Wie das Theater Lüneburg Menschen mit Behinderung ins Haus bringt
Für Menschen mit Behinderung ist der Theaterbesuch häufig schwer zugänglich. Das Theater Lüneburg hat deshalb eine Kooperation mit der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg gestartet.
Menschen mit Behinderung gehen fast nie ins Theater. Gründe gibt es viele. Einige sagen, dass sie sich dort nicht so richtig wohlfühlen. Andere haben Angst, dass sie nichts verstehen oder dass sie an der falsche Stelle lachen. Manchmal ist es einfach kompliziert, ins Theater zu kommen, oder es ist zu teuer. Stefan Schliephake, Theaterpädagoge bei der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg, findet das schade. Er hat eine Kooperation mit dem Theater Lüneburg ins Leben gerufen. Am 25. Januar hat sich die Gruppe "Der Sturm" von Shakespeare im Theater Lüneburg angeschaut.
Einführung in leichter Sprache
Ein Nebenraum im Theater Lüneburg: Eine Gruppe von 13 Menschen mit Behinderung hat sich an kleinen Tischen verteilt. Aufmerksam lauschen sie, was Dramaturg Friedrich von Mansberg und Regisseur Gregor Müller über das Stück zu sagen haben: "In der Theaterlandschaft wird immer erzählt, dass es das komplizierteste Stück ist und keiner es so richtig versteht", sagt Gregor Müller. "Macht Euch da keinen Stress: Ich habe es auch nicht ganz verstanden."
Es wird viel gelacht bei der Einführung in leichter Sprache und plötzlich scheint der komplizierte Shakespeare gar nicht mehr so kompliziert. "Wir haben uns einfach Sachen rausgezogen, die wir verstehen und die wir cool finden. Da ist zum Beispiel ein Liebespaar, die tanzen, und wie in einem Liebesfilm ist da natürlich Musik", erklärt Müller.
Das "Drumherum ist die größere Hürde"
Ein eigenes Theaterangebot für Menschen mit Behinderung. Diese Idee stammt von Stefan Schliephake, Theaterpädagoge bei der Lebenshilfe Lüneburg Harburg. Für Menschen mit Behinderung sind die Hürden ins Theater zu gehen sehr hoch. Denn der Theaterbetrieb gehorcht gewissen Regeln. "Die meisten Theaterbesucher wissen: Wie ziehe ich mich an, wie verhalte ich mich, wann klatsche ich, wann klatsche ich nicht. Es gibt eine Menge Rituale und das mag auch eine Hemmschwelle sein", erklärt Dramaturg Friedrich von Mansberg. "Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Drumherum die größere Hürde ist."
Hürden lassen sich gemeinsam besser überwinden
Manche Hürden kann man gemeinsam besser überwinden. Da sind sich alle aus der Gruppe der Lebenshilfe einig. Sie fühlen sich dann besser und sicherer. Die Menschen mit Behinderung werden zudem von Ehrenamtlichen zu Hause abgeholt und nach der Vorstellung zurückgebracht. Außerdem hat die Lebenshilfe Unterstützer gefunden, so dass die Tickets nicht mehr teuer sind.
Nach 20 Minuten Einführung geht es los. Es sind beeindruckende Bilder, die auf der Bühne entstehen, mit viel Musik und Tanz. Zwei Stunden dauert die Vorstellung von "Der Sturm". Die Zeit vergeht wie im Flug. Allen ist klar: Sie wollen wieder kommen - zusammen als Gruppe.