Schleswig-Holsteinisches Landestheater feiert 50. Geburtstag
Das Landestheater Schleswig-Holstein hat Anfang September 1974 seinen Spielbetrieb aufgenommen. Damals wurden die einzelnen Stadt- und Musiktheater zu einem großen Ganzen gebündelt. Das wird am Sonnabend groß gefeiert.
Mit Tennessee Williams "Die Nacht des Leguan" hob sich 1974 das erste Mal in Rendsburg der Vorhang für das Schleswig-Holsteinische Landestheater. Insbesondere dort hatte es massive Proteste gegen den Zusammenschluss mit Flensburg und Schleswig gegeben, doch finanziell drückte der Schuh, erinnerte sich wenige Jahre später Jürgen Scheel aus dem Schleswig-Holsteinischen Kultusministerium im NDR Interview: "Es zeigte sich dann, dass die Theaterhaushalte mit Beginn der 70er-Jahre in einem Umfang anschwollen, dass die Kommunen nicht mehr in der Lage waren, das zu tragen, was an Steigerungsbeträgen auf sie zukam."
Kultur in ganz Schleswig-Holstein verbreiten
Gastspiele in kleineren Orten gab es schon vorher. Das neue Konstrukt bedeutete aber, dass alle Sparten regelmäßig die Requisiten durch Schleswig-Holstein kutschierten, nach Husum, Itzehoe und Neumünster. Auch die kleineren Orte hatten als Gesellschafter jetzt einen Anspruch darauf. Der erste Generalintendant war der kürzlich verstorbene Horst Mesalla. Er stellte damals fest: "Das Ballett kann sich außerhalb von Flensburg nicht warmtanzen. Es müssen Reduzierungen bei Chor und Orchester vorgenommen werden, weil die Räumlichkeiten das nicht hergeben. Das sind künstlerische Einschränkungen, die wir hinnehmen müssen."
Heute ist vor allem das Schauspiel auf Achse, etwa nach Meldorf, St. Peter Ording oder Niebüll. 70 Orte werden im Jahr bespielt, oft gastieren Klassenzimmerstücke in den Schulen. Zu den großen Produktionen fahren dann Busse nach Flensburg und Rendsburg. Was geplant war, ist bis heute gelungen: Schauspiel, Oper und Ballett bereichern das kulturelle Leben flächendeckend in Schleswig-Holstein.
Unruhige Zeiten für das Landestheater
Unter Intendant Michael Grosse kam eine Puppenbühne hinzu. Es folgten Herausforderungen - und es waren nicht nur künstlerische. Zur Jahrtausendwende wurden die Häuser in Flensburg und Rendsburg saniert. Gerungen wurde immer wieder ums Geld: Städte und Kreise wollten ihren Anteil reduzieren, traten aus und dann wieder ein.
Doch all das war nichts gegen den Schock 2011. Statiker stellten überraschend fest: Das Haus in Schleswig ist nicht zu retten. Betreten verboten, sofort! Durch den Einbau von Brandschutzplatten war es in Schieflage geraten. Intendant Peter Grisebach war damals fassungslos, erzählt er: "Es kann doch nicht sein, dass solch ein wichtiges Gebäude einfach verkommt." Der damalige Bürgermeister Thorsten Dahl entgegnete: "Der Fehler wurde 1890 gemacht, als dieses Gebäude auf einem Untergrund gebaut wurde, der eine solche Nutzung nicht zulässt."
Die Landesregierung bot an, den Hesterberg - der Standort des Volkskundemuseums - für das Theater zur Verfügung zu stellen. Knapp sieben Millionen Euro sollten Kreis und Stadt beisteuern. Doch die Schleswiger Stadtvertreter brachten den Plan 2014 aus Angst vor explodierenden Kosten mit einer Patt-Abstimmung zu Fall. Schleswig stand ohne Aussicht auf eine Spielstätte da. Ein Neubau am alten Platz wurde ebenfalls aus Kostengründen verworfen. Damit drohte das Gesamtkonstrukt Landestheater auseinanderzubrechen. Grisebach wurde zum Krisenmanager: "Ich werde nicht den Insolvenzantrag stellen. So weit darf ich es nicht kommen lassen. Ich muss die Insolvenz verhindern. Das ist nun die Aufgabe: ein Konstrukt zu entwickeln, das nur noch aus zwei Produktionsstandorten Flensburg und Rendsburg bestehen wird. Schleswig wird 90 Arbeitsplätze verlieren."
Neue Ideen für die Zukunft
Verwaltung und Schauspiel zogen tatsächlich komplett nach Rendsburg, um fortan in Schleswig nur noch zu Gast zu sein - im Saal des Slesvighus der dänischen Minderheit, der provisorischen Lösung seit zwölf Jahren. Wenigstens soll der Bau eines Kulturhauses in Kürze beginnen. Doch der Spielbetrieb ging immer weiter.
Generalintendantin Ute Lemm ist nun diejenige, die das Landestheater nach der Corona-Pause in die Zukunft führt, auch mit einigen neuen Ideen: "Wir geben Menschen die Möglichkeit, sich selbst auszudrücken und partizipative Projekte zu machen. Wir haben viel Erfahrungen mit Spielclubs. Durch die vielen Dorfprojekte haben wir viele Erfahrungen sammeln können, auf die Wünsche der Menschen einzugehen und daraus ein künstlerisches Projekt zu machen." Außerdem sind zum Jubiläum am kommenden Wochenende Tage der offenen Tür in Flensburg und Rendsburg geplant, viele Fotos sind ausgestellt und in Kürze soll eine Gesprächsreihe zum Thema "50 Jahre Landestheater" starten.
Bildungsministerin Karin Prin hält die Zusammenschließung der Theater zu einem Landestheater für eine echte Erfolgsstory: "Die starke Solidargemeinschaft aus Städten, Kreisen und dem Land ermöglicht es, ein qualitätsvolles Kulturangebot in den gesamten nördlichen und westlichen Landesteil von Schleswig-Holstein zu bringen. Es hat geholfen, das Theaterschiff sicher durch turbulente und herausfordernde Zeiten zu steuern."