Ohnsorg Theater streitet über Zukunft des Hauses
Intendant Michael Lang will den Zugang zu plattdeutschen Stücken im Hamburger Ohnsorg Theater erleichtern. Die neue Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Keck sieht dessen Modernisierungskurs kritisch.
Seit Langem schwelt der Konflikt, jetzt ist er offen ausgebrochen. Im Kern geht es darum, ob die große Ohnsorg-Bühne rein plattdeutsch bleibt, oder ob man auch immer wieder hochdeutsche Teile einfließen lässt, um neues Publikum zu gewinnen, das nicht Plattdeutsch spricht. Ab der kommenden Saison tragen die Stücke hochdeutsche Titel. Außerdem werden Platt-Einsteiger an ausgewählten Terminen mit hochdeutschen Übertiteln unterstützt.
Sandra Keck kritisiert Modernisierungskurs
Die ehemalige Ohnsorg-Schauspielerin Sandra Keck hat sich als Aufsichtsratsvorsitzende des Theaters wählen lassen. Sie sei von Mitarbeitenden darum gebeten worden, die mit dem Modernisierungskurs nicht einverstanden sind und sich nicht mitgenommen fühlen, sagte sie NDR 90,3. Das Ohnsorg Theater ist in dieser Frage hinter den Kulissen offenbar gespalten. Sie löste damit den langjährigen Aufsichtsratvorsitzenden Christian Breitzke ab. Der stellvertretende Aufsichtsratvorsitzende Eggert Voscherau nahm seine Wiederwahl daraufhin nicht an. Derzeit hat der Aufsichtsrat deshalb nur drei Mitglieder. Gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" kündigte Keck an, dass ab August Heidi Mahler, die Tochter der berühmten Ohnsorg-Schauspielerin Heidi Kabel, im Aufsichtsrat mitwirken soll.
Kulturbehörde will vermitteln
In der Kulturbehörde ist man über die Heftigkeit des Konflikts erschrocken. Kultursenator Carsten Brosda unterstützt den "umsichtigen Modernisierungsprozess" des Ohnsorg-Intendanten Michael Lang. Es habe in der Corona-Zeit nicht viele Intendanten gegeben, die sich mit so viel Leidenschaft für die Zukunft der Bühnen eingesetzt haben und ein ausgesprochen gutes Standing haben, sagte ein Behördensprecher. Die Kulturbehörde bietet an, im Ohnsorg-Streit zu vermitteln.