Thalia Theater will Honig von eigenem Dach verkaufen
Nicht nur auf der Bühne des Thalia Theaters ist einiges los, auch auf dem Dach der Bühne am Alstertor. Dort wohnen seit fast zwei Monaten besondere Gäste: Ein Bienenvolk sorgt bald für Honig.
Zwei Imker sind auf dem Weg zum Thalia Theater, aber nicht als Schauspieler. Agneta und Nico Finck haben dort einen besonderen Auftrag, an einem besonderen Ort. Sie wollen ihren ersten Honig auf dem Dach des Thalia Theaters ernten. Im Arm tragen sie leere Kisten und einige Imker-Anzüge. Sie betreten das Theater durch den Bühneneingang. Unterstützt werden sie von der Schauspielerin Oda Thormeyer. Die drei gehen durch das Labyrinth des Theaters - in den 6. Stock. Es geht noch einige Meter durch ein Büro, und dann stehen die beiden Imker und die Schauspielerin auf einer Feuerleiter. Hier muss man schwindelfrei sein.
Kisten voller Honig müssen mit Schutzanzügen gegen leere getauscht werden
Der Blick vom Dach des Thalia Theaters reicht zu den Türmen von St. Petri und St. Jakobi. Seit acht Wochen sind die Bienen hier zuhause. Die Aufgabe der beiden Imker und Schauspielerin Oda Thormeyer ist, dass die Kisten voller Honig gegen neue, leere, ausgetauscht werden. Dazu braucht es weiße Schutzanzüge, betont Nico Finck: "Der Feind der Biene ist der Bär. Er ist dunkelbraun und schwarz. Deswegen versucht man mit heller Kleidung, den Bienen nicht so viel Angst einzujagen." Für Schauspielerin Oda Thormeyer fühlt sich das imkern wie ein Workshop an. "Ich lerne gerade ganz viel und bin total dankbar, dass ich eine andere Welt kennenlernen kann."
Sobald der Imker-Hut mit dem Sichtgitter aufgesetzt ist, alle Reißverschlüsse geschlossen und die Handschuhe übergestreift sind, geht es ans Eingemachte: Nico Finck und Oda Thormeyer nähern sich den Bienenstöcken. Nico zieht behutsam einen Rahmen heraus, der ist schwer vom ganzen Honig. "Die können das alles nur machen, indem sie zusammenarbeiten und nicht jeder alleine. Das ist eine Gemeinschaft, das finde ich wahnsinnig faszinierend." Nico Finck fegt vorsichtig die Bienen von den Bienenstöcken ab und tauscht den vollen Rahmen gegen einen neuen, noch leeren aus.
Imker Nico Finck ist mit erster Ernte zufrieden
Oda Thormeyer ist fasziniert: "Was ich total irre finde, ist, dass die Bienen so entspannt sind zu uns. Obwohl wir Rambazamba machen." Der Imker ist mit der ersten Ernte zufrieden. "Man sieht jetzt anhand der Beute, dass das Volk stark gewachsen ist. Die Bienen fühlen sich hier auf dem Dach des Thalia Theaters wohl, und sie finden auch genug Trachtquellen." Das sind Blütenpollen. Oda Thormeyer sieht zwischen ihrem Theaterberuf und dem Bienenstock durchaus Parallelen. "Man muss die Augen offenhalten, wo eine schöne Blüte ist, und so ist es bei uns auch. Man muss überall die Augen offen halten, wo wieder eine Geschichte ist, was Menschen bewegt, in den unterschiedlichsten Bereichen."
Hobby-Imker sind eigentlich Polizeibeamter und Bibliothekarin
Der 32-jährige Imker ist eigentlich Polizeibeamter, seine Frau Agneta ist 38 Jahre alt und Bibliothekarin in der Universität Hamburg. Das Imkern haben sie vor vier Jahren während Corona in einem Online-Kurs gelernt. "Es ist total aufregend, es ist für uns auch das absolute Novum, auf einem Dach zu stehen mitten in der Innenstadt. Ich bin Hamburgerin, ich kenne mich hier aus, aber hier oben auf dem Dach war ich sonst natürlich noch nie." Mittlerweile hat das Ehepaar elf Bienenvölker, die meisten in ihrem Schrebergarten in Langenhorn.
Honig soll "Thaliagold" heißen
Wenn es nach dem Theater geht soll der Honig "Thaliagold" heißen. "Den Namen höre ich zum ersten Mal, insofern bin ich ganz gespannt. Ich habe vorher schon 'Sommernachtstraum' gehört. 'Thaliagold' finde ich total gut", freut sich Nico Finck.
Bienen sind sensible Geschöpfe und arbeiten am liebsten im Ensemble. Auch eine mögliche Parallele zum Theater. Und manchmal greifen sie bei aller Coolness auch zum äußersten, dann können die Imker auch mal gestochen werden. Den Honig "Thaliagold" soll es, wenn alles nach Plan geht, ab nächster Spielzeit im Thalia Theater geben.