von Danny Marques

Jeden Abend vor 1.600 Zuschauern zu spielen, ist für die Darsteller von "Harry Potter" im Mehr! Theater ganz normal. Zwei Schauspieler daraus wagen nun das Kontrastprogramm: statt Spektakel auf der großen Bühne, ein intimes Stück in Hamburgs kleinstem Theater Das Zimmer. "Trümmer" heißt das Stück und es ist so gar nicht "Harry Potter". Es geht um ein schwules Pärchen, das glücklich ist - bis einer tragisch stirbt.

Du willst ein Date mit mir? - Hättest du darauf Lust? Auf ein Date? Zitat aus "Trümmer"

Zwei Männer, die sich lieben. Markus Schöttl spielt Noel, der bei einem Unfall ums Leben kommt. Felix Radcke spielt Sam, der zurückbleibt und sich die Schuld dafür gibt. Beide haben jahrelange Erfahrung beim Harry Potter-Zauberspektakel im Mehr! Theater. Statt 1.600 Zuschauer haben sie nun jeden Abend 40. "Ich glaube, man kann es auch nicht miteinander vergleichen", erzählt Radcke. "Es hat beides etwas Tolles. Ich freue mich, hier in diesem kleinen Theater die Reaktion des Publikums zu spüren und wahrscheinlich viel stärker aufnehmen zu können."

Markus Schöttl: Letzte Aufführung als Harry Potter

Gerade für Markus Schöttl ist es eine besondere Woche. Nicht nur Premiere mit dem neuen Stück im Theater Das Zimmer. Er hat jahrelang den Harry Potter gespielt und Sonntag seine letzte Vorstellung: "Es greifen zwei Dinge ineinander. Eine Sache hört auf, eine andere fängt an. Das ist das Schöne an unserem Job, es geht immer weiter. Ich glaube, ich kann in beiden Stücken ganz viel von dieser Trauer, von diesem Loslassen einfließen lassen."

Trauer ist auch die treibende Kraft in "Trümmer". Immer wieder erlebt Sam den letzten Moment mit Noel. Der will ihm einen Gefallen tun, schnell für ihn mit dem Auto etwas besorgen, stürzt dann aber in einen Fluss. Sam durchlebt den Albtraum immer wieder. "Es geht um Verlust, um Trauer. Und um die Idee, dass etwas, was uns nährt, das wir lieben, uns vielleicht ein ganzes Leben lang begleiten kann, auch wenn es nicht mehr hier ist", sagt Schöttl.

Stück von Autor Tom Ratcliffe in deutscher Erstaufführung

Das Stück kommt aus England, im Theater Das Zimmer wird es zum ersten Mal auf Deutsch gespielt. Das Haus versteht das als Beitrag zur Prideweek, bei der auf die Rechte von Menschen hingewiesen wird, die nicht heterosexuell sind. Im Grunde sei das aber gar nicht so wichtig, sagen die Schauspieler. Denn in "Trümmer" geht es nicht um das Schwulsein, sondern um Liebe.

"Ich hoffe, dass sich nicht nur die LGBTQ-Szene damit identifizieren kann, dass man nicht zwei Männer sieht, sondern dass man zwei Menschen sieht, die sich lieben", so Radcke. Und Schöttl fügt hinzu: "Es geht um eine Beziehung, um eine Partnerschaft, um Liebe und die Erfahrungen, die man in so einer Zeit miteinander macht."

Magische Geschichte um die Liebe

In Rückblenden wird erzählt, wie Sam und Noel zueinanderfinden. Als Einbildung erscheint Noel Sam auch nach seinem Tod. Alles ist sehr reduziert. Der Lebende trägt weiß, der Tote schwarz. Polaroids an der Wand dokumentieren ihr gemeinsames Leben. Das hat alles viel weniger Effekte als Harry Potter, weniger magisch ist diese Geschichte deswegen aber noch lange nicht.

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