Göttinger "Theater im OP" droht das Aus
Nach fast 40 Jahren könnte das "Theater im OP" (ThOP) in Göttingen seine letzte Show auf die Bühne bringen. Denn der befristete Vertrag der Leiterin Barbara Korte läuft aus, eine Nachfolge ist noch nicht in Sicht.
Das "Theater im OP" hat sich durch seine reiche Geschichte und die kraftvollen, teils politischen Inszenierungen als unverzichtbarer Bestandteil der Kulturszene etabliert. Theaterleiterin Korte, erzählt wie alles angefangen hat: "Das 'Theater im OP' hat einen ganz besonderen Raum, nämlich einen ehemaligen Operationssaal, in dem die Aufführungen stattfinden, das ist die erste große Besonderheit." Seit 1984 wird hier Theater gespielt - in Trägerschaft der Universität Göttingen.
Aufführungen im ehemaligen Anatomiesaal
Der ehemalige Anatomiehörsaal der Universität gibt Raum für zehn bis zwölf Produktionen jährlich. Außerdem bietet dieses Theater Studentinnen und Studenten viele Möglichkeiten, selbst mitzumachen - sowohl auf als auch hinter der Bühne. Das Ganze kann für Studienpunkte oder ehrenamtlich passieren.
ThOP zeigt Kästners "Konferenz der Tiere"
Die derzeitige Inszenierung von Erich Kästners "Die Konferenz der Tiere" ist ein zeitloser Klassiker von 1949, der aktuelle Herausforderungen, wie Kriege, Umweltverschmutzung und Hunger reflektiert. Tiere aus aller Welt nehmen das Schicksal des Planeten in die Hand, da die Menschen untätig bleiben. Nach zahlreichen gescheiterten Versuchen gelingt es den Tieren mit Unterstützung der Kinder, die Menschen zu überzeugen, die Waffen niederzulegen, die Grenzen aufzulösen, die Bürokratie zu vereinfachen und schlussendlich den Krieg abzuschaffen.
Die Inszenierung besticht durch ein einfaches Bühnenbild und farbenfrohe Kostüme. "Ich bin sehr begeistert, dass es so viele junge Leute gibt die sich fürs Schauspiel engagieren und das mit Leidenschaft machen", erklärt eine Zuschauerin nach der Vorstellung. Lob gab es aus dem Publikum außerdem für die Kostüme, die Aktualität des Themas und das gute Zusammenspiel des jungen Ensembles.
Kortes Vertrag endet im Mai 2024
Doch obwohl das ThOP so beliebt ist in der Göttinger Kulturszene, sieht sich das Theater mit Unsicherheiten konfrontiert. Kortes Kästner-Inszenierung könnte eine der letzten ihrer Ära sein. Ihr Abschied würde nicht nur den Verlust einer kreativen Leitung bedeuten, sondern auch das mögliche Ende für das "Theater im OP" als Ganzes - und das nach fast 40 Jahren. Der befristete Vertrag der Leiterin endet im Mai. Ob und wie es genau weitergeht, das ist noch unklar.
In einer Mitteilung der Universität Göttingen heißt es, man arbeite an einer Lösung für die Zukunft des Theaters. Zu laufenden Personalangelegenheiten könne man sich derzeit nicht öffentlich äußern. Korte selbst hat klare Vorstellungen: "Wenn ich mal träumen darf, dann wünsche ich mir für das ThOP eine unbefristete Leitungsstelle. Ich wünsche mir für das ThOP, dass es eine gesicherte Zukunft hat und dass wir uns auf das konzentrieren können, was wir können und machen wollen - nämlich jeden Monat ein neues spannendes Projekt auf die Bühne zu bringen."
Die Zukunft des "Theaters im OP" bleibt also vorerst ungewiss. Die Hoffnung auf mindestens weitere 40 Jahre ist groß, denn die Einzigartigkeit und Leidenschaft des Hauses sind unverkennbar.