterregisseurin Joanna Lewicka inszeniert das Drama von Robert Menasse atmosphärisch dicht und präzise.
- Datum:
- Ende:
- Ort:
-
Theater Schleswig - Siesvighus
Lollfuß 89
24837 Schleswig - Preis:
- ab 13 Euro
- Besonderheit:
- Veranstaltungen bis zum 7. Mai 2025 auch in Flensburg, Husum, Heide, Rendsburg und Itzehoe